Konzerte

Musikalische Gruppentherapie mit OCEANS (Gulfhaus Vechta, 24.10.2025)

Auf diese Show hatte ich mich lange gefreut: Nicht nur stehen Oceans seit einigen Jahren sehr weit oben auf meiner persönlichen Lieblingsband-Liste. Auch das Gulfhaus in Vechta, wo an diesem frisch-herbstlichen Freitagabend einer der letzten Stops der ersten Headline-Tour von Oceans stattfindet, ist ein Ort mit Charme. In der ehemaligen Zitadelle von Vechta gelegen, ist das Gulfhaus ein Jugend- und Kulturzentrum, wo auch regelmäßig Konzerte stattfinden. Das Gebäude ist hübsch, die Atmosphäre ist gemütlich und die Leute sind toll. Mein letzter Besuch dort ist allerdings schon ein gutes Jahr her und so freut es mich, mal wieder da zu sein.Oceans-Vechta-33

Drei Bands stehen für den Abend auf dem Plan. Den Auftakt machen Sundance, welche ziemlich pünktlich um sieben Uhr vor noch etwas zaghaftem Publikum die Bühne betreten. Die Band aus Ostfriesland ist der lokale Act im Line-Up und wurde erst 2023 gegründet. Während die Anwesenden zu Beginn noch einen höflich-zurückhaltenden Abstand zur Bühne halten, lassen Sundance sich davon nicht wirklich beirren. Von Anfang an geben sie Vollgas und so taut das Publikum mit der Zeit auch langsam aber stetig etwas auf, rückt näher und bewegt sich zur Musik. Mit dabei: der bandeigene Camcorder mit der Bitte, dass dieser doch durch das Publikum wandern möge, um ein paar Live-Eindrücke zu sammeln. Es braucht zwar wirklich einen Moment, aber als Sundance nach etwa einer halben Stunde die Bühne verlassen, sind die Leute, die ihren Weg bis dahin in den Saal gefunden haben, gut aufgewärmt. 

Setlist Sundance:

1) Intro 2) Become the Sun 3) Down 4) Connection Lost 5) PLR(?) 6) Fallen 7) Delicate Skin (?) 8) Hollow

Oceans-Vechta-97Es folgt eine kurze Umbaupause. Banner und schildartige Aufbauten finden den Weg auf die Bühne. Special Guest der Tour sind Deliver the Galaxy aus Sachsen-Anhalt. Seit 2010 gibt es die die Band, deren Songs thematisch im Science Fiction Bereich angesiedelt sind und von Reisen in den Weltraum und auch der Prä-Astronautik-Ära erzählen. Kleidung und Auftreten von Sänger Matthias Mente passen gut zu diesem Konzept. Auch bei Deliver the Galaxy wird zum Auftakt braver Abstand zur Bühne gehalten, der sich jedoch ziemlich bald in Luft auflöst. Der Raum füllt sich, die Leute sind gut gelaunt. Der Sound von Deliver the Galaxy ist extrem eingängig und Songs wie Bury Your GodsTake Off oder Live. Die. Repeat. sind mitreißend. Keiner steht mehr still. Die Show überzeugt, macht Spaß, das Publikum ist gepackt. Die gesamte Performance ist extrem stark. Deliver the Galaxy zeigen eine Bühnenpräsenz, die eine spannende Atmosphäre aufbaut. Das ganze Konzept der Band ist stimmig und macht einfach riesengroßen Spaß. 

Für Deliver the Galaxy ist es die letzte Show der gemeinsamen Tour – während Oceans noch eine Show in Basel spielen und einen Berlin-Termin nachzuholen haben. Und so gibt es an diesem Abend schon die üblichen „Tour-Abschluss-Gags“. So kommt während eines Songs Oceans-Sänger Timo Rotten auf die Bühne geflitzt, um Deliver the Galaxy-Gitarrist Christian Rockstedt eine Halskette mit übertrieben großem „BITCH“-Anhänger mit viel Bling Bling umzuhängen. Später, zum letzten Song, tauchen Oceans komplett auf der Bühne auf, im Gepäck Alien-Masken und aufblasbare Musikinstrumente, mit denen sie auf ihre Kollegen von Deliver the Galaxy einzudreschen drohen. Ein Bild für die Götter, die wir doch eigentlich beim ersten Song des Supports schon begraben haben.

Schließlich endet auch dieser große Spaß und es folgt eine weitere kurze Umbaupause. Es ist zehn vor neun, als schließlich Oceans – der Headliner des Abends – auf die Bühne treten und mit den zwei recht kurzen Songs Parasite und Spit von ihrem aktuellsten Album Happy den Abend eröffnen. Für die Band, die ihren Sound selbst als Nu Death Metal beschreibt, ist es die erste Headline-Tour. Sänger Timo Rotten erklärt, dass die Setlänge ihnen dadurch ermöglicht, auch mal etwas tiefer in der Bandgeschichte zu graben. So finden sich mit Songs wie Into the Void, Hope und Voices etwas ältere Songs in der Setlist, die in der Vergangenheit eher keine Berücksichtigung finden konnten.

Der schon wieder existente Abstand zwischen Publikum und Bühne wird vonOceans-Vechta-173 Sänger Timo Rotten nicht geduldet und so fordert er dazu auf, den „Fotograben des Abends“ zu überwinden und lieber aufzurücken. Das Publikum kommt dieser Bitte nach und reißt damit auf eine gewisse Art und Weise auch eine imaginäre Mauer ein. Die Musik von Oceans beschäftigt sich viel mit Mental Health Themen, dem Kampf mit Depressionen und Ängsten, aber auch Gesellschaftskritik. „Für uns ist das auch immer ein bisschen Gruppentherapie“, sagt Timo Rotten auf der Bühne und es hat den Eindruck, dass das Publikum dies stellenweise auch so fühlt. Zumindest ermöglicht die Musik der Band es, für einen Abend die eigenen inneren Kämpfe heraus zu schreien und zu tanzen und am Ende irgendwie ein bisschen gereinigt nach Hause zu gehen. Wenn man in einzelne Gesichter schaut – auf und vor der Bühne – hat man den Eindruck, dass es fast jedem im Raum so ergeht. Gerade auch Dauerbrenner wie We Are Not Okay oder The Awakening und auch die neuesten Singles Ghost, Still Not Okay und Atlas passen zu diesem thematischen Rahmen. 

Das Set ist vielfältig und macht Spaß, bietet ruhigere Passagen – zum Beispiel bei I Sing Alone – und härteres Geschrammel – zum Beispiel bei Sulfur. Die zusätzliche Zeit, die durch den Headliner-Spot zur Verfügung steht, weiß die Band zu nutzen und eine Show zu bieten, die kurzweilig und einfach rund ist. Die „Zugabe“-Rufe, als sie nach 15 Songs von der Bühne verschwinden, geben der Band recht. So steht am Ende des Abends für mich persönlich wieder einmal die Frage im Raum, warum diese Band nicht viel mehr Aufmerksamkeit bekommt. Denn die hätten sie durchaus verdient. 

Setlist Oceans:

1) Parasite 2) Spit 3) Home Is Where the Heart Is 4) Home 5) Breed Consume Die 6) Sulfur 7) Into the Void 8) Hope 9) I Sing Alone 10) Ghost 11) We Are Not Okay 12) Atlas 13) Voices 14) Still Not Okay 15) Shark Tooth – Zugabe: 16) The Awakening 17) Icarus

Berichterstattung / PhotoCredits: Olivia Zöllner 

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