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Field Invasion 2025 (10.-12. Juli 2025)

„Auf Urbachs grünem Acker, ich mich hemmungslos betacker!“ So steht es zumindest auf den Festivalbechern des Field Invasion Festival, doch auch wenn man das tatsächlich sehr gut auf dem kleinen, aber feinen Festival in dem kleinen Ort im Westerwald tun kann, so lohnt sich nicht alleine deswegen ein Besuch: 

Noch länger als das Field Invasion existiert dieses Auto. Auf der Koppel im Hintergrund befinden sich mehr PS.

Das Field Invasion gibt es jetzt seit 16 Jahren, ich persönlich war jetzt leider erst zum dritten Mal dort, würde aber jederzeit wieder hinfahren. Und das nicht nur wegen des eingangs bereits erwähnten Mottos, sondern wegen des Gesamtpakets: Auch wenn das Festival sehr klein und überschaubar ist (grob geschätzt ca. 700 Tagesgäste und 500 Campende) und mit einem Wochenendbändchen für durchaus leistbare 43 Euro an der Abendkasse nicht so teuer ist, sollte man nicht erwarten, dass da auf irgendeiner Rumpelbühne drittklassige Coverkapellen aus den Nachbardörfern zum Tanz aufspielen – im Gegenteil! Auch wenn mir im Vorfeld die meisten Bandnamen meist nichts sagen (außer, man hat sie schonmal eben hier gesehen), so bin ich noch nie enttäuscht heim, sondern habe vielmehr etliche neue Perlen kennengelernt. Dass ich mit dieser Meinung nicht alleine bin, zeigen viele Stammgäste, die Jahr um Jahr auch teilweise weite Anreisen auf sich nehmen und die man dann auch irgendwann alle kennenlernt – so dass es mir gar nichts ausmachte, in diesem Jahr zunächst alleine hinzufahren.

Zugegeben, das ist nicht die Ankunft, sondern da ist das Mobbed schon wieder abmarschbereit am Sonntagmorgen

Schon die Anreise mit dem Motorrad gestaltete sich höchst erfreulich, angenehm sommerliche Temperaturen und die wunderbar weite Westerwälder Landschaft lassen’s dann auch gar nicht so schlimm sein, wenn man sich mal ein bisschen verfährt. Auch wenn das Festival mit einer Warm-Up-Party schon am Donnerstagabend begann, schaffte ich es wegen leidlicher Dinge wie Broterwerb leider erst am Freitagabend nach Urbach, und bis das Zelt stand, hatte ich dann auch grade Soulshifter verpasst –  was ich vom Zeltplatz aus mitbekommen habe, klang aber schon recht mächtig! Bis die nächste Band anfängt, schlenderte ich ein wenig über das Festivalgelände: Neben „Rolfs Biergarten“ und dem Essensstand nebenan, dem obligatorischen Bierstand, einem Stand für Schnaps, Cocktails und Pälzer Weinschorle(!) und einem Badezuber gab es in diesem Jahr erstmals eine echte Dusche und ein Spielzelt mit Lego Duplo für kleine und große Kinder – Haupsach, Schuh aus!

Ein Spaß für Klein und Groß!

Inzwischen mit einem Kaltgetränk bewaffnet, traf ich tatsächlich auch die ersten Bekannten und verbabbelte mich auf einer der mitten im Infield aufgestellten Bänke, rund um die Feuerstelle. Da das ganze auf einer leicht abschüssigen Wiese stattfindet und die Bühne am Fuße derselben steht, hat man wie in einem natürlichen Amphitheater von überall auf dem Gelände einen hervorragenden Blick auf die Bühne, auch wenn der Sound auf den Bereich direkt davor optimiert ist. Dort spielten inzwischen Hereafter aus Bielefeld, die mit ihrem New Metal-Sound und cleanen Frauenvocals und männlichem Geshoute bereits eine erkleckliche Crowd vor die Bühne zogen.

Final Fortune im Final Countdown zum Sundown

Ein relativ brachialer Stilwechsel kam mit Final Fortune aus Mayen,  die sich selbst  als „80’s Hard’n’Heavy“ bezeichnen, und das war im besten Sinne wahr, die Looks passten dazu, auch wenn sie ein wenig eklektisch zusammengewürfelt erschienen: Kutte  und 80er-Badebux-Kombi beim Bassisten kontrastierten mit dem Sleaze Rock-Outfit des Gitarristen – insgesamt aber großer Spaß und definitv empfehlenswert! Dachte sich übrigens auch ein Nackedei, der sich nur mit Hut bekleidet auf die Bühne mogelte und mit der Band Party machte – leider war der Hut auf dem Kopf…

Riecht möglicherweise ähnlich

Doch der Anblick brachte mich auf eine Idee: Also pilgerten wir (man erinnert sich: Bekannte trifft man dort schnell, wenn man schonmal da war…) zu „Rolfs Fressbude“, wo es neben Burgern (sehr lecker, aber Sauerei beim Essen), Schnitzelweck, Käsespätzle und Pommes auch Brat- und Currywurst gab*. Während ich mir also eine solche in die Futterluke stellte und den umgebenden Gesprächen lauschte oder mich mit vollem Mund beteiligte, verpasste ich leider Karabooza. Ich kann mich noch erinnern, dass es irgendwie so Elektro Metal war, und dass es nach Hereafter bereits die zweite Band des Abends ohne Bass war.

*Ob es auch vegane Optionen gab, weiß ich leider nicht mehr, allerdings gab es Samstag nebenan auch noch ein Pizzamobil. 

Left Betrayed

Derart gestärkt waren wir aber bereit für den Headliner des Abends: Die Lokalmatadore Left Betrayed aus dem nahen Hachenburg (wo übrigens auch das ausgeschenkte Bier herkommt) sah ich bereits zum zweiten Mal auf dem Field Invasion, insofern war ich von der Metalcore-Dampfwalze, die da über einen rollte, nicht so ganz überrascht. Dennoch großartig, mit welcher Energie die fünf Jungs und diverse Gastsänger da eine Granate nach der anderen zündeten!

Achtung, heiß!

Achtung, noch heißer! (ist übrigens derselbe Typ)

Nach etwas mehr als einer sehr schweißtreibenden Stunde gab es zum Feierabendschobbe noch eine Feuershow und Illumination aus und an der bereits erwähnten Feuerstelle. Ein angenehmer Ausklang für einen sehr angenehmen Tag!

Das ganze Festival ist übrigens barrierefrei

Gut erholt und nach einer erstaunlich ruhigen Nacht ausgeschlafen ging es erstmal Duschen, doch statt ins nahegelegene Schwimmbad (Eintritt: 2 Euro) zu gehen, nahm ich das Angebot einer Freundin an, bei ihr zuhause zu duschen. Dass im Westerwald „ich wohne um’s Eck“ eine halbe Stunde Autofahrt pro Richtung bedeutet, hatte ich nicht bedacht, und so kam es, dass ich die Stoner Rocker Organic Destruction ebenso verpasste wie die Hardrocker Soulstrike, hatte aber immerhin noch  mit dem Bassisten der erstgenannten einen sehr netten Schnack über Photoapperate, Perfektionismus und Produktionsabläufe.

Gefrierbrand

Großes Rätselraten im Vorfeld über die musikalische Ausrichtung der nächsten Band: Machen Gefrierbrand Punk, Neue Deutsche Härte oder doch was ganz anderes? Während ich mein Geld auf „Rammstein für Arme“ gesetzt hätte, gewonnen hätte keiner: Positiv überraschend fabrizierten die Mannen aus dem Schwarzwald ein ziemlich ordentliches Black Metal-Brett ab, das ich irgendwo zwischen Finntroll, frühen Dimmu Borgir und Immortal verorten würde. Thematisch geht es im weiteren Sinne um Märchen, was auch die Aufmachung mit altertümlichen Westen, Hosenträgern und Hemden erklären dürfte. 

Macht Lahme wieder Gehend: Leyka

Als Mainzer, der selbst lange in divcersen Bands dort gespielt hat und durchaus oft auf Konzerte in den Mainzer Clubs geht, dachte ich, alle Bands der Mainzer Metal- und Rockszene zumindest vom Namen her zu kennen, aber Leyka war mir bis dato unbekannt. Schade eigentlich, denn der Emo-Core bollerte trotz aller Gefühlig- und Verletzlichkeit bei den Texten ziemlich fett aus den Lautsprechern und initierte nicht zu unrecht den ersten Circle Pit des Tages.

Dass sich die Band dabei selbst immer wieder unter’s Volk mischte, trug allerdings sicher auch dazu bei – selbst der Sänger ohne(!) Funkmikro hat es irgendwie hinbekommen, einmal quer über über den Platz zu rennen, ohne dabei irgendwen mit seinem Kabel zu erdrosseln und ohne sich zu verheddern wieder auf die Bühne zu gelangen – alleine dafür schon Respekt!

Gefrierbrand in zivil

Danach traf ich Gefrierbrand am Fresstand wieder, leider musste die Band direkt weiter. Als Dank für das schnell aus der Lameng geschossene Bandphoto vermachten mir die Herren ihre restlichen Bons und Wertmarken, was immerhin für einen Börger und ein Getränk reichte! Danke!

Dieser Herr zeigt sich vom Geschehen um sich herum völlig unbeeindruckt

Alles auf Zucker – tatsächlich ein Bandname und kein Dessert!

Alles auf Zucker ist wieder so eine Band, deren Namen einen rätseln lässt, was einen da nun musikalisch erwartet: Wie sich herausstellte: Hardrock aus dem Westerwald. Während die eigenen Sachen irgendwo zwischen Guns n Roses und Alice Cooper liegen, wenn auch stimmlich etwas tiefer, wurde auch ziemlich viel gecovert, u.a. Green Day und ein Metallica-Medley, alles unterhaltsam präsentiert – schee! Der Name geht übrigens wohl auf eine jüdische Komödie von Daniel Levy aus dem Jahre 2004 zurück.

Deluminate

Anschließend ging’s wieder einen Stock tiefer, zumindest was die Stimmung der Gitarren betrifft: Deluminate aus Koblenz sind irgendwo zwischen Death Metal und Hardcore angesiedelt, nennen das ganze „Nucore“ und sorgten wieder für diverse Arten von Moshpits, inkl. einer Wall of Death.

Ih, Pärchenscheiß!

Noch erfreulicher als fette Breakdowns war für mich persönlich, dass die schöne Frau, die seit über sieben Leben Jahren mein Leben bereichert, endlich auch eingetroffen ist. Und zwar grade rechtzeitig zu den heimlichen Headliners des Tages, zumindest für uns….

Bloodspot-Sänger Pete beim Frühsport

Die Frisur sitzt

…nämlich Bloodspot aus Limburg! Statt mir nun selbst eine Beschreibung aus den Rippen zu leihern, zitiere ich lieber Sänger Pete: „Brutaler Dinosaurier Death Metal!“. Zugegeben, damit meinte er eine bestimmte, schon etwas ältere Nummer, aber brutal und Death Metal passen wie die schlagringbewehrte Faust aufs Fascho-Auge. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands aus der Death Metal-Ecke positionieren sich die Männer aus der Domstadt an der Lahn nämlich auch in ihren Texten ziemlich eindeutig gegen Rechts und für Menschenrechte.

Band zum Abschied: Words of Farewell

Den würdigen Abschluss des zweiten Tages bildeten Words of Farewell aus Münster in Westfalen. Sänger Alexander ist nicht nur optisch eine Maschine, auch stimmlich und stimmungsmäßig gab der muskelbepackte Hüne Vollgas. Außerdem bemerkenswert: Eine Death Metal-Band, bei der der Bass nicht nur gut beschäftigt, sondern tatsächlich auch zu hören war! Und das, obwohl sich neben der üblichen Besetzung (zwei Gitarren, Drums, Gesang und eben Bass) auch noch ein Keyboarder auf die dann doch gar nicht mehr so große Bühne quetschte. Der aber den Saitenartisten mal dringend benötigte Auszeiten vom beständigen Staccato-Riffing verschaffte, so dass diese mal die Hand ausschütteln konnten. Zur Zugabe zog Alexander dann auf vielfachen Wunsch vor allem des weiblichen Publikums dann doch noch sein Shirt aus, nicht ohne allerdings vorher noch das obligatorische „Band vor Publikum“-Bild als Teil des Deals machen zu lassen.

Dieser leicht verstrahlte junge Mann muss am nächsten Tag noch ein Kraftrad steuern

A propos Maschine: Mein Zweirad wollte am nächsten Morgen wieder bewegt werden, so dass ich schweren Herzens drauf verzichtete, mich der Aftershow-Party anzuschließen und mich zum Ausnüchtern ins Zelt verkroch. Von wo aus ich aber trotzdem mitbekam, dass die Feierei sich anscheinend bis weit ins Morgengrauen zog, zumindest der Musiklautstärke vom unweit gelegenen Schnapsstand aus nach zu urteilen.

Stellvertretend für alle Helfer: Danke an euch!

Doch auch wenn ich deswegen in der zweiten Nacht eher bescheiden geschlafen habe: Ein dickes, fettes Dankeschön mit Bussi obendrauf an alle ehrenamtlichen Helfen, die das Field Invasion mal wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis machten!

Hier findet man die Homepage des Field Invasion Festivals, dort gibt es hoffentlich bald auch Karten für nächstes Jahr!

 

PhotoCredits / Berichterstattung: Erik Hüther

 

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