Lieblingsplatten Revisited – „Lauschangriff“ mit Markus von IMPARITY
Unsere Leidenschaft zur Musik wird von jedem von uns auf seine eigene Weise gelebt. Angefangen vom Hörerlebnis selbst, über den Besuch von Konzerten, Tragen von Bandshirts bis hin zum eigenen musikalischen Projekt ist alles dabei. Dabei gibt es persönliche Vorlieben (Streaming, CD, Vinyl oder Tape) und Hörgewohnheiten (Lautsprecher oder Kopfhörer). Bei einem gemütlichen Gespräch mit Markus von IMPARITY (siehe auch unsere Rezi zum Album) plauderten wir über ungewöhnliche Ideen fürs Hörerlebnis, die Veränderung der eigenen Lieblingsbands innerhalb derer Diskographie und dem aktuellen Stand bei IMPARITY.
Du hattest eine sehr coole Idee; sich einmal durch die komplette Diskographie einiger Lieblingsbands zu hören. Wie kam es zu dieser Idee?
Eigentlich war das ein ganz profaner Grund, der mich zu dieser Idee brachte. Ich habe seit geraumer Zeit einen Plattenspieler in meinem Arbeitsbüro stehen und bin in der glücklichen Lage fast den ganzen Tag Musik hören zu können. Neben aktuellen Schallplatten, die ich an meine Arbeitsstelle schicken lasse, will ich aber natürlich auch alte Platten hören, die ich dann immer im Schwung von zu Hause aus meiner Sammlung mitnehme und nach dem Durchhören gegen andere austausche. Da ich meine Platten alphabetisch und innerhalb einer Band chronologisch sortiert habe war es mir aber tatsächlich zu mühsam, immer einzelne Platten herauszunehmen und sie hinterher wieder korrekt einzusortieren und daher habe ich immer die Kollektion einer Band im gesamten aus dem Regal genommen.
Welche Bands hast du konkret durchgehört und warum ausgerechnet diese? Und gab es ein bestimmtes Medium (Schallplatte, CD, digital), das du bevorzugt hat oder hat du alles so gemischt, wie es in den Alltag passt?
Es waren eben Bands, von denen ich einfach besonders viele Schallplatten besitze. Bands deren Sammlung ich insbesondere Ende der 90er und in den 2000ern gesammelt habe und dort vornehmlich auf CD besitze, fielen daher hinten über. Wenn mir einzelne Releases auf Platte fehlten, habe ich diese aber in der korrekten Reihenfolge dann gestreamt, um auch wirklich die ganze Diskographie zu erfassen. Außerdem sollten es schon Bands sein, die eine umfangreiche Diskographien vorweisen können.
Unter anderem sind da vor allem Motörhead, My Dying Bride, Swallow the Sun, Anathema, Falkenbach, Sentenced, Amorphis, Hammerfall, Black Sabbath (dank der neu veröffentlichten LP-Boxen), The Gathering und The Night Flight Orchestra, aber auch eher nicht unter den Metal zu gruppierende Bands, wie Dire Straits, Queen oder Heart, zu benennen.
Hast du noch weitere Bands auf deinem Zettel, die du durchhören möchtest und falls ja, welche sind das?
Als nächstes steht auf jeden Fall Katatonia und Long Distance Calling an, da besitze ich auch noch fast jede Veröffentlichung auf Vinyl und aus dem Rock-Sektor Pat Benatar. Danach muss ich schon etwas genauer schauen, wo ich wirklich noch ausreichende Mengen an Releases auf Vinyl vorliegen habe. Eventuell werde ich dann doch mehr auf das Streaming oder auf die CD setzen. Nevermore, Paradise Lost oder Moonspell würden mich auf jeden Fall sehr reizen, da habe ich die meisten Releases aber „nur“ auf CD. Da würde ich dann im Büro wohl eher auf das Streaming setzen.
Wenn man eine Band in seiner Jugend zum ersten Mal hört und dann einige Alben immer wieder auf dem Plattenteller hat, gehören die schon fest zum eigenen Leben. Wenn man jetzt allerdings die komplette Diskographie durchhört, hört (und spürt) man ja schon einige Unterschiede im Gegensatz zum „ersten Mal“. Wenn du das aktuelle Hörerlebnis mit deinen ersten Begegnungen mit den Bands vergleichst: was hat sich konkret verändert und was ist gleich geblieben für dich beim Durchhören?
Gleich geblieben ist natürlich die Liebe und die Begeisterung zu jeder der Platten. Von den genannten Bands gibt es wirklich nur wenige Platten, die ich nicht liebe und mag. Jede Platte für sich ist besonders und einzigartig, auch wenn sie manchmal aus dem Kontext fallen oder doch eine deutliche Kurskorrektur der Band aufweisen. Wenn man die Platten nun im Kontext der Banddiskographie hört fällt einem – wie ich finde – schon deutlicher auf, dass sich viele Stilwechsel eben doch längerfristig eingeschlichen haben und nicht wie es einem manchmal in der Jugend vorkam, von einer Platte auf die andere. Manchmal lässt sich der stilistische Wechsel auch natürlich auch an Wechseln in der Bandbesetzung festmachen. Ich habe auch versucht immer zu den Platten ein wenig über die Geschichte der Band zu recherchieren und die Platten auch im Zusammenhang von Besetzungswechsel, Plattenfirmawechsel und ggf. auch Aufnahmebudget zu sehen. So erschließen sich einem viele Unterschiede und Zusammenhänge, die man in früheren Zeiten auch auf Grund der damals nicht vorhandenen Datenbanken im Internet so gar nicht deuten konnte. In dem Zuge bin ich dann auch nach der Discographie einer Band gerne noch eine Zeit bei den Nebenprojekten der Mitglieder oder weiterführender Gruppen ehemaliger Mitglieder hängengeblieben.
Das bringt mich direkt zu eurer Band IMPARITY; stell dir vor, du würdest eure ersten musikalischen Gehversuche mit eurem aktuellen Album vergleichen; was hat sich da für dich verändert, wenn du es als Hörer durchhören würdest?
Zum einen vor allem der Sound. Bei unserer ersten EP waren wir zwar in einem professionellen Studio und eigentlich ist es von der Technik her die am besten produzierte Platte. Aber wir wussten gar nicht so recht, welchen Sound wir eigentlich haben wollten und entsprechend langweilig ist dann auch der Mix ohne Ecken und Kanten ausgefallen. Die zweite Veröffentlichung „Dying Dreams“ haben wir dann in der Pandemie-Zeit komplett im Heim-Studio aufgenommen und ich habe sie selbst gemischt. Für einen Anfänger glaube ich gar nicht so schlecht, aber im Nachhinein merkt man dann natürlich doch wo die Schwachstellen sind. Bei dem ersten Langspieler haben wir dann zwar auch im Heimstudio recordet, das Ganze aber von Markus Skroch von den Kalthallen Studios (u.a. Ash of Ashes) mixen lassen und das Ergebnis hat uns auf der gesamten Länge überzeugt.
Der zweite Unterschied liegt sicher im Songwriting, wo wir mit der Zeit auch deutliche Fortschritte gemacht haben. Sowohl in der Abwechslung als auch in der Komplexität. Und schließlich auch in unseren eigenen Fähigkeiten am Instrument und in dem Mut, einmal etwas Neues zu probieren.
Wie schaut´s aktuell im Lager von IMPARITY aus; euer Debut-Album „Tales of Rust and Bones“ war ja bereits eine Doom Perle. Wie sind die aktuellen Pläne in Sachen Songwriting und Konzerten?
Wir bleiben in der Entwicklung nicht stehen und haben jüngst eine sehr erfreuliche Entwicklung. Wir konnten ein neues Bandmitglied für uns gewinnen und werden in Zukunft mit Geige und Keyboard die Bühnen unsicher machen. Dadurch wird unser Sound sicher deutlich komplexer und abwechslungsreicher sowie atmosphärischer. Wir sind mitten im Prozess des Songwritings für das neue Album, ein Termin steht hier aber auch noch gar nicht fest. Gerne würden wir auch ein kleines Label für uns gewinnen können. Erste Live-Termine sind für den Sommer auf jeden Fall geplant. Zum Beispiel am 02.08.2025 im Valhalle in Köln und am 06.09.2025 im Kult 41 in Bonn.
Du bist ja auch viel auf Konzerten unterwegs; gibt es ein Festival, auf dem du gerne mit IMPARITY spielen würdest?
Wir würden gerne mal auf einem Festival spielen, da kommen viele kleine Festivals im Ruhrgebiet oder in ganz Deutschland sicher in Frage. Ein Festival ist immer eine großartige Möglichkeit seine Musik einer größeren Gruppe von Musikbegeisterten zu präsentieren, die sonst nie auf diese Band gestoßen wären. Total schön wäre es mal in einer besonderen Location, wie z.B. der Naturhöhle in Balve zu spielen. Aber das sind weit entfernte Träume.
Danke für deine Zeit und die coole Idee für diesen Artikel!