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H.O.F Hanerau-Hademarschen – Geile Shows und der ganz große Verrat! (23.09.2022)

Es war einfach sensationell, aber vorab muss ich etwas loswerden.

Der Landgasthof Hanerau-Hademarschen (kurz H.O.F), eine Location, die wir hier bereits ausgiebig vorgestellt haben, hat, wie auch andere Veranstalter, eine herbe Enttäuschung erlebt. Wurden noch zu Corona-Zeiten die Facebook-Profile mit „ohne Kultur wird es still“ Stickern gepflastert, so ist die Wirklichkeit heute eine vollends andere. Die Lichtaktionen mit den roten Birnen Land auf Land ab, und die böse Politik, Strandkorbveranstaltungen, und der lange Kampf zurück, alles vergessen?

Aktuell werden zahllose Touren einfach abgesagt wegen mangelnder Vorverkäufe. Bands und Veranstalter können im Herbst 2022 einfach nicht mehr planen. War es die vergangenen zwei Jahre die Pest, die Leute über 100 Personen daran hinderte ein Konzert zu besuchen, ist es nun die Dummheit.

Wo ist sie denn, die Solidarität mit den Bands, die endlich wieder auftreten wollen? Haben die Metalheads im Sommer noch T-Shirts für 35,00 € gekauft oder weit über 150,00 Euro für einen Abend in den Arenen ausgegeben, sind sie nun einfach verschwunden. Da war es kein Ding für ein 0,3 Bier mal 8,00 € oder 9,00 € hinzupacken. Es verreckt in diesen Tagen eine ganze Szene ohne Not still und leise. Dies einmal live zu erleben, hat mich richtig sauer gemacht. Da guckt man in Gesichter, vom Secu- bis zum Tresenteam und den Lichtleuten, die nicht mehr weiter wissen und sich fragen, wofür machen wir diesen ganzen Scheiß eigentlich? Es geht hier nicht mehr um eine kleine Krise, sondern um die Existenz einer ganzen Kulturlandschaft.

Am Freitag im Hademarscher Hof, ging es um einen Veranstalter, der sich den Arsch aufreißt, viel investiert und wirklich 3 Top-Acts zu den Fans bringen wollte. THE UNITY, die Headliner des Abends haben den Besuchern, die dort anwesend waren, trotzdem einfach alles von sich gegeben. Es gab eine fette Show und eine Qualität, die auf den ganz großen Stages des Landes locker besteht. Liebe Leute, was stimmt hier nicht? Ich bin wirklich noch unter Schock, wenn ich mir ausmale, was für ein Desaster uns im Frühjahr 2023 erwartet. Die gesamte Musikszene, die an der Platten- und Radioindustrie vorbei den Rock und Metal für uns alle am Leben erhält, wird von den eigenen Fans zerkloppt. Das ist mehr als schade und überhaupt nicht verständlich.

Der H.O.F ist im Hamburger Umland einer der wenigen mutigen Clubs, die hier mit viel Energie unseren Traum am Leben erhalten lassen. Von Hamburg aus ist die Bude in knapp 30 Minuten erreichbar über die A23. Zahlreiche Fans auf Facebook und Instagram loben den Betrieb nach jedem Gig. Dann aber, wenn es drauf ankommt, traben keine 100 Leute an, für Bands, die sie im Norden kaum mehr zu sehen bekommen werden. Nebenher gab es noch ein „All you can eat Schnitzelbuffet“ für kleines Geld, das man sogar mit den Bands des Abends gemeinsam genießen konnte.

Bitte nicht missverstehen, es geht hier nicht nur um diesen Club, auch anderswo im Land stehen alle vor dem gleichen Problem. Ja, Sprit ist teurer, Bier kostet 50 Cent mehr und das eigene Geld ist knapp. Es gibt 1000 Ausreden und echte Gründe um nicht jeden Live-Gig mitzunehmen. Trotz alledem, hier nun mein Aufruf an alle, die Bands und die Veranstalter vermissen werden, wenn es sie „plötzlich“ nicht mehr geben wird. Geht verdammt nochmal auf Konzerte und lebt mal den Geist, der andauernd aus fast jedem Lautsprecher tropft mit Brothers & Sisters of Metal und Fight to live Rock!

Ich bitte um Euer Verständnis für die harten Worte, aber wenn man fünf Stunden in den Abgrund blickt, dann blickt der Abgrund in Dich hinein. Dies ist auch der Grund, warum der Artikel mit leichter Verzögerung erscheint. Auch die Metal-Fotografen und Redakteure, die zu 90% ehrenamtlich für ihre Magazine unterwegs sind, berichten und bewerben, und zwar für EUCH. Auch sie haben an diesem Abend einen derben Schlag von den Fans kassiert.

Zurück zum „Hall Operation Festival!“

SIGN X, GODSNAKE und THE UNITY waren angesagt. Eine richtig geile Mischung, in der es nicht wie sonst langsam losgeht. Vom ersten Riff an gaben alle Bands klare Kante. Was für eine derbe Ansage und dazu wirklich eine Top-Stimmung unter den Anwesenden. Es war ein Programm mit Goldrand, das einem hier kredenzt wurde, und es gab für mich echte Neuentdeckungen an diesem Abend. Zur Akustik im Saal hatten wir bereits berichtet, anders als in einigen Hamburger Locations auf der Meile klingt es hier nicht wie bei einem Teppichdealer im Lager, sondern fast wie in der Laeiszhalle (sprich: „Laißhalle“) einem der besten Hamburger Konzerthäuser. Nicht umsonst hat es hier auch schon Live-CD-Aufnahmen gegeben. Der Headliner THE UNITY, einer der musikalisch stärksten und auf der Bühne mitreißendsten europäischen Metal-Bands braucht man kaum zu beschreiben, sollte man jedoch. Um es kurz zu machen: Nach dem grandiosen Warm-Up von SIGN X und GODSNAKE waren wir bereits auf Highend gelevelt, was also sollte da noch kommen? Es war abartig brachial und alle Leadsänger der beteiligten Bands rissen einen hier vom Hocker. Was für eine Stimmgewalt und Präzision auf der Bühne. So etwas bekommt man selten zu sehen. So haben Abende mit drei Bands eigentlich selten einmal drei Volltreffer. An diesem Abend aber galt diese Regel einfach nicht. Es wurde von Beginn ab an nur das Beste auf die Ohren abgefeuert. So hatten die Besucher mit den beiden Supportbands eine erste Erleuchtung erfahren und griffen im Merchbereich zu den Shirts und CDs von SIGN X und GODSNAKE und natürlich THE UNITY. Diese Mischung und Konstellation war vom Setup fast teuflisch gut aneinander gereiht. Hier kündigen sich Bands an, die im Sommer 2023 wirklich auf die ganz großen Stages der Open Airs gehören müssen. Es war also tatsächlich eine reine Headlinershow, die geboten wurde und eine tolle Überraschung. All dies zu einem Eintrittspreis von nur 25,00 € VVK also umgerechnet 8,33 € pro Band! Die gemeinsam mit den Jungs vom BALLROOM HAMBURG veranstaltete Show wurde zu einer wirklich erinnerungswerten Veranstaltung. Es ist schon etwas anderes, wenn Leute in der Planung hocken, die sich mit Bands auskennen. Man kann also hoffen, dass sich THE UNITY auf späteren Touren wieder bei diesen beiden Bands bedienen, sollten Support-Acts gebraucht werden.  Es passte einfach super zusammen, denn die markanten Stimmen der jeweiligen Frontmänner „bissen“ sich insgesamt nicht und waren wenig vergleichbar, so wie die gesamte Songauswahl der Bands.

Berichterstattung / PhotoCredits: Dirk Jacobs