PLAGE NOIRE – Schwarz färbte sich der Weissenhäuser Strand (29./30.10.2021) Michael

PLAGE NOIRE Freitag 29.10.2021

Es kommt nicht wirklich oft vor, dass ich vor einem Festival nervös bin, aber dieses Mal bin ich es. Es geht zum Weißenhäuser Strand an die Ostsee, zum PLAGE NOIRE. Wahnsinn, nach über eineinhalb Jahren wieder auf einem Festival. Dort angekommen strahlte die Sonne und lud zu einem Strandspaziergang bei warmer Luft ein. Nachdem man diesen ersten Moment genießen konnte, ging es zum 3G-Check-In, um Festivalbänden und 3G-Bändchen zu bekommen.

Da ich bereits 2019 schon als Fotograf vor Ort war, kannte ich die Location mit ihren verschiedenen Veranstaltungsorten. Nachdem ich mir einen kurzen Einblick in diesem Jahr verschafft hatte, besuchte ich auf dem Außengelände den kleinen Mittelaltermarkt, bei dem man neben Schmuck und Kleidung natürlich auch Bier und Met kaufen konnte.

Einen kurzen Moment später hieß es für mich: Ab zu UNZUCHT! Diese spielten im großen Zelt mit dem wunderschönen Namen „Le Chapiteau“. Die Band um Frontmann Daniel Schulz zählt zu einer der bekannteren Dark Rock Bands und obwohl es gerade erst 17:30 Uhr war, füllte sich das Zelt zusehends mit vielen schwarz-gekleideten Freunden. Ein Stückchen weiter im „Salle de Fête“ traten die beiden slowenischen Musiker Torul Torulsson und Maj Valerij mit der Elektropop-Band TORUL auf. Hier war gerade noch genug Platz, um ausgiebig zu tanzen. Nach einer kleinen Weile und einer kurzen Fotozeit bei dieser Band, ging es fluks weiter zu den Fashion Walks. Immer wieder ein Augenschmaus und unwahrscheinlich heiße Kostüme. Wie schon die Jahre zuvor, wurden auch jetzt wieder von den Models sehr knappe, extravagante Kostüme von der Tourniquet CostumeArt gezeigt. Die Modenschau war die einzige Veranstaltung, bei der man gebeten wurde, eine Maske zu tragen. Aber das stellte für keinen Besucher ein Problem dar.

Nun war es aber Zeit zurückzukehren zum Zelt, denn hier standen nun auf der Bühne DIARY OF DREAMS, die dem Publikum mit dunklem Sound und kraftvollen Songs ordentlich einheizten. Man ließ sich treiben und konnte sich den berauschenden Klängen und der großartigen Stimme von Adrian Hates komplett hingeben.

Der zweite Fashion Walk begann etwas später und hatte das Thema Piraten Businessware. Auch hier zeigten die Models wunderschöne „handmade“ Kostüme, die herrlich freizügig waren. Das zog viele Besucher an. Die Modenschauen sind beim PLAGE NOIRE immer wieder kleine Highlights. Schweren Herzens musste ich mich wieder von all der Schönheit abwenden, um zu den Belgiern von SUICIDE COMMANDO in den Tanzsaal zu eilen. Sie waren ein würdiger Ersatz für Official Assemblage 23, die wegen eines familiären Notfalls leider nicht auftreten konnten. Sänger Johan Van Roy versteckte sich beim ersten Song hinter einer Purge-Maske und unterstützte so von der Performance her, die härtere Gangart ihrer Musik. Der Saal glich in diesem Moment einem schwarzen Hexenkesselbrei.

Wie wohl SCHANDMAUL mit ihrer doch eher mittelalterlichen Musik von der schwarzen Community aufgenommen werden, fragte ich mich auf dem Weg zu dem Zelt. Meine Sorgen waren jedoch vollkommen unbegründet, denn das Zelt wurde voller und voller. Die Band begeisterte die Menge, wie ich es von Schandmaul von anderen Events her gewohnt bin. Sänger Thomas Lindner hatte im Juli diesen Jahres einen Fahrradunfall und brach sich mehrere Rippen. Von daher absolvierte er diesen Slot die meiste Zeit im Sitzen, was ihm natürlich verziehen sei. An dieser Stelle, weiterhin „Gute Besserung“.

Nun war es Zeit Essen zu gehen. Es trieb mich in das Gebäude, wo ich der Kreatur vom Monstermacher, der Neusser Schule für Gesichtsgestaltung, begegnet bin. Das Model wurde heute als Roboter geschminkt und zog alle Blicke auf sich. Nahtlos ging es mit dem dritten Fashion Walk weiter. Diesmal mit etwas züchtigeren Kostümen vom Fashion Label Instinct Berlin. Auch diese Show war wieder absolut sehenswert.

Den Abschluss des ersten Abends fand ich im Zelt mit VNV NATION, eine britisch-irische Future-Pop-Band. Sänger Ronan Harris, lief immer wieder die Bühne entlang, als suche er eine Möglichkeit zum Publikum zu kommen. Ein Fan überließ sogar einen Seidenschal mit den irischen Farben, den er sodann einige Minuten stolz trug. Bei diesem Abschluss-Gig war im Zelt kaum noch ein Durchkommen, so voll war es. Für mich ging dieser Tag mit einer unglaublichen Fülle an Eindrücken zu Ende. Wunderschöne Menschen, phantasievolle Kostüme und Gewandungen und oben drauf großartige Bands. Sehr erfreut war ich darüber, dass sehr viele Kinder (natürlich stets mit Ohrenschutz) dabei waren. Auch für Kinder sind natürlich die herumlaufenden Kreaturen und schönen Models, als auch der Mittelaltermarkt etwas Tolles und sie kamen gar nicht so recht aus dem Staunen heraus.

PLAGE NOIRE Samstag 30.10.2021

Der Samstag begann schon um 10:30 Uhr mit den Gruppenfotos am Strand. Bei den Lesungen des deutschen Schriftstellers, Regisseurs und Drehbuchautor, Christian von Aster, konnte man sich von der Fotosession am Strand wieder aufwärmen. Im Anschluss las der deutsche Fantasy-, Horror- und Science-Fiction-Autor Markus Heitz vor.

Musikalisch startete der Samstag mit der schwedischen Band RAVE THE REQUIEM im „Salle de fête“. Und was für ein Start war. Wahnsinn! Ich kannte die fünfköpfige Band vorher gar nicht und ging von daher mit keinen besonderen Erwartungen an diesen Auftritt heran. Nach wenigen Minuten hätte ich aber am liebsten getanzt. Diese Band war das Beste, was man sich am frühen geben konnte. Diese Mischung aus Metal und elektronischer Musik, untermalt durch den Wechsel von weiblichem und männlichem Gesang, hat mich komplett abgeholt.

Lange konnte ich allerdings der ersten Band des Tages nicht lauschen, denn die Hamburger Folk-Rock-Band VOGELFREY waren nun dran. Sie spielten zum ersten Mal beim PLAGE NOIRE und das auch gleich auf der Hauptbühne im großen Zelt. Leider nur für eine halbe Stunde. Die Hamburger Jungs und Cellistin Johanna Heesch spielten schon, als ich schnell noch in den Pit hüpfte, um noch ein paar Fotos für Euch später zum Anschauen zu machen. Auch hier war meine Befürchtung unnötig, dass die Band vielleicht hier nicht so gut ankommen würde. Das Zelt bebte förmlich.

Ich bekam den Tipp, dass die Pinneberger Band Sanger fra Nord gleich im Mittelalterdorf auftreten werden. Also zog es mich als Nächstes dorthin. Sie sangen Lieder auf Deutsch, Dänisch, Georgisch, Polnisch und Russisch. Hier verweilte ich eine Weile und genoß das herbstlich schöne Ostsee-Wetter. Etwas frisch war es. Es wurde somit Zeit, sich aufzuwärmen. Und das ging am besten im Zelt, denn dort sollten nun STAHLMANN auftreten. Neue Deutsche Härte, eindrucksvoll performed, in coolen Outfits.

Den ersten Fashion Walk des Tages hatte ich leider verpasst. Man kann ja leider nicht überall zeitgleich sein. Von daher ging es nun ransant zum zweiten Walk des Tages. Dieselben Models wie am Vortag, präsentierten nun Kostüme von der Berliner Manufaktur für Korsetts, Lederkleidung, extravaganter Abendgarderobe „Slacks Fashion“. Da aber nun MELOTRON im kleinen Saal spielen sollten, konnte ich der Fashion Show nicht lang genug Gast sein und man fand mich kurze Zeit später beim deutschsprachigen Synthie-Pop. Auch MELOTRON zogen ordentlich Besucher und es war schnell gerammelt voll.

Aus dem warmen Saal raus, durch die Kälte, rüber zum Zelt. Denn dort spielte jetzt die LETZTE INSTANZ. Wie immer waren die Musiker der Band barfuß auf der Bühne. Großartiger Slot, leider nicht ganz zu Ende angeschaut, denn es rief die mexikanische Band RABIA SORDA, die kurzfristig für ROTERSAND eingesprungenen sind. Sänger Erk Aicrag glich einem Flummi, sprang er doch von der einen Bühnenseite zur anderen. Das schwarze Publikum war begeistert und feierte die Band ordentlich.

Weiter traf ich an diesem Festivalwochenende am Weißenhäuser Strand noch auf Peter Heppner, besuchte die Modenshow mit Stücken von Dark Creations aus Lüneburg und genoß die Auftritte von SITD, L’Ame Immortelle, SOLAR FAKE und FRONT 24.

Die nachfolgende Fotogalerie schenkt Euch weitere Impressionen des PLAGE NOIRE 2021. Es war wie immer ein tolles, facettenreiches und gut organisiertes Festival. Von Corona Pandemie keine Spur. Vergessen war die Tristesse der vergangenen eineinhalb Jahre und es war schön, endlich wieder Musik inhalieren zu können und unter Gleichgesinnten zu sein. Vielleicht habt nun auch Ihr Lust bekommen, einmal mit dabei zu sein, wenn die schwarze Szene wieder an die Ostsee reist und den Strand in ein wundervolles Schwarz hüllt. Also, man sieht sich 2022 !

Berichterstattung / PhotoCredits:

Michael Meister

 

 

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