RUNNING WITH LIONS – „The Scenic Route“ (EP-Review)
Pop-Punk ist tot? Nicht, wenn der geneigte Hörer mal in die Keller der norddeutschen Hansestadt hinabsteigen würde. Denn das, was die junge Formation RUNNING WITH LIONS gerade abgeliefert hat, sollte sich herumsprechen!
Ich wurde auf die Truppe aufmerksam, als sie den Support bei einer befreundeten Band spielten. Die Kieler THE PINPRICKS namen ihre EP nämlich im gleichen Studio in Hamburg auf. Bei der Release-Part, ein paar Tage vor dem Corona-Veranstaltungsverbot, rieben sich die Zuschauer, ebenso wie ich, die Augen bei dem was sie da gerade erleben durften (Konzertbericht hier).
Ich zitiere kurz einmal aus dem Pressetext: „Sänger Eike, Bassistin Krissi, Gitarrist Gerrit und Schlagzeuger Marty bringen nicht nur umfangreiche Live- und Rock’n’Roll-Erfahrung aus anderen Bands und Genres mit, sondern haben sich zum Ziel gesetzt, ihre Heimatstadt auf der offiziellen Pop-Punk-Landkarte mit einem fetten roten Punkt zu markieren. Fans von Bands wie Green Day, Blink-182, New Found Glory oder All Time Low sollten ab sofort auch nach Norden schauen, wenn es um drei Akkorde und einprägsame Melodien geht.“
Besser kann man die Situation tatsächlich nicht beschreiben. Nach ihrer 2018er Debut-EP „Lucid Nightmares“ veröffentlichte das Quartett am 27. März 2020 mit „The Scenic Route“ über Make Big Records einen EP-Nachfolger, welcher erneut in den Altonaer Boogie Park Studios von Alex Henke produziert und gemischt wurde. Fünf Titel mit einer Spielzeit von 17:21 Minuten, die im morgendlichen Berufsverkehr genau den richtigen Drive für den Tag mit sich bringen. Eben diesen frischen Drive verbreitet auch sofort The Scenic Route, der Titeltrack. Der zweite Titel Decades hält sich nicht lange mit einem Vorspiel auf und geht vom ersten Ton in die Vollen. Self Respect hat die gewisse Radiotauglichkeit. Mittleres Tempo, eingängige Melodie und ein Refrain, der zum Mitsingen einlädt. Standstill Protocoll erinnert derweil wirklich stark an ihre Vorbilder. Der Fuß steht nicht still, im Mittelteil dann eine Solopause. Den Abschluß bildet Dear Future Self. Wieder ein Titel, den ich im Auto automatisch lauter drehe. Herrlicher Tempowechsel und eine Melodie, die im Kopf bleibt und das alles ohne bei anderen oder sich selbst abzukupfern. Ein perfekter Silberling, dem nur ein vollwertiges Full-Lenght-Album folgen kann. Den Vergleich mit etablierten Bands brauchen die vier Hamburger jedenfalls nicht scheuen.
Die Release-Party soll am 12. September 2020 in der Hamburger Astra-Stube nachgeholt werden. Support ist dann sozusagen als Gegenbesuch die Kieler Band THE PINPRICKS. Und ich werde natürlich auch da sein!
Punkte: 8 / 10