Konzerte

GEORG SCHROETER & MARC BREITFELDER BAND eröffnet das Deutsche Schallplattenmuseum musikalisch (03.02.2023)

Am 1. Oktober 2022 wurde aus dem Nortorfer Schallplattenmuseum das Deutsche Schallplattenmuseum. An diesem Samstag öffnete das ehemalige Teldec-Kesselhaus nach über einem Jahr Umbau seine Pforten. Da aber aufgrund des modernisierten Konzeptes auch Veranstaltungen in den Museumsräumen stattfinden sollten, fand neben einer Lesung zum Thema Wein nun auch das erste Konzert im Foyer statt. Die ehrenamtlichen Museumsmitarbeiter kümmerten sich um den Aufbau und die Technik im Gebäude, alles rund um das Konzert wurde in Zusammenarbeit mit der Kramer-Scheune abgewickelt. Deren ebenfalls ehrenamtlichen Mitarbeiter kümmerten sich um Getränke, Gäste und Künstler. 

Es regnet und ist kalt. Vielleicht deswegen ist kurz nach Einlassbeginn noch nicht viel los. Einer der freundlichen Museumsmitarbeiter bietet sich an, mir einen kurzen Einblick in das neue Museum zu geben, welches ich natürlich sofort dankend annehme. Ich kannte das alte Museum noch, das in einem kleinen Einfamilienhaus untergebracht war. Dort gab es für größere Exponate natürlich keinen Platz. Nun erwartet den Besucher im historischen Kesselhaus der Teldec nicht nur das ehemalige NDR-Schallplattenarchiv, dass mit eigenen Exemplaren nunmehr knapp 200.000 Ausgaben umfasst, sondern auch Pressen, Musikboxen, Plattenspieler und Gerätschaften aus der Geschichte der Schallplatte. Bereits im Foyer erwarten den Besucher Goldene Schallplatten und die originale Leuchtreklame der ehemaligen Fabrik. 

Das neue Museumskonzept sieht u.a. Veranstaltungen im Museum vor. Nach einer Lesung steht nun also das erste Konzert an. Diese Ehre wird den preisgekrönten Kielern Georg Schroeter und Marc Breitfelder mit Band zu Teil. 19 Mal wurden die beiden bisher für den „Deutschen Blues Award“ nominiert und 2010, 2013 und 2016 als bestes Blues Duo und in den Kategorien Blues-Harp und Piano auch ausgezeichnet. 2011 erspielten sie sich bei dem bedeutendsten Blues-Wettbewerb der Welt in Memphis/Tennessee, der „International Blues Challenge“, den 1. Platz in der Kategorie Solo/Duo. So wundert es nicht, dass das Konzert bei 25,00 Euro im Vorverkauf schnell restlos ausverkauft war. 150 Besucher fanden Platz im Museumsfoyer.

Marc Breitfelder beherrscht die Mundharmonika, das „Mississippi Saxophone“, in Perfektion. Durch eine selbst entwickelte neue Überblastechnik erreicht er Dimensionen auf der Mundharmonika, die allerorts faszinieren. Durch seine eigene Technik spielt Marc Töne, Klänge und Harmonien, wie man sie sonst nirgendwo hören kann. Heute ist das Duo allerdings als Band angekündigt. Dazu gehört der junge Gitarrist und Sänger Kalle Reuter. Er gehört mittlerweile schon zur Stammbesetzung der Georg Schroeter/Marc Breitfelder Band und zählt schon jetzt zu den talentiertesten und besten Blues und Rock Gitarristen. Am Schlagzeug sitzt Tim Engel, der einst in New York Schlagzeug studiert hat! Er hat auf unzähligen Alben diverser Künstler mitgespielt und zählt mit zu den Top-Schlagzeugern in Deutschland.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden des Museums-Vereins, Lutz Bertram, und den Event-Veranstalter der Kramer Scheune Nortorf, Holger Bauer, ging es pünktlich um 19:00 Uhr los. Eine traditionelle Setlist gab es nicht. Das heutige Repertoire bestand zumindest im ersten Teil vor der Pause aus Eigenkompositionen. „Destination FLS“, „Sugar & Spice“ oder „Respect Yourself“ ließen staunende Gesichter entstehen. Aber auch das eine oder andere Cover mischte sich in das Programm. „Sugar Mama“ passte hervorragend in das Programm, stammt aber von John Lee Williamson, „Long As I Can See The Light“ stammt aus der Feder von John Fogerty und „Wild Horses“ kommt von den Rolling Stones. Nach einer Stunde eine Pause. Während Tim und Georg vor dem Museum beim Rauchen waren, verkaufte Marc hinter dem Tresen munter die Tonträger der Band. Irgendwann läutete Holger Bauer mit einem „Werbeblock in eigener Sache“ die zweite Runde ein. Es scheint, die erste Stunde war nur Fingertraining, denn jetzt geben die Vier richtig Gas. J.J. Cales Classiker „Cocaine“ wächst mit einem Solo von Kalle Reuter. Eric Clapton würde blass werden, wenn er dieses Solo gehört und gesehen hätte. Mit einem knapp zehnminütigen Solo bespielt auch Tim Engel sein Drumkit an allen erreichbaren Stellen. Er benutzt alle Teile des Kits, holt aus Body und Ständern Töne heraus und wirkt dabei locker, als säße er im Proberaum. Weiter geht es im Programm, das weiter Fahrt aufnimmt. Mit „If Tomorrow Never Comes von Garth Brooks mischt sich ein wenig Country in den Bluesabend. Mit Muddy Waters „Hoochie Coochie Man wechseln sie aber gleich wieder in den Bluesstandard. Georg erzählt eine kleine Geschichte um ihren Song „Rockin´USA“ und wie er in den alten Teldec-Hallen die ersten 500 CD´s seiner Karriere abgeholt hat. Er träumte davon, hier auch einmal eine Goldene Schallplatte zu bekommen und stimmt seinen Hit an. Einen weiteren J.J. Cale Classiker, den Eric Clapton berühmt gemacht hat, ist „The Same Old Blues“. Der Song bekommt heute eine neue Dynamik und wirkt absolut frisch. Kalle wechselt wieder an den Gesang, denn „The Great Balls Of Fire“ erfordert Georg’s sportliches Können. Wie Jerry Lee Lewis im Jahr 1957 bearbeitet er seine Keyboardtastatur mit Händen und Füßen. Mit dem zweiten Stones-Titel „Satisfaction“ soll der Abend enden. Standing Ovations und die obligatorischen Zugabe-Rufe verhindern dies jedoch. Der traditionelle Dixi-Klassiker „Down By The Riverside“ und der Schmachtfetzen „You Are So Beautiful“ von Joe Cocker beschließen den wundervollen Abend nach zweieinhalb Stunden. Während eifrig die hinteren Stuhlreihen abgebaut werden, um Platz zu schaffen, drängen sich die Besucher wieder um den Tresen, um weitere Alben zu erwerben und mit den vier Musikern ein wenig zu plaudern. 
 
Die Bühne war perfekt ausgeleuchtet, eine großartige Lichtshow gab es nicht. Der Sound war nahezu überall ideal, was bei einem hohen Fabrikgebäude nicht einfach zu händeln ist. Selbst auf der Galerie war ein toller Konzertgenuß möglich. Freundliche Mitarbeiter und nahezu volkstümliche Preise machen einen Besuch im Deutschen Schallplattenmuseum immer empfehlenswert. 
 
Ich hoffe, hier bald wieder Gast bei einem Konzert oder Museumsbesuch sein zu dürfen.

Berichterstattung / PhotoCredits: Norbert Czybulka

 
Consent Management Platform von Real Cookie Banner