Grave Intentions – „Call of the Void“ (Review)
Keine langen Intros, Vergleiche oder Bewertungen. Das aktuelle Album „Call of the Void” von GRAVE INTENTIONS genießt man so am besten: Augen zu, Kopfhörer auf und los geht´s!
Der Opener `Parasite` kracht direkt in die Bresche und rotzt sich nach anfänglichem (teils abgedämpften) Riffgewitter erbarmungslos vorwärts. Dabei nimmt man sich gleichzeitig Zeit, den Hörer mit langgezogenen Riffs direkt in die Leere zu saugen. Der Titeltrack wälzt sich schon fast hypnotisch in Richtung schwarzes Loch, während knackige Riffs (gespickt mit Obertönen) den Weg zum ersten Gänsehautsolo ebnen. „The abscence of humaan liiiiiiife!!!“ Spätestens mit `Echoes of Calamity` hat man mich, dank Janas explodierender Wut am Mikro, am Haken. Hier wird noch sehr viel Liebe ins Detail gesteckt, es gibt viel zu erkunden und neben abgrundtiefem Hass zelebriert man eine Spielfreude, die in Kombination mit professionellem Umgang mit den Instrumenten unterstreicht, wie man ein rundes Album einspielt.
Ohne Umschweife wirft man sich mit einer Mischung aus Handbremse-Gaspedal und In Flames Riffs in `The Rat King`. Das Gespür für Melodien und dreckige Riffs ist hier mehr als präsent, obwohl das Solo noch ausbaufähig gewesen wäre. Dafür wütet `The way of no flesh` umso unbarmherziger die Gehörgänge blutig, denn spätestens hier mosht man sich mit knackigen Riffgewittern auf Betriebstemperatur und das Solo liefert zuverlässig Gänsehaut. In Sachen Abwechslung besticht `Tides` mit seinem einfühlsamen Intro, ehe man sich in Höchstform spielt; für eine junge Band spielt hier sehr viel Erfahrung zwischen den Zeilen, denn sowohl die knackigen Riffs als auch die Melodien sind optimal auf Schlagzeug und (herrlich brutalen) Gesang abgestimmt.
An der Schießbude wird insgesamt sowohl im Dauerfeuer gewütet, als auch an den richtigen Stellen Akzente gesetzt. Die Riffs sind herrlich abwechslungsreich und klingen sehr durchdacht, ohne an Atmosphäre einzubüßen. Janas Stimme ist ein absoluter Glücksgriff, denn sie ergänzt das Songwriting perfekt und hat neben vulkanartigen Ausbrüchen gleichzeitig das optimale Gespür an den richtigen Stellen.
Auf Platte klingen GRAVE INTENTIONS „ nur“ gut; live stelle ich mir das als eine auditive Extremerfahrung vor, die ohne Probleme alles im Umkreis von 5 Kilometern in Schutt und Asche legen dürfte. Das Songmaterial ist aggressiv und gleichzeitig abwechslungsreich, man spürt den eisernen Willen und die Leidenschaft zur Musik in jeder Spielminute und die Balance zwischen Atmosphäre und durchdachten Riffs funktioniert. Natürlich gibt es noch viele Möglichkeiten, die Songs auszubauen; besonders langsame Melodien über geschredderte Riffs oder Soli, die sich zuerst austoben und danach langsam verhallen (in der Richtung alters Schwedentod Bands) könnte ich mir hier sehr gut vorstellen. Die Ausgangsposition ist allerdings extrem gut und ich bin schon sehr gespannt, in welche Richtung man sich hier weiter entwickeln wird.
Fazit: Nach den ersten zwei Songs legt man die Scheibe nicht mehr zur Seite. Spätestens nach `Echoes of Calamity` will man die Band live sehen. Gerne einmal streamen, aber danach bitte sofort kaufen, um die Band zu unterstützen und sich auf den Live-Abriss vorzubereiten.
8 von 10 Punkten