Heathen Rock Festival 2020 – „Tschüß Heathen Rock, Du warst einsame Spitze“ (22.02.2020)

In Memory of Foto Wolle ( Wolfgang Kühnle ) unserem Kollegen und Freund.

Ein Samstag, Ende Februar. Wir schreiben den 22.02.2020 und für einige aus unserem Team ging es an diesem Tage nach Hamburg-Harburg zum HEATHEN ROCK FESTIVAL. Bewusst dessen, dass es am heutigen Tage die letzte Auflage des Heathen Rock Festivals sein würde, fuhr man mit etwas Wehmut auf die andere Elbseite. Ein stürmischer Tag voller Regen. Umso schöner, dass es ein Indoor Festival ist. In Harburg angekommen suchte man sich schnell im nahegelegenen Parkhaus einen Parkplatz und mit einem kurzen Fußweg von fünf Minuten war man auch schon in der Location. Eine wirklich schöne Location, wie ich Jahr für Jahr immer wieder feststellen muss. Ein kleiner Bereich vor der Bühne, von dort ab an Tribühnen-Bereich, der es einem ermöglicht, von verschiedenen Ebenen aus gut auf die Bühne zu schauen und dies stehend oder sitzend, wie man es mag. In den unteren Bereichen, etwas abseits der Bühne links und rechts, geht es in die Barbereiche. Ob nun Bier oder Met oder andere Kaltgetränke – Durst brauchte hier keiner zu fürchten.

Die Türen des Rieckhofes öffneten pünktlich um 11.00 Uhr, ab 11:30 Uhr begann sodann das Bühnenprogramm. 10 Bands sollten den heutigen Festivaltag rocken. Als Opener-Band standen YMYRGAR auf der Bühne. YMYRGAR kommen aus Tunesien und liefern den Folk- und Paganmetal. Die Band gibt es seit 2011. Bisher den Meisten an diesem Tage gänzlich unbekannt, stellte man schon nach kurzer Zeit fest, dass diese Band unwahrscheinlich gut beim Hamburger Publikum ankam. Ein richtig starkes halbstündiges Warm-Up war das. Später beim Meet & Greet traf man die fünf sympathischen Musiker, die zahlreich Autogramme verteilten und hier und da gerne für ein Selfie zusammen mit ihren Fans posierten.

Als zweite Band traten nun THE GENERATIONS ARMY aus Schweden ihren Slot an. Sie sollten schon im vergangenen Jahr beim Heathen Rock Festival auftreten, jedoch waren sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht volljährig und somit war ein Gig nicht möglich. Nun aber in diesem Jahr durfte die junge Thrash-Metal-Truppe an den Start gehen und das taten sie – und wie, sag ich Euch. Da siehste vor dir vier junge Burschen, die eigentlich deine Kinder sein könnten und du denkst dir: Jo, die guck ich mir mal kurz an“. Aber dann bleibst du stehen und das bis zum Ende des Sets, denn schon nach den ersten Riffs wusste man, die „sind ’ne Bank“. Was das Publikum nun erlebte, war absolut geiler Thrash, der die ersten Headbanger an die Bühne holte, die ihre Mähnen kreisen ließen. Eine Band, die man sich unbedingt mal anschauen sollte und die, wie ich meine, großes Potential nach oben hin hat. So stark schon jetzt, wo sind sie wohl dann in ein paar Jahren? Ragnar, Elvin, Erland und Calle waren den Rest des Tages, wohin ich auch hörte, Gesprächsthema und das im Positiven natürlich. Metalheads, bleibt cool, für Nachwuchs in diesem Sektor ist gesorgt !

13:20 Uhr – Showtime für die Hamburger Band INDUCTION. Diesmal eine Band aus dem Genre des Progressive Power Metals. Diese Band wurde seinerzeit durch ihren Gitarristen Martin Beck in Tschechien gegründet, ihren Lebensmittelpunkt haben die fünf Musiker jedoch in der Hansestadt. Schaut man auf den zweiten Gitarristen der Band, sehen wir den Sproß des Helloween bzw. Gamma Ray Gitarristen Kay Hansen, nämlich Tim Hansen. Was nun folgt sind 40 Minuten Epic Metal, der mich stark an Bands, wie beispielsweise Sonata Artica oder aber Brainstorm erinnert. Gefallen haben mir INDUCTION auf jeden Fall und im Video-Review von DER WAHRE LUKAS, welcher ebenfalls mit uns vor Ort war, findet ihr auch ein kleines Interview mit Tim Hansen.

Band Nr. 4: Ja, da war ich wirklich gespannt, denn bisher hatte ich diese Band noch nie live gesehen, aber schon jede Menge Gutes gehört. Die Rede ist von DETRAKTOR. Vier Musiker, Multi-Kulti aus Chile, Brasilien und Bulgarien, die ihr Unwesen in Hamburg treiben. Seit 2015 ist diese Band als Einheit unterwegs und man wurde auf die Hanseaten-Thrasher aufmerksam durch das Metal Battle des Wacken Open Airs. Diesen Contest gewann die Band und durfte im Jahre 2017 auf dem Wacken Open Air auftreten. Die ersten Töne erklangen und das Thrash-Quartett spielte das Publikum innerhalb weniger Minuten mit einer derartigen Wumme an die Wand, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Die Geschwindigkeit des Thrash-Metals und der aggressive Gesang des Drummers Henrique „Coruja“ Queiroz waren schon beeindruckend. Richtig gut gespielter Thrash, der aber dennoch anders war, kaum zu beschreiben. Um es mit den Worten meines Kollegen Dirk zu sagen, der nach dem Slot auf mich zukam und meinte: „Maaan, was war das denn da eben?“ Jo, das dachte ich mir ehrlich gesagt auch und ließ das erstmal sacken. Aber wenige Minuten später musste ich mich outen und klarstellen: ICH BIN DETRAKTOR FAN ! Ich hoffe, ich erlebe diese absolut sympathische Formation noch viele Male mehr. Was für ein Brett !

Zwischen all dem Treiben fanden sich immer wieder die Bands zum Meet & Greet ein und zeigten sich fannah dem Publikum. Natürlich hatten die Bands auch ihr eigenes Merch mit am Start, das dort an die Frau bzw. an den Mann gebracht wurde. Viele bekannte Gesichter traf man beim Zigarrettchen draußen vor der Tür oder aber auch innerhalb der Location. Ein gemütliches Miteinander, eine sehr entspannte Organisation, alles lief zufriedenstellend und es spiegelte sich deutlich dieser einmalige Charakter des Heathen Rock Festivals wider: Ein Festival gemacht von Fans für Fans!

Kommen wir nun aber zur fünften Band des Tages. Melodic Viking Death Metal war nun an der Reihe und den brachten VALKENRAG. Wie sagt man doch so schön: Die polnischen Amon Amarth. Mit einem Male waren wir in der Welt der Vikinger und Slawen. Denn hieraus ziehen VALKENRAG ihre Lyrics. Wer mich kennt, weiß, dass ist meine Welt. Schaut man sich dann noch Frontmann Bartek Leszek alias Lorghat auf der Bühne an, der muskulös mit freiem Oberkörper und Amulett all das auch visuell präsentiert, ist man schon vollends im Viking Metal angekommen. Spielerisch einwandfrei begeisterten die vier Musiker das Publikum. Jede Menge Helikopter -Heads waren zu sehen, sowohl auf der Bühne und auch vor der Bühne. Ich persönlich hätte mir die metalischen Wikinger gerne noch eine ganze Weile mehr geben können, aber nach 50 Minuten war dann Schluss und sichtlich zufriedene Metalheads brauchten erst einmal zum Abkühlen ein gutes Bier oder vielleicht auch einen Met – passend zu VALKENRAG.

Düster wurde es um 17.00 Uhr auf der Bühne. Nebel zog auf und die Bühne tauchte in grün-blaues mystisches Licht. Zeit für Black Metal, Zeit für meinen Lieblings-Genre und Zeit für WALDGEFLÜSTER. Die Münchener Black Metal Band gründete sich im Jahre 2005. Ihre Texte sind deutschsprachig und werden gezogen aus der Natur, in Wäldern, dem Herbst und Winter, im Schatten oder der Dunkelheit. Ich finde ihre Texte wunderschön. Bekannt waren sie mir natürlich zuvor durch ihre Alben, nur live hatte ich sie bisher nicht gesehen. Den Black Metal in der Heimatsprache Deutsch zu begehen, ist selten, aber fasziniert. Der Auftritt von WALDGEFLÜSTER war richtig gut und das Bühnenbild mit dem kahlen Geäst hier und da, war passend. Ein Lob an dieser Stelle an den Lichttechniker, der WALDGEFLÜSTER ins rechte Licht setzte. Mein schwarzes Herz sagt „Danke“ Waldgeflüster. Viele Fans standen bei Euch vor der Bühne und man ließ sich eine knappe Stunde musikalisch durch die dunklen Wälder treiben.

Langsam wurde es ordentlich warm im Rieckhof und es dürstete dem einen oder anderen Besucher immer mehr. Der Alkohol floß, die Stimmung war genial, alle friedlich miteinander – einfach perfekt. Nun sollte es für die Herren im Publikum etwas heißer hergehen, denn nun gab es „Female Fronted Heavy Metal“ von CRYSTAL VIPER. Die polnischen Metaler punkten mit Frontfrau Marta Gabriel, die den Gesang übernimmt, zeitgleich aber auch noch sexy in rotem Latex-Suit gekleidet, den Sechssaiter bearbeitet. Vor der Bühne und auf der Tribühne ist es deutlich voller geworden und man hat Bock auf eine knappe Stunde Power Metal.

Um 19:40 Uhr ziehen nun die Hamburger von ENDSEEKER auf die Bühne und es ist Zeit für eine satte Portion Old School Death Metal. In Hamburg sind die fünf Mannen um Frontmann Lenny bekannt und in der lokalen Metalszene auch gar nicht mehr wegzudenken. Auf die Ohren gab es nun eine ganze Stunde lang und Hamburgs Headbanger bauen nun die Nackenmuskelatur auf. Auch einen Moshpit bekommen wir erstmals zu sehen. ENDSEEKER gehen immer und wer Bock hat, schaut sie sich am 03.10.2020 auch noch einmal im Bambi Galore in Hamburg an.

Bevor es nun mit dem Headliner des Abends weiter geht, kommen noch einmal die Heathen Rock Initiatoren Tobi, Axel und Wolfgang auf die Bühne und bedanken sich mit einer wirklich rührenden Ansprache beim Publikum für die Treue der letzten Jahre und den Support. Das Publikum verneigt sich mit ihnen zusammen und mit dieser Geste dankt wiederum die Fangemeinde und zollt so ihren Dank gegenüber den Betreibern. Ein wirklich schöner Moment, der natürlich auch in unserer Galerie bildlich festgehalten wurde.

Aber nun ist es endlich soweit. TURISAS sind nun an der Reihe. Diese Band bekommt man nicht so oft auf Festivals in Deutschland zu sehen, umso schöner, dass sie für das letzte Heathen Rock Festival gewonnen werden konnten. Der Auftritt beginnt allerdings etwas holperig. Nicht nur, dass die Band einen Großteil ihres Equipments nicht mit dem Flieger nach Hamburg bekommen hatte, nun gab es auch noch technische Probleme. Nachdem diese behoben wurden, ging es jedoch in die Vollen. Folk-Metal from Finland. Schwarz-rot bemalt ziehen sie auf die Bühne und ihre Fans feiern fortan die Finnen. Immer wieder – auch während des Slots – gibt es kleine technische Probleme, was natürlich auch soundmäßig nicht so pralle rüberkommt. Echt schade. Aber dennoch hatten sie Spaß auf der Bühne und auch die Besucher gaben noch einmal alles. Nach 50 Minuten beenden TURISAS ihren Auftritt mit „Stand Up and Fight“, ihrem wohl bekanntesten Titel.

Nach dem Auftritt von TURISAS – es war ja auch ein verdammt langer Tag – dünnte sich die Publikumsmenge allmählich aus, so dass für die letzte Band nur noch wenige Besucher vor der Bühne standen. Als Absacker-Band des 11. und auch letzten Heathen Rock Festivals gab es nun noch einmal Party-Metal-Mucke mit KALEVALA aus Russland. Auch mit dieser Band sind wir wieder im Bereich des Folk Metals und ihre Songs bringen sie uns in ihrer Heimatsprache. Besungen werden die Lieder von Frontfrau Xenia, die einfach zauberhaft ist und jeden, noch so müden Metalhead mobilisieren kann. Auf jeden Fall machen KALAVEDA gute Laune, auch wenn man natürlich ihre Texte nicht versteht und vielleicht wäre es besser gewesen, diese aktive Band ein wenig weiter nach vorne ins Line-Up zu setzen. Nach acht Songs ist dann ihr Auftritt zu Ende. Mit einem herzlichen Applaus verabschiedet sich das restliche Hamburger Publikum von den russischen Künstlern und man zieht vollkommen zufrieden nach Hause, wohl aber mit dem Wissen, dass das Heathen Rock Festival zukünftig fehlen wird.

Wir sagen DANKE an unseren Team-Kollegen Wolfgang „Wolle“ Kühnle, der zugleich auch einer der Organisatoren dieses Festivals all die Jahre war und DANKE an die gesamte Heathen Rock Crew. Wir haben uns diesmal, als auch all die Jahre zuvor bei Euch sauwohl gefühlt und es war immer ein herzliches und gut organisiertes Festivals in einer super tollen Location und mit einer excellenten Bandauswahl über all die Jahre.

Wir von NIC – NordMensch in Concerts sagen „Tschüß HEATHEN ROCK, Du warst einsame Spitze“

Berichterstattung: Stefanie Preuß

PhotoCredits: Dirk Jacobs, Stefanie Preuß, Björn Schulz und Wolfgang Kühnle

Consent Management Platform von Real Cookie Banner