ATROCITY – „Okkult III“

Leck mich am Arsch, ist das ein geiles Brett! Healich!

Soweit die Kurzversion zur neuen ATROCITY Scheibe; kann man so stehen lassen, oder auch ein wenig erläutern: vor knapp 10 Jahren erblickte der erste Teil der „Okkult“-Trilogie das Licht der Welt. Dabei gaben sich verschiedene Songs unterschiedlicher Härtegerade die Klinke in die Hand und erzählten abwechslungsreiche Geschichten über historische Phänomene und übernatürliche Begebenheiten. War der zweite Teil der Trilogie noch ein wenig mehr mit epischen Elementen gespickt, haben ATROCITY beim finalen Teil wirklich alles rausgeholt, was ihnen zur Verfügung steht. Das geht los beim atmosphärischen Einstieg, des unheilverkündenden `Desecration Of God`, bei dem man sich noch Zeit nimmt, eine Atmosphäre aufzubauen, ehe es in die Riffachterbahn geht. Wer sich auf der „Willenskraft“ noch am Opener ´Scorching Breath` erinnert, bekommt mit `Fire Ignites` eine noch schnellere und modernere Variante geboten, die sich durch die Hirnrinde mäht. Besonders gegen Ende des Songs, dürften Freunde von Bands wie Obscenity aufhorchen, denn hier gibt´s Divebombs, Obertonmassaker und herrliches Gerotze am Mikro.

Dagegen wirkt `Born To Kill` schon fast versöhnlich gemütlich, ehe `Bleeding For Blasphemy` den Hörer durch groovende Riffs schleift, an deren Ende Solis warten, die jedem old school Fans schnell die Tränen in die Augen treiben. Endstation für meine Restzweifel an der Scheibe war dann `Priest of Plague`, der die deutsche Antwort auf die ersten Alben von Cannibal Corpse ist, ohne sich anzubiedern. Wer diesem Riffmonster auch nur ansatzweise widerstehen kann ist entweder tot oder hasst Gitarren, denn hier wird alles aufgefahren, was geht; Stakkato Geballer, die Doublebass-Nähmaschine, Mix aus deutschen und englischen Vocals ins Mikro gerotzt und Riffs, bei deren Aufnahme definitiv das Griffbrett geblutet haben muss. Freunde epischerer Härte werden mit `Malicious Sukkubus` bedient, ehe `Lycanthropia` jegliche Werwolfromantik im Doublebassgewiter erstickt. `Faces From Beyond` ist aufgrund seines Aufbaus (Gänsehaut), seiner perfekten Balance zwischen Groove und Geballer (Nackenschmerzen) und dem Ohrwurmrefrain, der im Griffbrettgewichse förmlich explodiert, Stammgast in meinen Boxen und Synapsen. Alleine dafür lohnt sich das Album!

Auf `Cypka` zeigen sich ATROCITY nicht nur in Hochform, sondern bestechen auch durch Stakkato Einlagen, bei denen Selbst Fear Factory anerkennend nicken würden. ´Teufelsmarsch` ist eher eine Teufels-Speedrun, denn nach dem langsamen Start zieht man nochmal alle Register in Sachen Epik und Aggressivität, daß der Song problemlos als Bonustrack auf der „Atlantis“ seinen Platz gefunden hätte.  Insgesamt kommen die Songs sehr aus dem Bauch heraus, wurden aber beim Feinschliff nochmal ordentlich mit Technik aufpoliert, ohne sie kaputt zu denken.  Egal wo man hinhört, ATROCITY haben auf „Okkult III“ wirklich alles gegeben, wozu sie in der Lage sein konnten. Sowohl bei der Gitarrenarbeit als auch an der Schießbude fährt man beinahe konstant im roten Drehzahlbereich und wer die räudige Stimme von Alex Krull auch nur ansatzweise mag, wird hier mehr als bedient werden. Der Charme einer Old School Band wurde hier mit modernen Mittel nicht nur eingefangen, sondern im tonnenschweren Soundgewand durch die Boxen geschossen, dass sowohl Adrenalinschübe als auch chronische Nackenschmerzen garantiert sind! Wer dazu noch einige interessante Geschichten erleben möchte, sollte sich unser Interview mit Alex gönnen.

Fazit:  Leck mich am Arsch, ist das ein geiles Brett! Healich!

9 von 10 Punkten

Redakteur: Sebastian Radu Groß

 

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