CD Reviews

JACOB´S FALL – „Lost in Silence“ (Review)

Wer kennt noch MY INSANITY und das Album „Still Dreams in Violent Areas“? Alte Hasen werden aufhorchen, denn Xytras verpasste dieser Klangperle anno 1998 seinen Sound und zauberte eine introvertierte und Gothic geschwängerte Version von Samael aus den Boxen (ganz grob beschrieben). Neben der Balance zwischen einfühlsamen Melodien und amtlicher Durchschlagskraft war besonders die Stimme das Aushängeschild, das diese Band besonders machte.

JACOB´S FALL bestehen u.a. aus Sänger, Drummer u. Gitarrist von MY INSANITY und legen mit „Lost in Silence“ eine Scheibe auf den Tisch, die problemlos ein Upgrade des oben erwähnten Albums sein könnte; allerdings mit 25 Jahren mehr musikalischer Erfahrung. Der Gesangsstil schiebt das Album schnell an der Durchschnittserwartung typischer Veröffentlichungen vorbei und besticht zusätzlich mit innovativem und abwechslungsreichen Songwriting. Vergleiche sind schwierig. Aber wenn man sich die Atmosphäre alter Katatonia (zur „Discourage Ones“ Zeiten), ein Bastard von Anathemas „Alternative 4“ und „Weather Systems“ und ganz leichte HIM-Einflüsse vorstellt, ist man grob in der richtigen Richtung unterwegs. JACOB´S FALL sind in vielerlei Hinsicht einzigartig und klingen so, als wäre es genetisch veranlagt. Unfassbar, wie lässig man sich von entspannten Akustikgitarren, über Stakkato Riffs, bis zu Gänsehautsolo steigern kann (`Dead Horse`). Könnte bitte jemand dem Sänger sagen, dass er bei `Like the Leaves`(ab Minute 02:38) die Gesangsspur einfach nur endlos weitersingen soll, damit der Gänsehautmoment länger anhalten kann? Außerdem ist es mir ein Rätsel, wie man `Lost in Silence` derart charismatisch darbieten kann, ohne in Kitsch abzudriften. Man hat keine Ahnung, was als nächstes um die Ecke kommt (`Walk Through Ashes`) und wird im Laufe eines Songs überrascht, wie gut die Gitarren und Drums miteinander harmonieren.

Musik ist Kunst und kann auf unterschiedlichen Ebenen berühren, faszinieren und erkundet werden. JACOB´S FALL beherrschen dieses Handwerk sehr gut und verwirklichen sich fernab von Genregrenzen, Erwartungshaltungen oder anderen vorhersehbaren Eindrücken. Ich könnte mich jetzt abmühen, um eine Stilbeschreibung abzuliefern, jeden Song zu analysieren oder Lobeshymnen zu schreiben; stattdessen sollte die Musik für sich sprechen und das Album DRINGEND (!) angehört werden, denn es ist definitiv eine Bereicherung für jeden, der Musik mit Gitarren zu schätzen weiß.

Fazit: Authentisch, charismatisch und herrlich abwechslungsreich; JACOB´S FALL heben sich mühelos aus der Masse ab, lassen sämtliche Genreschubladen hinter sich und konzentrieren sich auf das, worum es wirklich geht: handgemachte Musik mit Herzblut, Hingabe und Talent!

9 von 10 Punkten

Sebastian Radu Groß

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