THE BALTIC SCOTS: 10 Jahre – Geburtstagsparty mit vielen Weggefährten
Was für eine Geburtstagsparty!
Die an der Schleswig-Holsteinischen Ostküste beheimatete Highland-Folkrock Band The Baltic Scots luden mich exklusiv zu ihrer Geburtstagsparty ein. Nahezu auf den Tag genau gibt es diese Band nun seit zehn Jahren. Hervorgegangen aus dem Kern der Band „Get Wet“, die sich nach ihrem 25-jährigen Bestehen einfach aufgelöst hatte, strotzen die Herren voller Energie.
Nachdem vor drei Jahren der Proberaum der Scots in Kiel-Gaarden der Abrissbirne zum Opfer fiel, fanden sie beim gerade aufstrebenden Eiderland e.V. in Rendsburg eine neue Heimat. Genau hier wird heute auch zünftig der Geburtstag zelebriert. Zelebrieren ist dafür genau der richtige Ausdruck, denn nur alleine feiern genügt der Band nicht. Irre, was sie sich für ihr Jubiläum ausgedacht hatten. Im Vorwege blieb natürlich alles streng geheim. Mich erreichte vor Wochen so richtig „oldschool“ eine Postkarte mit einer Einladung für das heutige Fest. Natürlich sagte ich sofort zu und war heute auch früh am Veranstaltungsraum. Ich wollte mir eine gute Position zum Fotografieren sichern. So ist zwar Parkraum reichlich vorhanden, aber direkt am Gelände auch nicht immer gegeben.
Stefan „Mc Bass“ Hensch begrüßt mich direkt hinter dem Tresen. Noch ist das Team mit dem Aufbau beschäftigt. Etwa 150 bis 200 Personen werden den kleinen Saal heute zum Kochen bringen. Eingeladen hat die Band Familie, Freunde und alte Wegbegleiter. Stefan begrüßt immer wieder alte Kollegen der Polizei, denn er ist vor kurzem in Rente gegangen. Die Getränke und sogar Essen sind heute frei. Die befreundete Kieler „Küstenbrauerei“ Czerny spendete für den heutigen Abend das gute „5 1/2 Knoten“ Pils und ihren leckeren Whiskey. Schade, dass ich noch fahren muss. Aber auch vom Alster bis hin zur Zitronenlimonade war an alles gedacht. Draußen vor dem Gebäude wurde unter einem Pavillondach leckerer Kasslerlachs oder alternativ Gemüsebratling an Krautsalat gereicht. Familie Berger stand mit reichlich Essen und Personal den ganzen Abend zur Verfügung.
Der Partystart verzögert sich eine Viertelstunde. 18:45 Uhr geht es dann auf der Bühne los. Vor der Bühne steht wie immer der „Shrine of Liquid Sunshine“. Zum Jubiläum ein neues Exemplar, den ein Freund und Fan aus Flensburg gebaut hat. Mit Moderation wird durch den Abend geführt. Die Scots haben sich für den heutigen Abend eine besondere Setlist ausgedacht. Aufgeteilt auf vier Sets, beginnen sie mit drei Songs ihres 2017 erschienenen, preisgekrönten Debütalbums „Tscha“. In der Pause erzählte Katharina Götz eine der Geschichten, mit der sie bei der Veranstaltungsserie „Eine Schottische Nacht“ zusammen mit den Baltic Scots auftritt.
Das zweite musikalische Set nennt sich „The Post-Tscha´s“ und beinhaltet vier Tracks aus dem bis heute gewachsenen Songrepertoire der vier Musiker. Hier stehen natürlich die bekanntesten Songs auf dem Plan. Wenn der Schlagzeuger Falk „McHawk“ Langfeldt Wäscheklammern aus seiner Kilttasche zieht, wissen die Fans schon genau Bescheid. Dann wird der Text auf eine Tom geheftet und er singt zu „Pirates Of The Baltic Sea“. Die nächste Pause bestreiten zwei Herren mit drei Songs. Das Duo nennt sich „Harvey´s Wake“ und ist schon seit „Get Wet“ Zeiten mit der Band verbunden. Sie werden scherzhaft „die einzige Get Wet und Baltic Scots Coverband“ genannt. So bringen sie heute auch zwei Traditionals sowie einen alten „Get Wet“ Titel, der von Keyborder Rolf Seegen geschrieben wurde.
Set Nr. 3 besteht aus Coversongs. Auch wenn ein normales Set mit eigenen Songs bestritten wird, haben die vier natürlich auch Songs, die sie aus anderer Feder lieben. Der ursprünglich um 1860 aus Neuseeland stammende Shanty „Wellerman“, der eigentlich „Soon may the Wellerman came“ heißt, wird ordentlich aufgemöbelt. Bekannt wurde der Song in Deutschland erst richtig, als Santiano ihn zusammen mit dem schottischen Postboten Nathan Evans 2021 veröffentlichten. „The Wild Rover“ bedarf keiner Beschreibung. Das irische Volkslied wurde 1964 von den Dubliners in die Charts gebracht und nahezu auf jeder Folkparty wird der Song gespielt. Gitarrist Micha „McGuitar“ Götz ergreift das Mikrofon und bittet um Verständnis. Er wollte nie Slidegitarre spielen und er wollte sich auch nie auf der Bühne verkleiden. Nun wird er zu beidem genötigt, denn der nächste Song ist der standesgemäß umgetextete ZZ Top-Klassiker „Sharp Dressed Man“. Alle vier hängen sich Wattebärte um und es heißt dann „Kilt Dressed Man“. Cover Nr. 4 ist nahezu jedem klar, der schon einmal bei einem Baltic Scots Konzert war. Es erklingt der von Prince geklaute Song „Highland Rain“.
Während Falk und Michael die Bühne verlassen, baut die Hamburgerin Kerstin Reisenbach ihr Cajon auf. Zusammen mit Stefan und Rolf bildet sie die „Baltic Scots Pub Edition“ und in dieser Besetzung spielen sie Wohnzimmer- und Kneipenkonzerte. Nach zwei Traditionals kehren die beiden dann zum letzten Set zurück. Hier im vierten Set stehen nun neue Songs an, die auf dem nächsten Album, das sich gerade noch in Arbeit befindet, erscheinen werden. „Dr. Beer“ ist hier ihrem Freund, dem Bier- und Whiskeybrauer Dr. Jan Czerny gewidmet.
Auch wenn sie nicht auf der offiziellen Setlist stehen; natürlich hat die Band damit gerechnet Zugaben geben zu müssen. Hier erinnern sie sich mit dem Traditional „Dirty Old Town“ ungern an Neumünster zurück und lassen bei „Rolling Barrel“ ein Bierfass im Stile eines Stagedivers durch den Saal kreisen. Abschluß des Abends ist dann der alte Runrig-Hit „Hearts Of Olden Glory“. Hier stehen noch einmal alle Protagonisten des Abends auf der mittlerweile stark vernebelten Bühne. Auch das Publikum singt diesen Song lautstark und überraschend textsicher mit.
Ein dreistündiges Programm voller Celtic Folk Rock oder auch „SchottenRock im Schottenrock“ geht zu Ende. Backstage gibt es noch eine Geburtstagstorte und danach wahrscheinlich reichlich Whiskey. Ich widerstehe der Versuchung, verabschiede mich und trete den Heimweg an. Was für eine Geburtstagsparty! Noch einmal vielen Dank für die Einladung an die Baltic Scots und dass ich exklusiv darüber berichten darf!
Die Setlist im Überblick:
Set 1 – „The Tscha´s“: 1.) The Baltic Scots, 2.) This Pub (Mc Raetzke), 3.) Slioch,
Set 2 – „The Post-Tscha´s“: 1.) Roundabout, 2.) Lady Whiskey, 3.) One Glass Whiskey A Day, 4.) Pirates Of The Baltic Sea
Set 3 – „The Covers“: 1.) Wellerman – Reggae, 2.) The Wild Rover, 3.) Kilt Dressed Man, 4.) Highland Rain
Set 4 – „The New Ones“: 1.) Dr. Beer ´25, 2.) Fjördram, 3.) Help Me ´25, 4.) Down That Road
Zugaben: 1.) Dirty Old Town, 2.) Rolling Barrel, 3.) Hearts Of Olden Glory
Redakteur und Fotograf: Norbert Czybulka