KNORKATOR – Kiel wehrte sich, aber es war zwecklos (22.02.2020)

Zweck ist widerstandslos. Das Motto der Tour beschreibt das Konzert eigentlich auch genau so. Es ist Samstag, Zeit für KNORKATOR – und die Kieler Pumpe ist natürlich ausverkauft. 750 Besucher passen in die Location. Die Leute drängeln sich bei regnerischem Wetter schon früh vor dem Einlass an der Tür. Es sind die gleichen Gesichter wie bei jedem Metal-Konzert in Kiel und so trifft man schon in der Schlange, spätestens im Saal, viele alte Bekannte, Freunde und Mitglieder lokaler Bands.

Da es keinen Support gibt, sollen sogenannte Shred-Videos die Leute in Stimmung bringen. Bekannte Titel werden mit schrägen Tönen untermalt. KNORKATORs typischer Humor – aber einfach grausam. Punkt 20 Uhr erteilt Stumpen dem Publikum die Absolution. Hier demonstriert er eindrucksvoll in einem goldenen Paillettenanzug seine klassische Gesangsausbildung. Im militärischen Befehlston befielt er dem Publikum „Jubeln!“ und „Applaus für´s erste Solo!“. Natürlich folgt die Masse ihm gerne. Im folgenden ironischen Du nich werden die Typen angesprochen, die sich ewig messen müssen. Die Bühne ist in schönstem Rot gehalten, die Fotografen stehen ratlos in dem 30 Zentimeter schmalen Graben zwischen Bühne und Publikum. Es kotzt mich an schreit Stumpen in sein Mikrofon. Der Industrial-Metal-Kracher liefert sich ein Keif-Duell mit Keyboarder Alf Ator, der mit seinen Lordi-Latschen gefühlte 2,20 Meter groß ist. In seiner griechischen Toga wirkt er eh wie aus einem anderen Film. Aber das kennen wir ja. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: Stumpen lässt sich von den fleißigen Helferlein seine (Schaumstoff-)Keule geben und prügelt auf die Fotografen und die erste Reihe im Publikum ein. Textsicher singt die Menge mit – egal ob nun Alter Mann, Ich bin der Boss oder Hardcore. Die wirklich hervorragenden Musiker neben den Hauptprotagonisten Alf und Stumpen machen den Ruhepol auf der Bühne aus. Buzz Dee sorgt für die harten Gitarrenklänge, für den Rhythmus-Teppich sorgen Rajko Gohlke am Bass und Nick Arargua am Schlagzeug. Bis auf wenige Momente saß der Sohn des DDR-Kultgeiger Georgi Gogow (City – Am Fenster) ständig im Dunkeln. Ein gutes Foto dem Nick zu bescheren, war uns Fotografen daher kaum möglich.

KNORKATOR liefert eine große, knapp 140 Minuten lange Show ab. Stumpen hat sich mittlerweile seiner Kleidung bis auf die Unterhose entledigt. Weitere Höhepunkte sind natürlich die beiden Mädels aus dem Publikum, heute eine Katrin und eine Anna, die als „Keyboardständerinnen“ funktionieren dürfen. Sie knien nebeneinander auf der Bühne und haben ein auf Jet-Helmen montiertes Keyboard auf dem Kopf. Dazu intoniert Stumpen Ich hasse Musik, was ihm natürlich nach 10 Knorkator-Studioalben in den letzten 25 Jahren keiner so recht abnimmt. Gleich darauf folgt ein weiteres Highlight. Der Titel Krieg vom „Widerstand ist zwecklos“-Album ist nicht nur textlich ein herausragender Song, Alf Ator zertrümmert am Ende auch noch sein tragbares Keyboard an seinem Pult.

Wenn nicht DAS Lieblingslied vieler im Saal, aber zumindest wohl der bekannteste Song des Abends kommt dann erst als zweite Zugabe. Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett gröhlt gefühlt jeder mit. Natürlich war das Konzert wieder einmal Zu Kurz, so dass die Band noch einen vierten Zugabetitel raushaut. Bei Warum habe ich allerdings schon meinen Pfandbecher abgegeben und bin auf dem Weg nach Hause. Es war spaßig wie immer, die Pumpe war rappelvoll und ich freue mich auf die knorken Berliner an anderer Stelle, denn sie gehen immer!

Berichterstattung / PhotoCredits: Norbert Czybulka 

 

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