THE OFFSPRING – „SUPERCHARGED“ (Review)
Wusstet ihr, dass Ed Sheerans erstes gekauftes Album die „Smash“ von THE OFFSPRING war? Seitdem ist er ein langjähriger Fan und performte mit der Band auf dem diesjährigen BottleRock Festival in Napa den Song `Million Miles Away`. Das alleine wäre eigentlich schon eine schöne Marketingstrategie, allerdings spricht der durchschlagende Erfolg von „Smash“ aus dem Jahr 1994 bis heute noch eine sehr deutliche Sprache. Galt der Vorgänger „Ignition“ noch als Geheimtipp, so gab es Mitte der 90er eigentlich keinen Lautsprecher, der nicht von der Band beschallt wurde. Auch wenn man die Band stellenweise nicht mehr auf dem Radar hatte, war sie nie wirklich ganz in der Versenkung verschwunden.
Nun meldet man sich mit „Supercharged“ zurück an die Gitarrenfront und möchte es schlicht und ergreifend wissen: kann man knackige Riffs, Ohrwurmrefrains und moderne Elemente zu einem charismatischen Album zusammenführen? Um es kurz zu machen: ja, denn seit der „Smash“ hatte ich nicht mehr so viel Spaß bei einem OFFSPRING Album! Gleich der Opener `Looking Out For No 1` besticht durch einfühlsame Melodien und knackige Riffs im Midtempo. Das Aushängeschild ist und bleibt jedoch die charismatische Stimme von Dexter Holland, die hier (mal wieder?) besonders gut zur Geltung kommt. `Light it Up` hätte genauso gut in den 90ern geschrieben worden sein, denn die Punk Attitüde hält hier die Flagge steil nach oben und lässt von einer Tour mit Bad Religion und anderen Kultbands träumen. Wenn man Filme wie „American Pie“ heute zum ersten Mal sehen würde, wäre `The Fall Guy` der perfekte Soundtrack dazu, während `Make it right` das Flair versprüht, von dem `Pretty Fly (for a white guy) `bei seiner Veröffentlichung geträumt hat.
Nur noch eine letzte Zigarette, ein letztes Bierchen oder ein letztes Mal eine schöne Zeit erleben, bevor man stirbt. Es gibt viele Dinge, die beim letzten Mal eine tiefere Bedeutung erfahren, egal ob gut oder schlecht. `OK, but this ist he last time` singt hier ein klares Lied davon und geht sowohl als Partykracher, als auch als tiefgründiger Dauerbrenner in die Synapsen rein. Klare Worte und ein charismatischer Stinkefinger rotzt uns der Punkbastard `Truth in Fiction` in seiner (fast) zweiminütigen Spielzeit runter, während `Come to Brazil` erst sabbathartig startet, ehe es steil nach oben galoppiert. Dass man sich nicht allzu ernst nimmt, beweist der Fußballchor in der Mitte, der einfach nur großartig reinpasst. Fans von Stoner Rock und den alten Kyuss Platten dürften mit `Get Some` ihren Lieblingsbands schnell fremdgehen, ehe man mit `Hanging by a Thread` den Groove schlechthin über den Hörer hereinbrechen lässt. Sphärische Klänge leiten den Rausschmeißer `You can´t get there from here` ein, der textlich auch noch einmal tief in der Seele gräbt und mit seinen Hooks seine Spuren im Langzeitgedächtnis hinterlässt.
Charismatisches Futter einer Kultband, einbetoniert in der wuchtigen Produktion von Bob Rock (u.a. Metallica und Black Sabbath), Ohrwürmer in Dauerschleife und ein Album, das sowohl in einzelnen Songs als auch als großer Kuchen optimal funktioniert. Passendes Cover, Gänsehaut und mentale Moshpits. Ein wenig Nostalgie und gleichzeitig ein modernes Album, das auf allen Wegen schlichtweg kickt und Herzblut verströmt.
Fazit: Für mich der ultimative Nachfolger und das Upgrade meiner heißgeliebten „Smash“! „Supercharged“ ist genau das, was wir in unseren turbulenten Zeiten schlichtweg brauchen: authentisch, ehrlich und gleichzeitig seinen Wurzeln huldigend, aus der THE OFFSPRING ursprünglich entwachsen sind. Höchstpunktzahl und gleich endlich direkt noch einmal die komplette Scheibe in einem Rutsch genießen. DANKE für diesen Meilenstein!
10 von 10 Punkten
Redakteur: Sebastian Radu Groß