Eluveitie – Ein emotionaler (Tour)Abschied (Capitol Hannover, 16.02.2025)
Die letzte Show einer Tour ist häufig auf ihre ganz eigene Art und Weise besonders. Nicht selten halten die einzelnen Akteure eines Abends nach wochenlanger gemeinsamer Reise kleine Überraschungen füreinander bereit, um den Abschluss gebührend zu feiern. Ähnlich verhielt es sich am Sonntagabend im Capitol in Hannover, als die Schweizer Folk Metaller von Eluveitie den ersten Teil ihrer ÀNV Rising Tour durch Europa zu Ende brachten.
Eröffnet wurde der Abend durch die Symphonic / Power Metal Band Ad Infinitum, die direkt einen energiegeladenen Start hinlegten. Frontfrau Melissa Bonny überzeugte mit kraftvollen Vocals sowohl im Klargesang, als auch beim Growlen. Mit ihrem ca. 45minütigen Set gelang es der Band, das Publikum bereits von Beginn an ordentlich aufzuwärmen. Im Gepäck hatten sie vor allem Songs des letzten Albums Abyss, erschienen im letzten Oktober. Der Band war der Spaß am Spielen anzusehen und für die letzte Show haben sie noch einmal alles an Energie aufgefahren, was nach einer etwas mehr als dreiwöchigen Tour übrig war.
Stichwort Tourabschluss: Während Anthem of the Broken schlich sich Eluveitie-Gitarrist Jonas Wolf mit einem Crewmitglied für eine kleine Tanzeinlage auf die Bühne und stellte seinen Hüftschwung zur Schau, um der Tradition gegenseitiger Tourabschluss-Pranks beizukommen. Wenig später kehrte er noch einmal zurück, um Melissa Bonny seine Gitarre für ein „Gitarrensolo“ zu überreichen.
Setlist Ad Infinitum:
1) Follow Me Down 2) Aftermath 3) Upside Down 4) Anthem for the Broken 5) Outer Space 6) Surrender 7) Animals 8) The One You’ll Hold On To 9) Into the Night 10) Unstoppable
Weiter ging es nach kurzer Umbaupause mit der moldawischen Nu Metal / Metalcore Band Infected Rain. Die Band um Frontfrau Lena Scissorhands hielt das Energielevel, mit dem Ad Infinitum vorgelegt hatten, mühelos aufrecht und gab von Anfang bis Ende Vollgas. Die Atmosphäre übertrug sich mühelos auf das Publikum, welches sich mit Mosh- und Circle Pits bedankte. Dabei heizte Lena Scissorhands immer weiter an. Unterdessen fegten Gitarrist Vidick und Bassistin Alice Lane fast schon wie Tornados über die Bühne, ließen sich bei emotionaleren Parts auf die Knie sinken und gaben volle Power.
Setlist Infected Rain:
Intro) A Second Or A Thousand Years 1) The Realm of Chaos 2) Pandemonium 3) Vivarium 4) Fighter 5) The Answer is You 6) Dying Light 7) Never to Return 8) Because I Let You 9) Sweet, Sweet Lies
Schließlich ertönte um kurz nach halb zehn das Intro von Eluveitie, welche ihr Set mit Helvetios eröffneten. Es folgte eine musikalische Reise durch die Geschichte der keltischen Völker der Schweiz, welche mit Songs wie Tarvos und Slanias Song bis in die frühen Jahre der Bandgeschichte führte. Vom kommenden Album ÀNV, welches bereits namensgebend für die Tour war, jedoch erst im April erscheint, gab es auch einen kleinen Vorgeschmack. Im Set fand sich neben den bereits ausgekoppelten Singles The Prodigal Ones und Premonition auch der Titeltrack des neuen Albums, Ànv – ein Gesangssolo, bei dem Sängerin Fabienne Erni im Alleingang den Saal mit ihrer kraftvollen Stimme in andächtige Stille versetzte.
Nachdem Eluveitie sich im Vorjahr entschieden hatten, die Position der Drehleier aus dem festen Line-Up der Band zu streichen, teilten sich nun Geigerin Lea-Sophie Fischer und die Folklore-Wunderwaffe Matteo Sisti die Drehleier-Passagen. Beide machten dabei eine gute Figur, phasenweise wurde das charakteristische Instrument auch vom Band eingespielt. Einen Höhepunkt markierte die Performance von The Call Of The Mountains, welchen Fabienne Erni auf Schwizerdütsch zum Besten gab.
Und natürlich blieb der Besuch von Jonas Wolf bei Ad Infinitum nicht unbeantwortet. Gegen Ende des Sets, während des Songs Havoc, tauchte plötzlich ein zweiter Jonas Wolf auf der Bühne auf – Ad Infinitum-Gitarrist Adrian Theßenvitz hatte sich mit Perücke und Basecap in Schale geworfen, um sich als Wolfs Doppelgänger ein kleines Gitarrenduell mit dem Eluveitie-Gitarristen zu liefern.
Nur wenig später offenbarte sich dann, dass der Tourabschluss nicht nur ein Abschied von dieser Tour, sondern der eines langjährigen Eluveitie-Mitgliedes sein würde: Nachdem die Band die Bühne verlassen hatte und das Publikum lauthals jubelnd mehr forderte, kehrte Frontmann Chrigel Glanzmann zurück mit der Ankündigung einer Neuigkeit. Das Mikrofon ging anschließend weiter an Matteo Sisti, welcher offenbarte, dass diese Show seine letzte mit Eluveitie sein würde. Nach kurzen, liebevollen Buhrufen erklärte er seine Entscheidung, er wolle sich nach elf Jahren, in denen er die Band mit Dudelsack, Tin- und Low Whistles und schließlich auch mit der Drehleier bereichert hatte, nun in den friedlichen Ruhestand in die Alpen zurückziehen. Von Band und Fans hagelte es Glückwünsche und die eine oder andere Träne wurde verdrückt, während man auf Matteos Abschied anstieß.
Es folgten als Zugaben Premonition und schließlich der Dauerbrenner Inis Mona, wo Sisti noch einmal am Dudelsack brillieren konnte und schließlich in ein aufblasbares Boot gehievt wurde, mit dem er samt Dudelsack auf Abschiedstour durch den Saal geschickt wurde.
Nachdem nun im April das neue Album ÀNV erscheint, gehen Eluveitie bereits im Herbst wieder mit Arch Enemy, Amorphis und Gatecreeper auf Europatournee. Es bleibt abzuwarten, wer dort in die Fußstapfen von Matteo Sisti treten wird.
Setlist Eluveitie:
1) Helvetios 2) Ategnatos 3) Tarvos 4) The Prodigal Ones 5) Exile of the Gods 6) Slanias Song 7) A Rose for Epona 8) Epona 9) Ànv 10) Aidus 11) Deathwalker 12) De Ruef vo de Bärge (The Call of the Mountains) 13) Ambiramus 14) Havoc 15) King | Zugaben: 16) Premonition 17) Inis Mona
Berichterstattung / PhotoCredits: Olivia Zöllner