IN THE WOODS…“Diversum“ (Album Review)

Meine Beziehung zu dieser Band ist eher sporadisch… Anno 1995 war ich mit „Heart oft he ages“ begeistert an Bord, als eine emotionale Mischung aus sphärischen Klängen, introvertiertem Songwriting und stellenweise Burzum-Feeling aus den Boxen floss. Erst Jahre später sollten sich mir die avantgardistischen Fußspuren von „Omnio“ & Co. Bei mir einbrennen, bei denen ich kein Album favorisiere, aber mindestens ein Song pro Album mich in eine andere Dimension aufsog. Auch nach der Wiedervereinigung 2016 mit „Pure“ konnte ich immer wieder Elemente entdecken, die mich unvorbereitet erwischt und gleichzeitig wohlig abgeholt haben. Ganz überraschend bekam ich „Diversum“ auf den Tisch und dieses Album überraschte mich komplett.

Das Wichtigste vorab: Der Sängerposten wurde durch Bernt Fjellestad neu besetzt und gibt dem ganzen Album eine völlig andere Richtung. Statt der bekannten Mischung aus elegischem Gesang und schwarzmetallischem Gekeife, bekommt man eine tiefe Bariton-Stimme, klaren Gesang und stellenweise Growls auf den Teller serviert. Die Gitarren leisten weiterhin gewohnt atmosphärische Arbeit und einige Leads fräsen sich schnell in die Hirnrinde ein. Dennoch hat man sich hier beim Songwriting viele Gedanken gemacht und sich teilweise weniger auf das Bauchgefühl verlassen, das sonst so viele psychedelischen (und ausufernde) Elemente mit sich trug- Statt introvertierter Schwermut und unvorhersehbaren Langzeitausflügen, dominiert hier leichter zugänglicheres Songwriting, wobei man der Truppe allerdings noch lange keine rein kommerzielle Platte vorwerfen kann. Man experimentiert auch mal mit hymnischen Melodien („The Axis Of Evil“), oder schraubt den Härtegrad mit „Master Of None“ rauf.

Fazit: Man bekommt hier ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm geboten, mit vielen Höhen und einigen (durchschnittlichen) Tiefpunkten. Jede Newcomerband dürfte stolz auf das Album sein; für IN THE WOODS… ist es ein wichtiger Schritt, sich weiter zu entwickeln. Für mich persönlich macht der Verlust des alten Sängers einen Schlussstrich unter meine IN THE WOODS… Ära, die ich seit 27 Jahren miterleben durfte. „Diversum“ markiert für mich den Neustart einer Band, die qualitativ abliefern kann, sich aber in meinen Boxen erst noch mit mehr Charisma beweisen muss, damit sie mein Langzeitgedächtnis erobern kann.

7 von 10 Punkten 

Redakteur: Sebastian Radu Groß

 

 

Consent Management Platform von Real Cookie Banner