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CASTLE ROCK Schwerin Vol. III – Der Festival-Samstag (21.09.2024)

Mit den letzten Sonnenstrahlen des Indian Summers geht es für uns zum letzten Open Air im norddeutschen Raum. Das CASTLE ROCK in Schwerin geht in die III. Auflage, in diesem Jahr jedoch – im Gegensatz zu den Vorjahren – mit zwei Festivaltagen. Bereits gestern rockten hier zu Füßen des Schweriner Schlosses auf dem Bertha-Klingberg-Platz einige Bands aus dem Punk-Rock-Sektor. Heute wird der Punk beiseite gepackt und Platz gemacht für sieben Metal-Bands. 

Mit einer entspannten und sonnigen Anreise von gut zwei Stunden (aus Schleswig-Holstein kommend), ist das Ziel easy erreicht und auch die Parkplatzsituation ist bestens. Der Platz des gesamten CASTLE-ROCK-Geschehens, mit Blick auf das Schweriner Schloss, ist angenehm übersichtlich. 500-600 Leute hätten hier ausreichend Platz. Verteilt im Rund finden wir zwei Bierstände, einen relativ großen Merchandise-Stand, eine Wurstbude, eine Pommesbude sowie jede Menge Bierzeltgarnituren mit Sonnenschirmen zum Verweilen.

Um 15:00 Uhr ist Einlass, um 16:00 Uhr soll die erste Band bereits spielen. 

VERBAL FIGHT kommen aus Wismar, haben sich 2020 über eine Ebay-Anzeige zusammengefunden, standen 2022 das erste Mal auf der Bühne und präsentierten seinerzeit ihre EP „First Fight“. Ihre deutschsprachigen Songs sind eine Mischung aus Punk, Rock u. Mittelalter. Im Juli diesen Jahres veröffentlichten Verbal Fight ihr erstes Album „Raus aus dem Keller“.  Heute haben sie den undankbaren Opener-Slot. In der Tat stehen um 16:00 Uhr nur wenige Besucher vor der Bühne, da die meisten noch bequem sitzend, auf der anderen Seite des Festivalplatzes im Schatten verweilen. Das hält die hanseatischen Musiker jedoch nicht davon ab, ihr Ding souverän durchzuziehen und die Leute, die bereits vor der Bühne stehen, auf Temperatur zu bringen. 

Als zweite Band des heutigen Festivaltages gibt es nun den Auftritt der einzig offiziellen Hypocrisy-Tribute-Band. Es geht weiter mit CHAOS AND CONFUSION aus Dresden. Zu den allseits bekannten Hypocrisy-Klassikern „Roswell 47“, „Mind Corruption“ oder „Eraser“ geht schon deutlich mehr im Publikum die Party ab. Nach wie vor hat man jedoch das Gefühl, dass das Schweriner Publikum lieber mit dem Bierchen in der Hand sitzt und schwatzt als zur fetten Packung Metal ordentlich zu headbangen. Für mich sind CHAOS AND CONFUSION an diesem Tage mit eine der stärksten Bands. Spielerisch einwandfrei, geile Growls und ein schöner Härtegrad – fast schon besser als das Original (Letzteres denken wir aber natürlich nur – das soll Mr. Tätgren nicht hören)

Die Umbauphasen zwischen den jeweiligen Slots liegen zeitlich irgendwo zwischen 15-20 Minuten und verlaufen absolut reibungslos. 

Weiter geht es mit FULL ASSAULT aus Schwerin. Für sie ist hier heute sozusagen Heimspiel. Die 3-Mann starke Thrash-Metalband zelebriert den Oldschool-Thrash und der kommt hier beim Publikum richtig gut an. Größenteils präsentieren Robsess (Vocals / Bass), Fränk The Tänk (Gitarre) und ManOwaR (Drums) Nummern ihres aktuellen Albums „Dying World“. Das FULL ASSAULT Soundgewand setzt sich deutlich aus dem Sound der Big Teutonic Four zusammen – und der geht immer!

Next Stop: MAINPOINT aus Rostock. Eines meiner Highlights hier beim CASTLE ROCK. Genremäßig tauchen wir ein in den Darkrock. Stimmlich erinnert Frontmann Axel K. zweifelsohne an Peter Steele von Type O Negative und schenkt mir als ewiger Type-O-Fan schon vom ersten Ton an, die pure Gänsepelle. Hat Peter Steele einen Bruder? Soundmäßig punkten bei mir Songs, wie beispielsweise „She´s my girl“, „Ruination“  oder aber ihre aktuelle Nummer „Youth 4K“. 

Drei Haupstadt-Importe haben wir am heutigen Tage. Als nächstes kommen somit die Oldschool Thrasher von FATAL EMBRACE auf die Bühne. Mitterweile hat uns die Dunkelheit erreicht und der Heiländer, Spezi, Chris und Tilo geben im Bühnennebel ordentlich Gas. Am Schlagzeug haben wir live erstmalig Neuzugang Andre am Start. Die Setlist von FATAL EMBRACE ist ein Querschnitt ihrer sechs Alben und Album Nr. 7 ist gerade in der Entstehungsphase – es soll bald fertig sein. Wie immer beschließen die Berliner ihr Set mit einer Covernummer, in diesem Fall ist es „Whole Lotta Rosie“ von AC/DC.  

Bevor es nun mit dem Vize-Headliner weitergeht, kommt Veranstalter Heiko Steinmüller auf die Bühne und richtet dankende Worte an seine Frau Marion, an die vielen Helfer und natürlich auch an die Besucher. Retoure schallt der Applaus, mit dem das Publikum zeigt, wie wohl man sich hier fühlt.

Der Festivaltag steuert langsam auf die Zielgerade zu! Nur noch zwei Bands – and here they are: DEPRESSIVE AGE! Die Berliner Kultband der 90er Jahre reunionierte im vergangenen Jahr nach rund 26 Jahren. Mit zwei kleineren Clubkonzerten starteten sie Anfang 2023 in Rostock und Erfurt und es folgten im Frühjahr / Sommer 2023 größere Auftritte beim Rockhard Festival, beim Alcatraz in Belgien und in Wacken. Derzeit werkelt man am neuen Album und von eben diesem gab es, neben ihren bekannten Songs (u.a. „Berlin“, „Cairo Crabat“, „Electric Scum“) eine kleine Kostprobe mit „She Lights My Way“. Ein starker und emotionsgeladener Auftritt endet nach 10 Songs mit „Eternal Twins“. Bei dieser Nummer gibt es dann gesanglich Unterstützung durch Putz von POSTMORTEM. 

Zeit für den Headliner, der nun zu später Stund´ doch wieder mit einer recht mauen Meute vor der Bühne klarkommen muss. Diese kleine Meute hat es aber in sich und wartet auf den Total-Abriss von POSTMORTEM. Anfang der 90er Jahre gegründet, brachten die Berliner Thrash-/Death-Metaller sieben Alben in ihre Diskografie. Aus den letzten vier Alben setzt sich heute die Setlist zusammen. Standesgemäß beginnt der Slot mit einem Sirenen-Intro, welches den Opener „Are You Dead“ einläutet. Hier haste nun noch eine Stunde lang fette Riffs und rotzig klingende Shouts von Frontmann Putz. Allerbester Abschluss!

Die kleine Besucher-Crowd vor der Bühne ist nun „sweaty“ und der Nacken wurde ordentlich strapaziert. Schnell nimmt man noch ein kleines Wegbier, verabschiedet sich von Freunden und Bekannten und zieht zufrieden in die dunkle Nacht.  

Fazit: Zwei richtig tolle Festivaltage im Spätsommer, zu einem absolut kleinen Kurs von nur 70 Euronen. Besuchte man nur einen Tag, lag man beim Tagesticketpreis von schlappen 40 Euro und bekam dafür die volle Breitseite Punk, Rock oder aber Metal. Dieses kleine Festival wurde mit jeder Menge Schweiß und Herzblut organisiert und punktet mit tollen Bands, bestem Sound und sympathischen Helfern. Präsentiert wurde die 2-Tages-Sause von Heiko und Marion Steinmüller, die hier in Schwerin den legendären Pub „The Scotsman“ betreiben. Man fühlte sich bei bestem Wetter und vor schönster Kulisse sauwohl und es erschließt sich nicht so ganz, warum nicht ein Müh mehr an Besuchern anreiste und mitfeierte. Vielleicht bietet man dem Publikum im kommenden Jahr weniger Sitzgelegenheiten, denn hier wurde mehr gesessen, als dass man mit den Bands vor der Bühne abfeierte. Ein kleiner Wehmutstropfen – aber nur ein kleiner.

Wir wünschen diesem tollen Event im kommenden Jahr mehr Anerkennung und hoffen auf deutlich mehr Besucher. Schwerin ist bestens erreichbar, auch Parkplätze genug vorhanden und die Stadt, die in diesem Jahr zum Weltkulturerbe wurde, hat auch Busse und Bahnen 😉

Also: 2025 seid IHR dabei – wir vom NIC raten dazu und bedanken uns abschließend bei den „Steini´s“ für die tolle Gastfreundschaft! 

Berichterstattung / PhotoCredits: Stefanie Preuß