RHINO BUCKET in Gerd´s Juke Joint Joldelund (13.01.2023)
Rhino Bucket versprachen 2017 „The Last Real Rock ´n´ Roll“. So der Name des letzten Albums. Die aktuelle Europa-Tour sollte eigentlich schon im letzten Jahr stattfinden. Nun gaben sie endlich mit zwei Konzerten im Norden ihre Visitenkarte ab.
Joldelund? Schnell mal Google Maps befragen. Unterhalb von Flensburg, mitten im Nichts. Knapp 700 Einwohner groß, für mich von Kiel aus schnell zu erreichen. Bekannt ist die Gemeinde durch das kleine aber feine Joldelund Open Air, das sogar schon die Schwedinnen von Thundermother als Gast begrüßen durfte. Heute also für mich eine neue Location, die so ganz nach meinem Geschmack ist. 200 Fans passen in den Dachboden einer Scheune direkt am Ortseingang. Gerd´s Juke Joint ist nicht zu übersehen, ragt doch ein halber Renault aus dem Scheunentor heraus.
Es ist nahezu ausverkauft, nur einzelne Restkarten sind an der Abendkasse erhältlich. Uns empfängt ein überdachter Vorplatz, der mit einem Grill bestückt ist und von den vor uns eingetroffenen Gästen umlagert wird. Wir sind mal wieder früh unterwegs, da es so etwas wie einen Fotograben nicht gibt und die Plätze vor der Bühne natürlich begehrt sind. Das Vorprogramm des Konzertjahresauftakts bestreiten unsere Freunde von Pay Pandora aus Heide. Pünktlich um 20:00 Uhr geht es los. Als Supportband dürfen sie ein volles 90 Minuten-Set spielen, was ungewöhnlich ist. Vor ein paar Wochen in der Kieler Medusa langte es gerade einmal zu acht Songs. Fünfzehn stehen heute auf dem handgeschriebenen Pappteller, was sich im Nachhinein als zu wenig herausstellen sollte. Sie spielen Hard-Rock mit Bluesrock-Einschlag. Sängerin Chiara Tahnee Lütje begrüßt das Publikum, bevor es mit dem Titelsong der aktuellen CD „Hunt The Prey“ los geht. Die Setlist sieht einen Querschnitt durch das bisherige Schaffenswerk vor. Natürlich darf auch der Wacken Song „Rain Or Shine“ und das Thundermother-Cover „Hellevator“ nicht fehlen. Zusammen mit Bassist Marek Brodersen, Gitarrist Thies Peters und Schlagzeuger Tom-Ole „Tommy“ Thomssen liefern sie eine beachtliche Show ab und ernten mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Thies schneidet sich nach 40 Minuten an einer Gitarrenseite in den Finger, spielt aber unbeirrt weiter. Die aufmerksame Dame vom Sanitätsdienst kam nicht zum Einsatz. Nach knapp einer Stunde fällt Chiara dann auf, dass sie einmal wieder zu wenig Songs auf dem Zettel, äähm … Pappteller haben und streut mal eben eine Ballade ein. Zum Endspurt geht es rasant mit dem Jet-Cover „Are You Gonna Be My Girl“ und „No Bet“ weiter. Nun wird ein weiterer Song eingeschobenen. „Let’s Play“ ist ihr erster gemeinsam geschriebener Song, bevor es mit „Drama Baby“ zurück auf das neue Album geht. Eine Zugabe gibt es noch als Schmankerl oben drauf und dann sind die 90 Minuten Spielzeit auch leider schon vorbei. In Windeseile wird das Material abgebaut und quer durch die Menge zum Ausgang getragen.
Setlist von Pay Pandora:
1. The Hunter And The Prey, 2. Catch Me If You Can, 3. I Could, 4. Rain Or Shine, 5. Let It Burn, 6. Good In Bad, 7. Hellevator (Thundermother Cover) 8. Banshee, 8. Take Off, 9. Remember, 10. Ignorance, 11. Are Vou Gonna Be My Girl (Jet-Cover) 12. Let Me Fall, 13. No Bet, 14. Let´s Play, 15. Drama Baby, Zugabe: 16. Enemy
Rhino Bucket haben nun auch schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Heute stehen sie in Reunion-Formation auf der Bühne: Sänger und Rhythmusgitarrist Georg Dolivo, Bassist Reeve Downes, Leadgitarrist Brian „Damage“ Forsythe sowie Drummer Dave DuCey. Die Truppe existiert seit 1988. Georg Dolivo ist letztes bestehendes Gründungsmitglied. Brian Forsythe kam erst 1998 zur Band. Der Tausendsassa spielt in insgesamt fünf Bands und ist ein gefragter Studiogitarrist. Sein ältestes Engagement gehört der Gruppe Kix , der er schon seit 1978 angehört. Auch ihre Setlist ist handgeschrieben, allerdings ist sie auf ihrer derzeitigen European Tour immer die gleiche. Gestern in Norderstedt gaben sie ein „Schein in das Schwein“-Konzert, heute kostet die Karte 37,00 Euro an der Abendkasse. Fast 200 Zuschauer nutzten allerdings einen stark vergünstigten Vorverkauf. Die Californier aus Los Angeles haben heute neunzehn Songs aus ihrer Bandgeschichte auf dem Programm. Sieben Studioalben stehen in ihrer Discografie. Ich habe sie allerdings erst mit dem letzten Album „The Last Real Rock ´n´ Roll“ aus dem Jahr 2017 so richtig auf dem Schirm. Am 28.01.2022 war dieses Konzert bereits angesetzt, musste aber abgesagt werden und ist sozusagen heute der Nachholtermin. Alle Tickets behielten ihre Gültigkeit.
Mit dickem Schal kommt Georg Dolivo auf die Bühne und hält sich nicht lange im Schnack auf. Die vier Musiker konzentrieren sich auf ihre Songs und liefern ab. Die Bewegung, die Pay Pandora auf die Bühne brachten, sucht man jetzt vergebens. Hier wird die eingenommene Position kaum verändert. Dafür ist jetzt Bewegung im Publikum und es wird ausgiebig gerockt. Mit „Raise Your Glass“ ist auch ein unveröffentlichter Song im Gepäck, der auf ein neues Album hoffen lässt. Ebenfalls nach 90 Minuten ist Schluss. Georg verspricht dem Publikum später noch auf ein Glas Bier zum Merch-Stand zu kommen. Dies warten wir allerdings nicht mehr ab und verabschieden uns vom Chef der Location. Hier werden wir häufiger einmal ein Auge auf das Programm werfen und den Weg in den Norden auf uns nehmen.
Die Setlist von Rhino Bucket:
Berichterstattung / PhotoCredits: Norbert Czybulka