24/7 DIVA HEAVEN beenden furios ihre „Stress“-Tour mit einem Heimspiel in Berlin (01.12.2021)

 
 

Dienstreisen haben oftmals etwas Schönes: Man hat die Abende meist frei. So auch heute, worauf ich inständig gehofft hatte. Denn was kann es schöneres geben, als eine junge aufstrebende Band bei ihrem Tourabschluss in ihrer eigenen Stadt zu sehen. 24/7 Diva Heaven durfte ich auf den Tag genau vor zwei Monaten schon bei ihrem Tourauftakt in Hamburg auf der MS Stubnitz bewundern. 

Heute bin ich im Lido Berlin-Kreuzberg zu Gast. Die Veranstaltung wurde als 2G Plus ausgelobt. Für mich bedeutet das, erst einmal irgendwo in Berlin einen Corona-Test zu absolvieren. Dank meiner Hotel-Rezeption gelang es zügig, eine geöffnete Teststation in Veranstaltungsnähe ausfindig zu machen, was gar nicht so einfach war. Als ich am Lido ankam, war gerade Einlassbeginn. Ein bisschen Orientieren, einen Drink zu sich nehmen und schon legte die Supportband Hathors los. Die Schweizer sind beim gleichen Label Noisolution und mit den Mädels befreundet. Obwohl sie schon vier Alben auf dem Markt haben, sind die drei Jungs komplett an mir vorbeigegangen. Ihre Songs hatten einen psychedelischen Einschlag. Die knappe Auftrittszeit konnten die Jungs noch nicht einmal komplett nutzen, um sich und ihr aktuelles Album „Grief, Roses & Gasoline“ zu präsentieren. Dem Bassmann spielte die Technik einen Streich. Die Stromzufuhr in sein Pedalboard streikte. Da sie fast ausschließlich auf dem Material der Mädels spielten, dauerte die Fehlersuche entsprechend lange und die Setlist musste gekürzt werden. Musikalisch kamen viele der Gäste mit den Schweizern nicht klar. Trotzdem war es sehenswert, wie Bass und Gitarre sich auch mit Hilfe der Bühnenaufbauten bespielen ließen. Die Saiten über Kante gezogen ist schon ganz schön schräg …

Die geplante Setlist:

1. The Valley, 2. Loose Ends, 3. Revolver, 4. For No Reason, 5. Love Is Just A Feeling, 6. It Takes Forever, 7. Not The Same, 8. Holy Shit, 9. Waisting Time, 10. Brainwash (Die geplanten Zugaben Keeping Secrets, New York, Rock This Town gab es dann nicht mehr)

Der Zuschauerraum füllte sich, jedoch nicht so stark, wie sich das viele erhofft hatten. So blieb genug Platz zwischen den Gästen. Auffällig viele Frauen tummelten sich in dem Konzertsaal. Dies lag sicherlich auch an der Grrrl Noisy-Bewegung, welche die drei Mädels ins Leben gerufen haben. Das feministische Netzwerk verfolgt das Ziel, weibliche (trans-inklusiv) und nicht-binäre Talente aus den Genres Noise, Grunge, Punk, Doom, Metal oder anderen außergewöhnlichen Stilen der Underground-Musikszene in Berlin zu unterstützen, zu präsentieren und sichtbar zu machen. Die drei Berliner Girls Karo Paschedag (Bass), Mary Westphal (Schlagzeug) und Katharina Ott-Alavi (Gitarre/Gesang) liefern heute Abend eine erfrischende Show ab. 2018 machten sie mit ihrer EP „Superslide“ auf sich aufmerksam und präsentieren derzeit ihr Debütalbum „Stress“ auf einer kleinen Tour, die heute ihren Abschluss finden soll.

Das im März veröffentlichte Album konnte natürlich aufgrund der Pandemie nicht viel beworben werden. Schneller Rock zwischen Grunge, Alternative und Punk, zwischen Fuzz und heavy Riffs und vor allem stets mit großen Refrains und Melodien, prägen die Show. Textlich gibt es klare Statements zu Themen, die am Herzen liegen. Feminismus, Ungleichheit, Homophobie, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder ökologische Probleme stehen hier im Vordergrund. Wenn man die drei auf der Bühne sieht, glaubt man fast nicht, sich gerade mit einer Punkband auseinanderzusetzen. In schicken weißen Kleidern oder mit schicken weißen Blusen entsprechen sie eher dem Klischee der netten Schwiegertochter, als dem einer Punkband. Die Bühnenbeleuchtung passend bunt und nebelig. Die Girls toben sie sich auf der doch recht großen Bühne aus. Auch beweisen sie nun, dass sie nicht nur draufhauen können, denn mit „Everyman“ beweisen sie kurz vor Ende, dass sie auch Balladen beherrschen.

Dass bei den Mädels der Spaß im Vordergrund steht, merkt man sofort. Im Gegensatz zum Hamburger Konzert fällt ihnen heute vieles leichter, sie wirken routiniert und besser eingespielt. Am Merch-Stand und an der Bar wird nach dem Konzert mit den Gästen geklönt. Man ist offen für Gespräche und zeigt keinerlei Berührungsängste. Ob Fotos, Gespräche, Autogramme oder Merch-Verkäufe, die Pandemie ist hier für ein paar Stunden kein Thema. Die eigens für dieses Event neu hergestellten Shirts gehen weg wie warme Semmeln. Für ihre eigene Sektabfüllung mit Stress-Label machten sie auf der Bühne keine Werbung. Sie tranken ihn einfach lieber selbst …

Schon im März kommenden Jahres führen uns unsere Wege wieder zusammen. Sie starten dann ihre 2022er Konzerte und die Einladung ins Hamburger Molotow nehme ich natürlich gerne an.

Die komplette Setlist:

1. Topped With Cheese, 2. Shamebath, 3. Victim, 4. Head On Collision, 5. J.T., 6. Everything Sucks, 7. Potface, 8. White Swamp, 9. Death To, 10. Doctor Touch, 11. Everyman, 12. Half Moon, 13. Bitter Lollipop,
Zugaben: 14. No. 1, 15. Cover
 
Berichterstattung / PhotoCredits: Norbert Czybulka
 
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