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Support Your Local Heroes: Ein fulminanter Abschluss des Bootshafensommers (28.08.2021)

Sommerzeit ist Festivalzeit. Auch die Stadt Kiel startet mittlerweile mit dem Bootshafensommer in jedem Jahr ein kleines, aber feines Festival. Der Kieler Bootshafensommer 2021 findet vom 23. Juli bis 28. August jeweils freitags und samstags an sechs Wochenenden im Herzen der Kieler Innenstadt statt. Auf einer schwimmenden Bühne werden Künstler und Bands präsentiert, die aus Schleswig-Holstein und Hamburg kommen. Erfahrungsgemäß bewerben sich drei- bis viermal so viele Bands, wie Plätze vorhanden sind. Die Bandbreite umfasst alle Stilrichtungen. Von Poetry Slam bis Heavy Metal ist für jeden etwas dabei.

Es ist das sechste und letzte Festivalwochenende. Es ist nordisch frisch, es weht eine steife Briese und Regen ist angekündigt. Zum dritten Mal in diesem Jahr besuche ich nun den Bootshafen. Zuvor sah ich bereits Bands, wie z.B. The Pinpricks, Das Beben, Plastic Skanksters oder aber Surfits. Heute stehen jedoch ganz andere Musikrichtungen auf dem Programm. Aber das ist beim Bootshafensommer ja auch genau so gewollt. Jede Musikrichtung darf sich hier präsentieren. Wie zu erwarten war, führt wieder „Maschine Nitrox“  durch das Programm.

Wir kommen gerade pünktlich zu PALILA aus Hamburg. Das Trio spielt klassischen Indie-Rock und existiert erst seit 2019. Allerdings haben sie schon mit großem Erfolg zwei EP´s heraus gebracht und warten auf das Release zu ihrem ersten Full-Lenght Album „Rock’n’Roll Sadness“, das am 12. November diesen Jahres herauskommen soll. Palila sind Christoph Kirchner (Bass und Background Vocals), Matthias Schwettmann (Gitarre and Gesang) sowie Sascha Krüger (Drums and Background Vocals). Melodiöses Songwriting mit Ausflügen in den Postpunk. Freunde von Neil Young sollten ein Ohr riskieren, die Nummern sind durchweg stimmig und machen von Beginn an Spaß. Natürlich stehen die Songs des neuen Albums im Vordergrund des heutigen Nachmittags. Besonders die erste Single des Albums „Swim Or Down“ sowie der Titelsong „Rock´n´Roll Sadness“ haben es mir angetan. Einen Tag vor dem Release soll in Hamburg eine Releaseparty steigen. Hoffentlich kann sie wie geplant statt finden. Ich bin am überlegen hinzufahren…

Setlist Palila:

1. NY Family Plans, 2. Electricity, 3. Brother, Sister, 4. Swim Or Down, 5. Nemesis, 6. Paper Cup, 7. Rain Again, 8. Take Turns, 9. Sapphire, 10. Rock´n´Roll Sadness, 11. Control, 12. Sundays

Auch die nächste Band kommt aus Hamburg. RUNNING WITH LIONS haben allerdings ihr Release schon heraus gebracht. Ihr Stil: Pop-Punk. Ihr Album: Die EP „The Scenic Route“. (Rezension hier!). Auch wenn die Release-Party von Sänger Eike, Bassistin Krissi, Gitarrist Gerrit und Drummer Marty immer wieder verschoben wurde, stehen ihre Songs heute neben einigem Neuen auf dem Programm. Neben dem Titeltrack kommen auch die anderen Songs der EP zu Gehör. „Decades“, „Self Respect“, „Standstill Protocoll“ und als letzten Song des Gigs „Dear Future Self“ kommen beim Kieler Publikum gut an. Mein Favorit am heutigen Tag ist allerdings „Closer“. Der Song feierte erst vor sechs Wochen sein Release als Videosingle. Bassistin Krissi schwimmt im Übrigen lieber mit Flamingos als mit Löwen zu laufen. Ihr Bier wurde vor dem vollen Hafenbecken sicher in einem passenden rosa Schwimmring in Sicherheit gebracht.

Setlist Running With Lions:

1. Imposter, 2. Standstill Protocoll, 3. The Scenic Route, 4. Decades, 5. Cross My Heart, 6. Lucid Nightmares, 7. Boy Without Bones, 8. Closer, 9. Self Respect, 10. H.O.P.E., 11. Dear Future Self

Wer meint, Metal muss laut, wird jetzt beim nächsten Act eines Besseren belehrt. IRON MIC sind eigentlich Kiels überregional bekannte Melodic-Thrash-Metal-Band Tyson, die sich selbst als Akustikband covern. Traten sie bisher immer als Trio in verschiedenen Besetzungen auf, stehen heute vier Tysons auf der schwimmenden Bühne des Bootshafens. Normalerweise spielten sie in der Besetzung mit André „Kochi“ Koch am Bass, Pierre Dapper an der Gitarre und Oliver Teschner, Tysons Ur-Drummer, am Schlagzeug. Heute jedoch spielt auch der zweite Gitarrist Torsten Ziemann mit.

IRON MIC beginnen mit „Watch Your Back“ und „Social Time Bomb“ von Tysons allererster, selbst betitelten Demo-EP. Sie bringen ein Repertoire aus der gesamten Bandgeschichte, denn das nächste Stück ist schon „House Of Fire vom 2014er Album „Counterparts“. Der dreistimmige Gesang kommt bei den Fans am Bootshafen richtig gut an. Noch hält das Wetter und es ist mittlerweile voll geworden. „Moshpit Alliance“ vom 2018er Album „Unbreakable“ bekommt das Kieler Publikum ebenfalls kredenzt. „Anyway“, „To Cross The Line“ sowie „Don´t Lose Your Head“ stammen vom 2010er Album „Bareknuckle Fights“. Nach knapp 45 Minuten leitet „The Storm“ – heute passend zum Wetterbericht – das Ende eines tollen Auftritts ein, soll selbigen jedoch nicht heraufbeschwören. Bereits nach sechs Minuten haben sie schon die Bühne geräumt, um für die nächste Band Platz zu machen. Was für eine Traumzeit beim Abbau !

Setlist von IRON MIC:

1. Watch Your Back, 2. Social Time Bomb, 3. House Of Fire, 4. Moshpit Alliance, 5. All For The Love Of Rock´n´Roll, 6. Hide Your Heart, 7. Knockout, 8. Anyway, 9. To Cross The Line, 10. Don´t Lose Your Head, 11. Water In Your Hands, 12. The Storm

Es herrscht auflagengemäß Tanzverbot. Die nächste Band allerdings, ist für die tanzbaren, schunkeligen Rockhymnen nicht nur hier in ihrer Heimatstadt Kiel bekannt. WOLF BARSCH betreten pünktlich zu einem 70minütigen Programm die Bühne. Ihre Songs handeln von der christlichen Seefahrt, Alkohol und Liebe. Und das alles bitte nicht allzu ernst nehmen! Auf Releases braucht man bei Wolf Barsch nicht einzugehen. Sie haben bisher nur 2017 die inzwischen legendäre „Sex And Drugs And Seemannsgarn“ CD heraus gebracht. Sänger Olaf Grobe verspricht dem Publikum nicht so viel wie sonst zu sabbeln. Ambitioniert haben sie 22 Songs auf der Setlist. Vorweg genommen: Beides hielt die Truppe nicht ein. Natürlich starten sie mit ihren Klassikern. „Wir lagen vor Madagaskar“ ist immer der Opener. „Der Fischer“ ist ein Cover von Kraftwerk im Rammstein-Stil. Das Original „Das Model“ bekommt hier allerdings einen neuen nordischen Text. Mit dem ersten Kapitän, jetzt auf Basis von Dolly Partons „Jolene“ enden die Coversongs und eigenes Material  soll die Kieler Fans unterhalten. Mit „Bärte“, „Scheißegal“, „Drei Schwestern“, „Matrosen“ und „Blauort“ folgen Songs der CD. Olaf verstrickt sich immer wieder in Klabautermann-Klönschnack, die Band bekommt von einem Gast passend zu „Hebt das Glas, Matrosen“ eine Lage Schnaps ausgegeben. Die Setlist muss gekürzt werden, die Zeit langt nicht mehr. Nach dem Klassiker „Martina Navratilova“ geht es mit brandneuen Songs weiter. Einige Verspieler begleiten die neuen Songs. Obwohl es nun auch noch angefangen hat zu regnen, ist hier niemand böse drum. Mit dem „Kapitän“ von Lennart Cohen beschließen sie den Partyabend als Zugabe fehlerfrei. Maschine bringt seinem „Das Beben“-Bandkollegen Sascha Werner noch kurz ein Fassbier ans Schlagzeug; damit Sascha es auch trinken kann, übernimmt Maschine einen Stick und sie spielen weiter als Duo.

Setlist von Wolf Barsch:

1. Wir lagen vor Madagaskar, 2. Der Fischer, 3. Kapitän (Jolene), 4. Bärte, 5. Scheißegal, 6. 10 Matrosen, 7. Drei Schwestern, 8. Matrosen, 9. Blauort, 10. Drei alte Männer, 11. Sieben Jahre, 12. An Deiner Pier, 13. Zwei Menschen und ein Tier, 14. Hebt das Glas, Matrosen, 15. Louise, 16. 80 Köpfe, 17. Nordost, 18. Martina Navratilova, 19. Segelboot mit Schlafkabine, 20. Klagelied einer Schnapsflasche, Zugaben: 21. Seemann, lass das Träumen, 22. Kapitän (Cohen)

CIRCUS RHAPSODY ist eine Folkpunk-Band aus Berlin, die schon seit 2009 die Bühnen der Republik unsicher macht. Die aktuelle Besetzung besteht aus Katharina Vetter an der Geige, Michael Martens-Stein als Sänger und am Bass Sebastian, „Mahaze“ Hauck an der Gitarre und Erik Heinecke am Schlagzeug. Sie reisen mit einem im Juni veröffentlichten Digitalalbum „Just Kidding“ an. Ihr Repertoire ist ein Gemisch aus wildem 50er-Jahre-Rock’n’Roll, Polka, Ska bis Melodic-Punk. Während Katharina sich als Nachteule zu erkennen gibt, rennt Michael barfuß über die mittlerweile regennasse Bühne. Ihre Auftritte sollen immer wieder für Überraschungen gut sein. Da ich leider in wenigen Stunden schon wieder arbeiten muss, begrenze ich meinen ersten Eindruck auf ein paar Titel, die mich allerdings sehr neugierig gemacht haben. Ich habe die mir bisher unbekannte Truppe in ein paar Tagen erneut auf dem Programm, dann werde ich meinen Eindruck vertiefen. Auf Wiedersehen beim Angeliter Open Air in Taarstedt!

Geplante Setlist Circus Rhapsody:

1. Revolution, 2. Monster Under My Bed, 3. Zombies, 4. Chumppa Bug, 5. D´n´Breakfast, 6. All Hell, 7. Black Cat, 8. Zim, 9. Chucky, 10. Av. Angel, 11. Sloan, 12. Monster Inn, 13. Harbour, 14. Factory, 15. Ire, Zugaben: 16. Aloah, 17. Gnom

PhotoCredits / Berichterstattung: Norbert Czybulka

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