CD Reviews

THE DEAD DAISIES rocken mit Album Nr. 5 den „Holy Ground“ (Album Review)

„Never change a running system“. Was für andere Bands fast wie ein unumstößliches Gebot scheint, wird bei der Supergroup THE DEAD DAISIES eher klein geschrieben. Regelmäßige Besetzungswechsel und damit einhergehende Änderungen ihres persönlichen Sounds sind mittlerweile schon fast ein Markenzeichen der Truppe, die seit 2019 nunmehr aus David Lowy, Deen Castronovo (Ex-Journey, Ex-Bad English), Doug Aldrich (Ex-WHITESNAKE, Ex-DIO) und dem „Rock and Roll Hall of Fame“-Musiker Glenn Hughes (Ex-DEEP PURPLE, Ex-BLACK SABBATH) besteht. Da die Band ihren Fans bislang aber, trotz einiger Einblicke in Form von sage und schreibe drei Singleauskopplungen sowie einer „Lockdown Session“-EP, noch ein Album in eben jener Besetzung schuldig geblieben sind, wird dieses nun endlich nachgeliefert. „Holy Ground“ heißt das nunmehr fünfte Studioalbum der Hard Rocker und steht hierzulande seit 22.01.2021 in den Läden.

Na klar, haben wir uns diese Scheibe auch zwischen die Ohren geklemmt und in Ruhe reingehört.

In der heutigen Zeit mutet der Einstieg mit dem Titeltrack eines Albums schon fast ungewöhnlich an, dennoch wurde mit `Holy Ground (Shake The Memory)´ ein starker Auftakt gewählt, der einen angemessen auf die folgenden rund 50 Minuten einstimmt. Den Sängerwechsel bemerkt man sofort, springt einem doch Glenn Hughes einzigartige Stimme nach nur wenigen Sekunden regelrecht entgegen und reißt den Hörer sofort mit sich. Das Arrangement mit dem fast ebenso prägnanten Keyboard, welches seit Dizzy Reed´s Ausstieg im Jahr 2016 nicht mehr bei den Daisies vorhanden war, erinnert stark an die alten Tage von DEEP PURPLE und lässt unweigerlich das Bild einer warmen Sommernacht auf einem Open-Air-Rasen vor dem inneren Auge erscheinen. Trotzdem blitzen regelmäßig die bandtypischen starken Gitarrenriffs durch und beweisen, dass die DEAD DAISIES noch ganz die Alten sind. Da Stagnation im Wortschatz der vier Gänseblümchen nicht enthalten ist, zeigen sie uns, dass sie auch anders können.

`Like No Other (Bassline)´ legt den Fokus quasi als „self-fullfilling-prophecy“ und Gegenpol auf die extrem ausgeprägte Bassline, die man so bisher nicht von THE DEAD DAISIES gewohnt war. Der Background-Frauenchor mutet ebenfalls gänzlich anders an, als alles bisher Bekannte. Der Gesang von Glenn Hughes wirkt rauer, abgehackter und auch ein wenig aggressiver, was insgesamt einen Touch der klassischen Glam- bzw. Hairbands der 80er mit sich bringt.

Die beiden folgenden Songs lassen Doug Aldrich mit seinem ausgefeilten Gitarrensoli wieder etwas mehr Spielraum und bringen auch insgesamt wieder mehr „klassisches“ DEAD DAISIES Feeling, indem Gesang und Gitarre sich stellenweise einen regelrechten Schlagabtausch liefern, miteinander spielen und sich durch den kontinuierlichen Wechsel förmlich gegenseitig einrahmen. Um das Wechselbad der Gefühle perfekt zu machen, wechselt `My Fate´ nach nur wenigen Sekunden von harten Gitarrenriffs auf weitaus sanftere Klänge und erzeugt zusammen mit dem ebenfalls ruhigeren Gesang das Gefühl in der mittlerweile fast obligatorischen Ballade gelandet zu sein. Als jedoch die Gitarren und die Power in Glenn´s Stimme wie mit einem Paukenschlag zurückkehren und „It´s my Fate“ aus den Boxen schallt, ist diese Befürchtung schnell verflogen und es macht sich sicher bei dem einen oder anderen Hörer eine richtig dicke Gänsehaut breit.

Leider scheint es im Anschluss hieran ein wenig so, als hätte man mittlerweile fast die ganze Energie aufgebraucht und so entpuppt sich die zweite Hälfte des Albums vergleichsweise ruhig und kraftlos. Die Tiefpunkte bilden hierbei das etwas fad wirkende `Saving Grace´ und die Single-Auskopplung `Unspoken´, die ein wenig im 0815 Rock-Pop-Gewand daherkommt und nur teilweise durch das Gitarrensolo gerettet wird. Eine Überraschung gibt es dann aber noch zum Ende hin. Mit `30 Days In The Hole´ wird gesanglich doch eine sprichwörtlich 180-Grad-Wende hingelegt und erinnert (ein wenig nostalgisch) an John Corabi.

Zum Schluss wird mit `Far Away´ im typischen Aldrich-Stil  noch einmal mit kreischenden Gitarren und starken Fingerläufen das letzte aus den Instrumenten gezogen bietet ein schönes Schlusslicht eines doch sehr abwechslungsreichen Albums, welches meiner Meinung nach, für jeden Geschmack etwas zu bieten hat.

Fazit:
Ich habe mich vorab bewusst von den Singles in der neuen Besetzung ferngehalten, um das Album als Ganzes genießen zu können, ohne in irgendeiner Richtung vorbelastet zu sein und muss zugeben, ich war einfach hellauf begeistert! Meine anfängliche Sorge, der Austausch von gleich zwei Langzeit-Bandmitgliedern durch Glenn Hughes, könnte ihn „zu präsent“ werden lassen und sich wie sein zweites Soloprojekt anfühlen, stellte sich glücklicherweise sehr schnell als unbegründet heraus. Natürlich ist Mr. Hughes unverkennbar und dauerhaft im Album herauszuhören, aber er dominiert den Daisies-Sound nicht komplett, sondern verpasst ihm viel mehr seinen eigenen Anstrich. Genau dieser stetig neue Touch – gerade bedingt durch regelmäßige Neubesetzungen innerhalb der Band, ist es, der den langjährigen Fans der DEAD DAISIES immer wieder Neues bringt. Jedes Album hat seinen Reiz und jedes Mal ist es vor Veröffentlichung immer wieder spannend, was da so kommen mag.

Von mir gibt es daher für „Holy Ground“ 9 von 10 Punkten

 

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