Konzerte

PALEFACE SWISS – Von Liebe, Toleranz und brachialen Sounds (Batschkapp Frankfurt, 20.02.2025)

Ein trister Nachmittag im späten Februar 2025, ein Industriegebiet in Frankfurt und circa zwanzig wartende Leute in schwarzen Klamotten, die vor den geschlossenen Toren der Konzerthalle „Batschkapp“ mit den Hufen scharren. So sah unser Empfang auf der aktuellen Tour von PALEFACE SWISS aus, um für Euch in Bild und Text zu berichten. Während manch einer nun denken mag „das klingt aber wie ein schlechtes Omen“, lasst Euch bereits jetzt eines gesagt sein: „Cursed“ war an diesem Tag lediglich der Name der Tour!

Nachdem sich die Türen der Halle endlich öffneten, begannen die Fans am vorderen Ende der – mittlerweile auf beachtliche Größe angewachsenen – Schlange, wie von Sinnen hineinzustürmen und die Wände auffällig abzusuchen. Wie sich herausstellte, wurde von der Band ein altes Merchshirt in der Location versteckt, welches voller Eifer gesucht wurde. Leider konnten wir nicht feststellen, dass es gefunden wurde, aber die Energie der Fans war beeindruckend und gab uns bereits erste Hoffnungen für den noch kommenden Abend.

Inspiriert vom Herkunftsland des Mainacts, eröffnete der Support DESOLATED den Abend pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk. In der folgenden halben Stunde bot die Hardcore-Formation eine energiegeladene Show, bei der sich ein Breakdown an den nächsten reihte und den Nacken der Crowd bereits einiges abverlangte.

Die vorher schon angedeutete Energie der Fans zeigte sich auch hier und so wurden sie bereits nach gerade einmal einem Song zur „bisher besten deutschen Crowd der Tour“ gekrönt. Das kann sich doch hören lassen!

Nach einer beachtenswert kurzen Umbauphase von lediglich zwanzig Minuten, stürmte dann mit THE ACACIA STRAIN bereits der zweite Act des Abends auf die Bühne. Zwar bewegt sich die Truppe aus Chicopee (US) musikalisch eher fließend zwischen verschiedenen Genres, ist aber vorwiegend im Hardcore beheimatet. Auch hier bot die Show eine Fülle an Breakdowns, Crowdsurfern sowie starken Riffs. Währenddessen flog der extrem aufgedreht wirkende Sänger Vincent wie ein Flummi über die Bühne und zog das Publikum in seinen Bann. Im Kontrast hierzu erklärte er in seinen Ansagen erstaunlich ernst, dass Hardcore-Shows für ihn ein Weg des Umgangs mit den Problemen der Welt seien. So führte er aus, dass sie „immer das Mittel der Wahl sein werden, falls [er] das Gefühl habe zu ertrinken. Sie erlauben einem, den Bullshit einfach mal für drei Stunden zu vergessen und sich selbst zu genießen”, nur um danach direkt wieder mit brachialer Gewalt in der Stimme das Mikrofon an seine Grenzen zu treiben. In diesem Wechselbad der Gefühle verging die 40minütige Show der Band wie im Fluge und als die letzten Töne von ,Carbomb´ verklangen, ließen sie die Crowd gierig nach mehr zurück. Perfekte Voraussetzungen für den Headliner also.

Das zuvor von der Band aufgebaute Feeling ging aber auch in der Umbaupause nicht verloren. Trotz – wie bereits in der ersten Umbaupause – verwirrender Musik, ließen sich die Fans den Spaß nicht nehmen. Der Tontechniker hatte wohl Langeweile oder wollte sich einen Spaß erlauben und wechselte mit der Musik einmal quer durch alle Genres der Musikwelt, bevor er in regelmäßigen Abständen zum Techno zurückkehrte. Die Menge tanzte dennoch ausgelassen und sang nach Herzenslust mit.

Nach weniger als einer halben Stunde gingen abermals die Lichter aus und ließen die Bühne im sanften Licht der Gerätschaften zurück.  Während die Band die Bühne betrat, drangen aus den Lautsprechern die noch recht sanften, wenn auch leicht verstörenden Klänge des Tracks ,Un Pobre Nino Murio´. So diente der Song nicht nur als Opener für das “Cursed” Album von PALEFACE SWISS, sondern auch gleichfalls für die Show. Sobald dessen letzte Töne verstummten, gab es dann mit ,Hatred´ die volle Paleface Swiss-Power um die Ohren, die wirklich Niemanden in der Halle mehr ruhig stehen ließ. So kamen uns direkt ein paar Crowdsurfer im Fotograben entgegen und auch den ersten Pit des Abends konnten wir bereits erspähen. Es folgte eine gut einstündige Show, die den Fokus – entsprechend dem Tournamen – vorwiegend auf Songs des aktuellen Albums legte. So zeigte sich auch die volle Bandbreite der Band, die sich mit diesem Werk nahezu neu erfunden hat und Genregrenzen dabei vollkommen ignorierte. Seien es härtere Songs wie ,Hatred´, ,..And With Hope You´ll Be Damned´ oder eher raplastige Songs wie ,Enough?´. Am Ende war für jeden Geschmack etwas dabei. Besonders auffallend war abermals, dass die Fans offensichtlich von Musik-Elitismus nichts zu halten schienen und so wurde während der Ballade ,River Of Sorrows´ nach Leibeskräften mitgesungen, die eigene Gänsehaut bestaunt oder das eine oder andere Tränchen verdrückt. Diese offene Einstellung zeigte sich auch maßgeblich auf der Bühne. So schnappte sich Sänger „Zelli“ während der Ansage zu ,Enough?´ (einer Ode an die Hater der Band) kurzerhand den Schlagzeuger „Cassi“ und erklärte, dass „sich jeder verpissen kann, den es abfuckt, wenn ich meinen Schlagzeuger küsse“ und ließ den Worten Taten folgen. Aber trotz des für eine (überwiegend) im Deathcore beheimatete Band eher ungewohnten Auftretens, wollte die Formation natürlich zum Ende nochmal alles aus den Fans rausholen. So wurden mit ,Pain´ sprichwörtlich Brechstange und Breakdowns ausgepackt, bevor mit ,Love Burns´ das Ende des Abends eingeläutet wurde. Mit dem letzten fehlenden Track des aktuellen Albums, brachte die Truppe den Abend so zu einem runden Abschluss und entließ die zufriedene Menge in die kalte Nachtluft.

Hier die Setlist von PALEFACE SWISS in Gänze:

  1. Un Pobre Niño Murió
  2. Hatred
  3. Suppressing Times
  4. My Blood On Your Hands
  5. Youth Decay
  6. … And With Hope
  7. Nail To The Tooth
  8. The Gallow
  9. Enough?
  10. Guitar Solo
  11. Don´t You Ever Stop
  12. River Of Sorrows
  13. Please End Me
  14. 666
  15. Pain
  16. Love Burns

Für uns insgesamt ein geiles Konzert dreier genialer Bands, wobei der Headliner des Abends besonders hervorzuheben ist. Anfänglich waren wir uns unsicher, ob Sänger „Zelli“ die ganze Bandbreite des aktuellen Albums wirklich abbilden kann oder ob man einfach die „stimmlich abweichenden“ Songs von der Setlist lässt, wurden aber mehr als positiv überrascht und ziehen unseren Hut vor der Vielfältikeit des Frontmanns. Auch die Crowd trug maßgeblich zur positiven Atmosphäre bei. Keine engstirnigen Genregrenzen und Gejammer in punkto Pausenmucke, sondern einfach pure Lebensfreude und Spaß. Geil war´s!

Berichterstattung / PhotoCredits: Etienne Kulik

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