Konzerte

MANOWAR – CRUSHING THE ENEMIES OF METAL in Oberhausen

Es gibt gute Konzerte, miese Konzerte und solche, die einen ein Leben lang im Gedächtnis bleiben und prägen. Als ich mit zarten 13 Jahren MANOWAR für mich entdeckte, war ich hin und weg von dieser Band, habe sie jedoch niemals live gesehen. Dieses Jahr sollte es dann endlich soweit sein und ich wollte den „Kings of Metal“ bei der Arbeit zuschauen und fuhr mit entsprechend hoher Erwartungshaltung nach Oberhausen in die Rudolf-Weber Arena. Ob es sich gelohnt hat?

Ein MANOWAR Ticket (Sitzplatz) für 104,00 € ohne Vorband? „Ganz schön happig“ dachte ich mir, ehe ich mir dachte „Ach komm; wer weiß, ob du sonst noch einmal die Gelegenheit bekommst, sie einmal live zu sehen. Außerdem wird dann vielleicht eine Bildungslücke geschlossen.“ Bestellt, Karte bekommen und gefreut. Dann kam die Pandemie, die alles auf den Kopf stellte und die Welt komplett in den Standby Modus versetzte. Nach zwei Verlegungen sollte es am 18.02.2023 endlich soweit sein. Viele Fragen spukten in meinem Kopf herum: Was, wenn die Alben top, aber die Live-Performance kacke ist? Hat sich die teure Karte gelohnt? Können die in ihrem fortgeschrittenen Alter überhaupt noch die nötige Energie aufwenden, die ihre Musik verdient? Egal, ab ins Auto und ab nach Oberhausen. Online verabredeten sich bereits einige Fans zum Biertrinken und Essen gehen im benachbarten Centro; eigentlich eine sehr coole Idee, wenn nicht gerade alle 16.000 Fans dieselbe Idee hatten und damit (zusammen mit dem üblichen Samstagnachmittag-Shopping-Publikum) sämtliche Fressbuden überrannt hätten. Der Zugang zur Arena ging aber schnell und unkompliziert und nur wenige Minuten später stand ich mit meinem 13,00 € Pommes-Currywurst-Cola Menü im Trockenen und freute mich auf den Start. Viele der Leute sind in meinem Alter (also um die 40), man sieht sowohl klassische Kutten, wenige Punkshirts und vereinzelt auch Black Metal Shirts. Beim Plaudern stellt sich schnell heraus, dass ich zum Glück nicht der Einzige bin, der MANOWAR liebt, aber noch nie live gesehen hat. Einige haben sowohl sehr gute, als auch „nur“ gute Shows erlebt, aber ein Totalausfall war bisher nie dabei gewesen. Ein cooles Foto mit dem XXL Backdrop (RIP Ken Kelly; du hast die geilsten Coverartworks gemacht!), ehe es an den Merchandise Stand geht, der gut belagert ist. Preislich muss man schon einiges beisteuern (Shirts von 35,00 € bis 45,00 € sind dabei, ein Hoodie für 90 €, die remasterte Version von „Hail to England“ für 10,00 €), aber für eine Kultband, die seit 40 Jahren im Geschäft ist, ist es mir das eine oder andere durchaus wert. Ab auf den Sitzplatz (ich werde älter) und voller Spannung auf das Konzert, das mich bereits zwei Nächte zuvor vor Aufregung kaum schlafen ließ.

 

Es gibt wohl keinen besseren Einstieg in ein Konzert, als mit `March of he Heroes into Valhalla`; das Intro baut sich episch auf und hinterlässt bereits im Vorfeld Gänsehaut, ehe man sich mit `Manowar` direkt ins Set stürzt. Gleich zu Beginn fallen mir einige Dinge auf: das Bühnenbild alleine für sich ist eine derartige Augenweide, das man alleine vom Anblick schon eine Gänsehaut bekommt (nochmal: danke Ken Kelly!!!). Ein weiterer Vollblutprofi ist in Sachen Lichttechnik am Werk, denn jede Sekunde, jeder Ton und jede Gefühlsregung wird hier so perfekt umgesetzt, dass die komplette Inszenierung alleine schon den Eintritt wert ist! Der Sound ist glasklar und kommt sehr viel erdiger rüber, als auf den Alben. Joey hält sich zu Beginn zurück und lässt die Musik für sich sprechen, während Michael Angelo Batio ein geiles Riff nach dem nächsten aus seiner Axt in die Meute feuert. Auch der Mann an der Schießbude macht einen absolut fantastischen Job und insgesamt ist das Zusammenspiel einfach nur tight und immer auf den Punkt. Den Vogel nicht nur abgeschossen sondern komplett zerlegt hat meiner Meinung nach Eric Adams, der an diesem Abend nicht nur Gesangsleistungen für die Ewigkeit (der Mann ist 69 Jahre alt!), sondern ein absolut charismatisches Zusammenspiel mit dem Publikum abgeliefert hat! Man spürt, dass er mit jedem Atemzug liebt was er tut und das zeigt er in Gestik und Mimik, sowie dem herzlichen Umgang mit der Audienz. Herzblut und Perfektionismus halten sich an diesem Abend sehr gut die Waage, denn hier wird nicht nur sein Stiefel runtergespielt, sondern eine Energie entfesselt, die das Publikum frenetisch abfeiern lässt. MANOWAR liefern eine geballte Mischung aus tightem Zusammenspiel, vielen Gänsehautmomenten und dicken Eiern. Egal, ob die Halle unter den Chören von `Fighting the World` erbebt, die atmosphärischen Klänge des Gitarren- und Bass Duets viele in den Bann zieht, oder mit `The Power` alles platt gemacht wird; wo normalerweise gespielt wird, wird heute gekillt, und das extrem gut. Bei `Warriors oft he World United` hält es auch Niemanden mehr auf den Sitzplätzen und neben Standing Ovations sieht man überall den MANOWAR Gruß. Man spielt sich gegenseitig geschickt den Ball zu und was an Durchschlagskraft an einigen (wenigen) Songstellen fehlt, wird mit der Rückendeckung der feierwütigen Fans mehr als wett gemacht. Joey gibt auch eine Rede zum Besten, die bodenständig ausfällt; nix über paarungswillige Weiber oder wie geil die Band ist. Stattdessen wird sich gefreut, das wir die Pandemie überlebt haben, natürlich ein Arschtritt an die Hater der Band verpasst, kurz in Erinnerung geschwelgt, als Joey mit nichts am Start zum ersten Mal mit Black Sabbath (und Dio) in Deutschland war und sich dann einfach nur für den Support bedankt. Im Anschluss wird `Laut und hart, stark und schnell` gespielt, was live auch gut funktioniert. Was könnte man danach noch großartig reißen, um den Schwenk zum 40. Jubiläum zu bekommen? Man könnte `Battlehymn` spielen und den Saal mit einer epischen Gänsehaut überziehen, ehe man mit `Black Wind, Fire and Steel` den Sack zumacht. Eric geht mit Gitarre und Bass in Heldenpose, und es werden noch einige Geräuschkulissen der beiden Äxte zelebriert (hätte man gerne kürzer halten können), ehe mit Pyros und Knalleffekten die Show beendet wird. Selbst das Outro wird von atemberaubenden Lichteffekten begleitet, hier wird wirklich absolut nichts dem Zufall überlassen.

 

Auf dem Weg zum Auto hört man in Gesprächsfetzen, wie eine einzige Band (ohne Vorband) eine derartige Energie aufbringen und mit dem Publikum teilen können. „Die hatten heute aber einen extrem guten Tag“ schallt es aus einer anderen Richtung, während ich mich immer noch wundere, wie schnell 2 Stunden vorbei sein können. An diesem Abend habe ich sehr viele Dinge in Perfektion gesehen; Inszenierung (Licht, Bühnenbild), Soundqualität, Herzblut und Professionalität einer Kultband und Zusammenspiel mit dem Publikum, das wirklich das Gefühl hinterlässt, gemeinsam mit der Band einen schönen Abend verbracht zu haben. Es gibt bestimmt technisch versiertere Bands, bessere Bands sind eh eine subjektive Sache und man kann immer nach mehr streben. Auch gibt es viele Hater, die MANOWAR Peinlichkeit, Geldmacherei und andere Dinge vorwerfen. An diesem Abend habe ich eine Band erleben dürfen, die alles in die Waagschale wirft, um den Fans einen herrlichen Abend zu bescheren. Eintrittskarte teuer und Merch stellenweise extrem teuer? Kann man kritisieren, aber der Eintritt war jeden Cent wert und gleiches gilt für mich beim Merch. Wie würde Conan in Würde altern? Wenn er noch die gleiche Energie hätte, wie sie an diesem Abend entfesselt wurde, dürfte er ein episches Vermächtnis hinterlassen. Ich sage DANKE an MANOWAR, der Crew und den Fans, die diesen Abend für mich fest in mein Langzeitgedächtnis einbetoniert haben. Sie kamen, entertainten und lieferten das ab, wie ich es mir von den „Kings of Metal“ vorgestellt habe. Killer!

Setlist:

March of he Heroes into Valhalla
Kings of Metal
Fighting the World
Holy War
Immortal
Gates of Valhalla
Herz aus Stahl
Warriors oft he World United
Gitarre & Bass Duet
Hail and Kill
The Dwan of Battle
King of Kings
The Power
Fight Until we die
Joey´s Rede
Laut und hart, stark und schnell
Battle Hymn
Black Wind, Fire and Steel
Army oft he Dead (2)

Berichterstattung: Sebastian Radu Groß

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