Konzerte

Hollywood Vampires – Ein kurzes Vergnügen mit kleinen Hindernissen (Mainz – 30.06.2023)

Die Temperaturen werden wärmer und die Tage werden länger. Endlich ist Sommer! Aus diesem Grund findet derzeit in Mainz die alljährliche Konzertreihe „Summer in the City“ statt. In diesem Zuge gaben sich u.a. auch die HOLLYWOOD VAMPIRES ein Stelldichein mit tausenden von Fans.  Wir vom NIC – NordMensch in Concerts waren für Euch mit dabei, um allen Daheimgebliebenen von diesem Event berichten zu können.

Mainz, der 30.06.2023 – 13 Uhr. Die Sonne brütete bereits in voller Pracht vom Himmel und jeder normale Mensch hätte sich daheim über ein Eis oder die Klimaanlage gefreut. Das galt jedoch nicht für die rund 50 Fans die, teilweise bereits seit Stunden, vor dem Eingang des „Summer in the City“-Geländes im Mainzer Volkspark in Wartestellung saßen. Ein kurzer Plausch mit den anderen Fans in der Reihe, ein bisschen Bier oder ein Kartenspiel. Jeder hatte seine eigene Methode, um die Zeit totzuschlagen, bis der Eingang endlich geöffnet wurde und man zur Bühne stürmen konnte. Doch eines wurde auf den ersten Blick deutlich: Kaum einer hier war für die eigentliche Band da. Ein kurzer Rundumblick zeigte: Auf unzähligen T-Shirts und diversen Gliedmaßen prangte, zugegebenermaßen nur wenig überraschend, ein einziges Gesicht: Johnny Depp. Entsprechend beliefen sich auch die Themen vor Ort größtenteils nur auf dieses eine Thema. Ein Grund für viele Fans der weiteren Bandmitglieder, wie ALICE COOPER oder Joe Perry (AEROSMITH), direkt wieder reißaus zu nehmen. Nichtsdestotrotz füllten sich die Reihen der Wartenden stetig weiter, bis es um 17.30 Uhr endlich hieß: Tore auf! So schnell wie irgend möglich drängten die Zuschauer sich in Richtung Security und die, zugegebenermaßen eher dürftigen, Taschenkontrollen, um sich einen heiß begehrten Platz an der Bühne und natürlich vor allem auf Johnny’s Seite zu sichern. Das galt allerdings nur für die Inhaber der „Golden Circle“-Tickets. Die restlichen Besucher machten sich hinter der Umzäunung desselben breit und schnell war eine beachtliche Menge auf dem Platz verteilt. Viele waren von der Größe des Circles überrascht, der Pi mal Daumen erst auf fast halber Strecke zum FOH endete und damit einen guten Teil des Platzes einnahm und die Besitzer eines „normalen“ Tickets natürlich trotz langer Wartezeit auf viele viele Meter von ihrem Idol trennte. Die nächste Überraschung folgte dann auch auf dem Fuße: Nachdem ursprünglich angekündigt war, dass die Show um 19.00 Uhr mit der Vorband THOSE DAMN CROWS beginnen sollte, warteten die Fans bis 19.32 Uhr und wurden direkt mit dem Intro-Video der Hollywood Vampires begrüßt, da der Support scheinbar ohne Ankündigung gestrichen wurde. Trotz der zunehmenden Verwirrung der Anwesenden hatte man sich schnell wieder gefangen, als endlich die ersten Bandmitglieder die Bühne begingen. Es begann ein eineinhalbstündiger Flug durch die Geschichte des Rock, in Form von Coverversionen und eigenen Songs der Band.

Zum Einstieg gab es mit ,I Want My Now´ und , Raise The Dead´ gleich zwei eigene Songs der „teuersten Coverband der Welt“ (wie sie früher scherzhaft betitelt wurden) auf die Ohren, bevor mit ,I´m Eighteen` (ein Klassiker von Alice Cooper) folgte und hiernach eine Reihe von weiteren Coversongs einläutete. Bereits jetzt wurden hinter dem „Golden Cirlce“, jedoch noch vor dem FOH, einige Rufe laut, dass man die Lautstärke doch bitte etwas erhöhen solle. Tatsächlich war es bereits auf halber Strecke zwischen den Circle Barrikade und dem Zentrum der Tontechnik möglich, sich in gemäßigter Zimmerlautstärke zu unterhalten. Das führte stellenweise dazu, dass einige der Anwesenden sich relativ durchgängig unterhielten, umso weiter sie hinten standen. Entsprechend schwer fiel es den kleineren Ansagen von Alice Cooper zu folgen, die immer mal wieder zwischen den Songs stattfanden. So leitete er den Song ,My Dead Drunk Friends´ mit den, ein wenig zynischen Worten ein, dass er „the only vampire left“ sei, was eine klare Anspielung auf den Trinkerclub darstellt, aus dem die Band hervorgegangen ist und deren ursprüngliche Mitglieder nunmehr nahezu alle verstorben sind. Die Symbolik der Ehrerbietung an verstorbene Freunde spiegelte sich, wie auch schon in früheren Shows, durchgängig in der Show wider. So zeigte der einzige Screen im hinteren Teil der Bühne immer wieder die Namen und Gesichter verstorbener Rockstars. Seinen Höhepunkt erreichte dies zunächst mit dem Cover von DAVID BOWIE´s Klassiker ,Heroes´, welches von Johnny Depp gesungen wurde und dem darauffolgenden Tribute an den im letzten Jahr verstorbenen Jeff Beck, mit dem einige der Bandmitglieder sehr gut befreundet waren. Zum Song von Jeff Beck holte Perry die Gitarre des verstorbenen Freundes auf die Bühne, um diesen gebührend zu ehren.

Auch gab es humoristischere Einwürfe des Frontmannes: Das AC/DC Cover von ,The Jack´ wurde mit den Worten „Well, we´ve got the Joe“ und einem Fingerzeig auf Joe Perry eingeleitet, was viele Besucher zum Schmunzeln brachte. Gegen 21.05 Uhr endete die Show, wie üblich mit dem Alice Cooper Klassiker ,School´s Out´, der mit dem PINK FLOYD Song ,Another Brick in the Wall´ gespickt wurde und in eine Vorstellung der einzelnen Bandmitglieder mündete, um dem Abend einen runden Abschluss zu geben. Sichtlich verwirrt über das frühe Ende der Show (noch vor Sonnenuntergang) machten sich viele Besucher, ohne Umschweife, daran, weitere Unternehmungen in Mainz zu planen, um den Abend nicht so früh enden zu lassen, bevor man sich mit, teils sehr gemischten Gefühlen, in Richtung Ausgang und auf den Weg zur nächsten Bar begab, um es dem ursprünglichen Club der Hollywood Vampires gleichzutun.

Die Setlist des Abends:

Intro – Bela Lugosi´s Dead [BAUHAUS] / I Want My Now / Raise The Dead / I´m Eighteen [ALICE COOPER Cover] / Five to One / Break On Through (To The Other Side) [THE DOORS Cover] / The Boogieman Surprise / My Dead Drunk Friends / You Can´t Put Your Arms Round A Memory [JOHNNY THUNDERS Cover – Gesang: Joe Perry] / Baba O´Riley [THE WHO Cover] / Who´s Laughing Now / People Who Died [THE JIM CARROLL BAND Cover] / The Jack [AC/DC Cover] / As Bad As I Am / Heroes [DAVID BOWIE Cover – Gesang: Johnny Depp] / Jeff Beck Tribute / Bright Light Fright [AEROSMITH Cover] / The Death and Resurrection Show [KILLING JOKE Cover – Gesang: Johnny Depp] / Walk This Way [AEROSMITH Cover] / The Train Kept A-Rollin´ [TINY BRADSHAW Cover] / School´s Out / Another Brick In The Wall [ALICE COOPER/ PINK FLOYD Cover]

Fazit: Leider ist vieles scheinbar nicht so gelaufen, wie es hätte sollen und die Johnny-Groupies waren für Anwesende Fans der anderen Musiker wohl hin und wieder ein Ärgernis. Das spiegelte sich auch im Feeling wider: Lediglich zu ,Heroes´ und ,School´s Out´ wachte die Menge einmal auf und sang mit, was irgendwie traurig wirkte. Da ich persönlich die Band schon zwei Wochen zuvor auf einem Festival gesehen hatte, fiel mir besonders auf, dass auch die Bühnenshow irgendwie „abgespeckt“ und daher trister wirkte, weil etwa die riesigen Fangzähne im Bühnenbild fehlten. Die HOLLYWOOD VAMPIRES lieferten dennoch gewohnt und professionell ab und bescherten einen schönen – wenn auch sehr kurzen – Auftritt mit vielen schönen Momenten.

Berichterstattung: Etienne Kulik

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