DREAM THEATER – Ein rundum bestuhltes Konzert in der Sporthalle Hamburg (23.01.2020)

Wir haben Donnerstag, genau genommen ist heute Donnerstag, der 23.01.2020. Für mich geht es zum allerersten Konzert in diesem Jahr – ist ja auch noch jung. Auf dem Plan stehen heute die Urväter des Progressive Metals. Genau!  DREAM THEATER treten heute in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg auf. Für mich ein Muss als absoluter Fan und ich freue mich von daher riesig.

An der Sporthalle angekommen, konnte ich – ohne großartiges Warten, wie sonst – sofort auf das Parkdeck fahren. Zu meiner Verwunderung war das Parkdeck noch fast leer – und das gut 90 Minuten vor Beginn des Konzertes. Merkwürdig! Aber nun gut, erst einmal schnell in die Halle. Der Einlass fand pünktlich um 19:00 Uhr statt. Mir war bekannt, dass das heutige Konzert ein bestuhltes Konzert sein würde. Wie man das wohl in der doch recht großen Sporthalle umsetzen wollte? Das war mir vorab eigentlich ein Rätsel. Wie man es dann letztendlich umsetzte, sah ich wenige Minuten später, als ich in die Halle kam. Grundsätzlich bietet die Alsterdorfer Sporthalle eine Besucherkapazität für 7000 bis 8000 Besucher. An den Tribühnenseiten ist die Sporthalle für gewöhnlich mit 3500 Stühlen ausgestattet. So aber nicht heute! Nur die ersten zehn Reihen der Tribühne wurden genutzt. Die Bühne war im Innenraum der Halle aufgebaut. Um sie herum jeweils zwei Blöcke mit Stuhlreihen. Bei einer heutigen Besucherzahl von gut und gerne 2000 Besuchern könnt Ihr Euch vorstellen, wie leer die Halle wirkte. Wenn ich ganz ehrlich bin, musste ich diesen Aufbau in dieser großen Venue erst einmal auf mich wirken lassen.

Um 20:00 Uhr ertönte sodann der Gong in der Halle und das Intro leitete die kommende knapp dreistündige Show ein. Eine Supportband gab es an diesem Abend nicht. Nachdem Mike Mangini (Schlagzeug), John Petrucci (Gitarre), James LaBrie (Gesang), Jordan Rudess (Keyboard) und John Myung (Bass) die Bühne betraten, starteten sie auch sogleich mit einem Set ihres aktuellen Albums „Distance Over Time“. Aus diesem wirklich starken Album, welches im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, bekamen wir als ersten Song „Untethered Angel“ zu hören. Nun folgte eine Reise quer durch das „Distance Over Time“- Album. Lediglich die Nummer „In the Presence of Enemies, Part  I“ vom 2007er Album „Systematic Chaos“ gesellt sich als Außenseiter in dieses Set.

Setlist: Teil 1 – Distance Over Time
Untethered Angel / A Nightmare to Remember / Fall Into the Light / Barstool Warrior / In the Presence of Enemies, Part I / Pale Blue Dot

Nach der ersten Spielzeit von gut 40 Minuten folgte eine 20-minütige Pause. Um 21:00 Uhr ging es weiter mit dem zweiten Teil des Abends, der ganz und gar dem 1999er-Konzeptalbum „Metropolis Pt. 2 – Scenes from a memory“ gewidmet wurde. Das fünfte Studioalbum und zugleich allererste Konzeptalbum der Amerikaner, ist somit auch schon zwanzig Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum galt es nun am heutigen Abend gebührend zu feiern.

Der durchaus gut durchdachte Bühnenaufbau in der Sporthalle bot den Musikern eine Unmenge an Freiraum. Auf verschiedenen Ebenen, sehr großflächig, alles bestens ausgeleuchtet und nicht zu vergessen das 360 Grad schwenkbare Keyboard von Jordan Rudess. DREAM THEATER schafften es an diesem Abend – trotz eines dauerhaft sitzenden Publikums – ein absolut energiegeladenes, über zwei Stunden andauerndes Konzert, ohne großartig viel „Show“ zu zelebrieren. Da merkt man eben doch, dass vor uns auf der Bühne fünf routinierte Musiker stehen, die ihr Handwerk bis ins kleinste Detail beherrschen. Musiker, die diese Musik und Leidenschaft schon so viele Jahre in sich tragen und live immer noch in Perfektion transportieren können. Göttlich natürlich auch wieder einmal das Gitarrenspiel des einzigartigen John Petrucci, der so einige Solis spendierte und mir und mit Sicherheit auch vielen Fans im Publikum Gänsehaut-Momente bescherte. Im Hintergrund liefen – passend zu den jeweiligen Szenen des Konzeptalbums – Videos als Comic und in 3D Sequenzen. Hierdurch bekamen die Songs noch einmal mehr „Farbe“ und es erklärte sehr gut die Geschichte dieses Albums.

Kraftvoll kam auch das Drumspiel von Mike Mangini daher. Er ist durch und durch eine Maschine und konnte einmal wieder mehr sein Können unter Beweis stellen. Alles in allem fiel das Augenmerk – und so geht es mir häufig bei einem DREAM THEATER Konzert – auf die Instrumentalisten. Alles Könner und Macher, die alles aus ihren Instrumenten herausholen. Ein jeder Ton sitzt. Das Album eine Dramaturgie, stille leise Momente, kraftvoll sich steigernde Songs, Tempis im Wechsel und der letzte Song „Finally Free“ stimmt einen rundum glücklich. Gegen 22:45 Uhr verstummt die Musik mit einem Male, eine letzte Szene auf dem Screen im Hintergrund beschließt die Geschichte und damit auch den heutigen Abend.

Das Hamburger Publikum verabschiedet die Künstler auf der Bühne mit Standing Ovations und bittet um eine Zugabe. Und die gibt es auch prompt. Mit „At Wit´s End“ kommt das Publikum noch einmal ganze 9 Minuten auf seine Kosten und es wird gebangt was das Zeug hält. Ein toller Abschluss !

Für mich geht es nun – total beseelt  – in Richtung Heimat, begleitet von Songs des „Distance Over Time“ Albums, die aus den Boxen meines Autos erschallen. Sind es nicht diese Momente, die Musik in uns auslöst? Ich würde mich freuen, wenn DREAM THEATER schon bald wieder in Hamburg ein Konzert geben, dann aber hoffentlich in einer passenden Venue, die keine Stühle zusammenschieben muss. Hier hat Hamburg derzeit, nach dem Wegfall des Mehr Theaters! im Konzertbereich, ein großes Problem, denn die Lücke zwischen 1200 Besuchern und 7000 Besuchern ist einfach zu groß. So werden einige Bands einen großen Bogen um Hamburg machen – und seien wir doch ehrlich, das wollen wir nicht. Hamburg kann nicht nur Musical, sondern die Perle sollte auch attraktiv für anderen Musikstile und Events sein. In diesem Sinne ….

Euer Wolle

Setlist des 2. Teils – Metropolis, Pt. 2 – Scenes From a Memory):
Regression / Overture 1928 / Strange Déjà Vu Act / Through My Words / Fatal Tragedy / Beyond This Life / Through Her Eyes / Home / The Dance of Eternity / One Last Time / The Spirit Carries On / Finally Free / Zugabe: At Wit’s End

Berichterstattung / PhotCredits: Wolfgang Kühnle 

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