Support Your Local Heroes – RAUSCHFLUT im Interview

Support your local heroes – getreu diesem Motto haben wir von „NordMensch in Concerts“ uns auf die Fahne geschrieben, neben den großen Festivals und Konzerten immer auch unsere regionalen und vielleicht bisher weniger bekannten Helden im Fokus zu haben. Aus diesem Grund haben wir – Anna und Sven – uns auf den Weg nach Gnarrenburg gemacht, um unsere persönlichen Lokalhelden RAUSCHFLUT im Proberaum zu besuchen.

Natürlich könnten wir es uns einfach machen und Euch jetzt all die Zahlen, Daten und Fakten präsentieren, die man genauso gut unter Rauschflut – Brett-Rock findet. Wir könnten Euch erzählen, dass die Jungs seit 2014 zusammen unterwegs sind oder dass sie schon mit OHRENFEINDT auf der Bühne standen.

Auch von der neuesten EP aus 2020 könnten wir berichten: „Schönheit des Klischees“ – eine großartige Scheibe, gut bestückt mit humorvoll-bissigen deutschsprachigen Songs. Vielleicht würden wir dann auch noch die Single „Miststück“ aus 2022 genauer beleuchten.

Rauschflut beim Open Air Worpswede

Aber nö – das machen wir nicht! Wir packen die Stiere bei den Hörnern und „geben Budder bei die Fische“:

„Was für Geschichten gibt es über Euch zu erzählen, die Ihr normalerweise niemandem erzählt, aber nun mit uns und der ganzen Welt teilen möchtet?“

Es stellt sich heraus, dass wir hier nicht mit wilden Groupie-Anekdoten und ähnlichem zu rechnen haben. „Da sind wir raus, aus der Nummer. Altersbedingt…“, lacht Michael und erzählt uns erst einmal ein wenig über die einzelnen Bandmitglieder:

Marko Butt, der Sänger und Gitarrist der Band, „macht bei uns immer die ganzen Aufnahmen
samt Produktion und Videos. Außerdem ist er gefragt, wenn es um Plakate, Cover und grafische Themen geht, die so anfallen.“
Wenn man ihn nach Musik fragt, die ihn geprägt hat, wird es wild: Er zählt eine Mischung aus Beastie Boys, Nirvana, Eurodance, Metal und Rap auf.

Michael „Michi“ Klöckner, der Bassist, bezeichnet sich selbst als Netzwerker und Kontakter und kümmert sich um die Social-Media-Themen. Stark beeinflusst und inspiriert haben ihn „Rage against the machine“, zum einen durch ihren prägnanten Sound und zum anderen durch die Aggressivität in der Stimme des Sängers.

Andreas „Andi“ Mahler, der Mann am Schlagzeug, regelt die Finanzen der Truppe. „Seitdem weiß übrigens niemand mehr so recht, wo eigentlich die Kasse geblieben ist,“ fügt Michael grinsend hinzu. Charakteristisch für Andi ist seine Leidenschaft für Metal- und Alternative-Mucke und vor allem für Grunge-Rock, der für ihn eine Art Antrieb war, sich überhaupt in die Musik zu stürzen.

Rasco ist derjenige, der bei den Produktionen für die Gitarrenwand zuständig ist. Er hat immer eine zündende Idee parat, wenn einem Song noch der letzte Schliff fehlt.
Musikalisch ist er früh „versaut“ worden wie er sagt. Sein Vater war rockig unterwegs und jeden Sonntag dröhnten Eagles, Stones und Co. aus der Anlage. Er selbst hat dann noch eine ordentliche Schippe draufgelegt und sich eine Weile dem Thrashmetal und ähnlich harten Gangarten verschrieben.

Sein Name – er heißt wirklich Rasco – war übrigens auch so eine Sache, die sein Vater ihm mitgegeben hat. Benannt wurde er nach einem Tennisspieler, den dieser 1976 im Fernsehen gesehen hat. Die Frau war nicht begeistert, aber ihr Wunschname Lars konnte sich nun nicht mehr durchsetzen. So war es entschieden: Der Bengel hieß Rasco und das hat sich auch bis heute nicht geändert.

 

„Wie hat sich die Band eigentlich gefunden?“

Wir merken schnell: Das war gar nicht so einfach und eigentlich war es auch eher unwahrscheinlich, dass diese vier so unterschiedlichen Charaktere mit ebenso unterschiedlichen Hintergründen irgendwann zusammentreffen und dann auch noch eine großartig funktionierende Band auf die Beine stellen.

Die Kurzform:

Michi lernte Rasco kennen, Rasco kannte Marko schon aus einer früheren Band. Der musste nun nur noch davon überzeugt werden, vom Bassisten zum Sänger zu werden. Nun ja, das hat geklappt, so ein Glück! Fehlte nur noch ein Schlagzeuger.

So kam Andi, der bei unserem Interview leider nicht dabei sein konnte, als Letzter zur Band dazu. Michi, der ihn von früher kannte, hat ihn überredet, doch wenigstens mal zu einer Probe zu kommen. Er ließ sich breitschlagen, sagte zu seiner Frau „Ich fahr‘ kurz hin, hör mir den Scheiß mal an und bin gleich wieder da…“ Am Ende des Abends kam er nach Hause mit den Worten: „Ich spiel‘ jetzt in ´ner Band!“

Nun, da waren sie dann also komplett, unsere vier Helden. Es folgten Diskussionen über die Namensfindung, endlose Listen von Vorschlägen und Ideen, bis endlich der passende gefunden war: RAUSCHFLUT waren geboren und es konnte richtig losgehen.

Die unterschiedlichen Interessen und Persönlichkeiten aller Mitglieder kann die Band heute als Stärken sehen und sie alle wissen zu schätzen, was jeder Einzelne zum gemeinsamen Erfolg beiträgt.

Laut Michael war das aber nicht von vorn herein so: „Auf dem Weg zu heute gab es durchaus auch die ein oder andere Situation, in der wir lernen mussten unsere unterschiedlichen Charaktere, Fähigkeiten und Geschmäcker kreativ miteinander zu verbinden. Heute können wir richtig froh sein, dass wir diese Lernkurve durchgemacht und weiter an uns gearbeitet haben, weil das eben dazu geführt hat, was und wo wir heute sind.“

Einen klaren Vorteil gegenüber vielen jüngeren Bands sehen die Vier in ihrer persönlichen Lebenssituation. Von jugendlicher Sprunghaftigkeit keine Spur – alle Mitglieder der Band stehen mit beiden Beinen fest im Leben und legen eine spürbare Grundentspanntheit an den Tag.

Michael: „Ich hatte hier ´ne Band, bin dann nach Kiel studieren gegangen, hab da was Neues gemacht. (…) Dann biste fertig mit dem Studium, bist wieder umgezogen wegen des Berufs, hast eine Familie gegründet. So etwas macht ja jeder junge Musiker irgendwie durch. Wir haben uns aber genau in der Phase kennengelernt, wo jeder von uns schon irgendwo angekommen war.“

Rauschflut beim Open Air Worpswede

„Was habt Ihr vorher musikalisch gemacht? War das irgendwie ähnlich oder seid Ihr aus ganz unterschiedlichen Richtungen gekommen?“

Rasco: „Ziemlich unterschiedlich! Ich hab‘, glaube ich, in meinem Leben schon alles gemacht, von Schlager über so eine Unplugged-Geschichte, Metalcore war dabei… irgendwie alles querbeet. Es war natürlich auch so: Während des Studiums waren Coverprojekte halt auch immer ´ne Möglichkeit, ein bisschen Geld zu machen. Ist klar – das läuft natürlich immer.“

Michi fing ganz klassisch in einer Schülerband an, wobei ihm von Anfang an wichtig war, eigene Sachen zu spielen und nicht zu covern. Manchmal hört man heute noch raus, dass er eine langgehegte Affinität zum Jazz und Funk hegte, aber inzwischen überwiegt doch sein geradliniger Stil am Bass.

Wieder einen ganz anderen Einfluss bringt Marko in die Band. Er hat mit 15 oder 16 Jahren angefangen, in einer Punk-Band zu spielen. Damals noch als Bassist, mit keinem Gedanken daran, dass es ihn irgendwann zum Gesang ziehen würde.

Drummer Andi hat in den Neunziger rund zehn Jahre lang in einer Grungeband gespielt. Immer in der Hoffnung, eines Tages den großen Durchbruch zu schaffen. Da das nicht gelang, wurde er einfach Steuerberater und schmiss das Schlagzeug für lange Zeit gedanklich in die Ecke.

„Wie ging es dann weiter?“

Es wurden Klinken geputzt, kleine Konzerte gespielt und auch Gigs vor einer kleinen Handvoll Menschen wurden immer mit Elan und Volldampf durchgezogen. Für Marko ist ein Gig dann erfolgreich, wenn der Funke überspringt und die Leute, die da waren, glücklich nach Hause gehen. Da kommt es der Band nicht darauf an, ob es 15, 50 oder 500 Menschen sind, die vor der Bühne stehen und feiern.

Gerade diese kleinen Konzerte haben sich im Nachhinein oft als Glückstreffer erwiesen, weil dadurch wieder neue Kontakte und Vernetzungen entstehen konnten. Der Durchbruch kam dann mit einem Bandcontest in Cuxhaven. Als einzige Band von außerhalb, ohne Fanbase vor Ort und noch weitgehend unbekannt, haben RAUSCHFLUT das Ding gerockt und gewonnen!

Inzwischen klopft schon fast das zehnjährige Bandbestehen an die Tür, nach gemeinsam durchlebten Höhen und Tiefen, lustigen, schrägen und teils skurrilen Erlebnissen.

Da gab es den ollen Teppich, den Andi immer mitgeschleppt hat, wenn es auf Tour ging. Damit die Basedrum nicht verrutscht, klar. Unzählbar, wie oft das Teil jedem in der Fahrerkabine des Tour-Vans an den Hinterkopf geknallt ist… Bis endlich, endlich, nach gefühlten Jahrzehnten, Andi sich erbarmt hat, das gute Stück durch eine Gummimatte zu ersetzen.

Die berühmten Handpuppen, die immer mit auf der Bühne sitzen – kleine, weiche Doubles der Bandmitglieder – die waren auch so eine skurrile Geschichte. Eigentlich hatte Andi einfach nur keine Lust auf Fotos und so wurden kurzerhand diese Stoffkollegen in Auftrag gegeben, die inzwischen nicht nur für Portraits herhalten, sondern auch für Musikvideos und auch mal für den Maskottchen-Job auf der Bühne.

Rauschflut beim Open Air Worpswede

„Und was ist eigentlich „Brettrock“?“

Die Band lacht… Tja… Wichtig war wohl allen, dass man nicht in eine Schublade gesteckt wird. Und alle waren sich einig, dass es vor allem um eins gehen soll: Dass die Mucke reinhaut wie’n Brett! So entstand also diese Bezeichnung und beschreibt – unserer Ansicht nach – perfekt den Stil von RAUSCHFLUT.

„Jetzt mal Klartext: Wenn ich Veranstalter wäre – warum sollte ich Euch auf jeden Fall auf die Bühne holen?“

Marko: „Wir sind auch eine Band für ein Publikum, das uns noch nicht kennt, wo der Funke trotzdem überspringt. Die Leute können mit uns abfeiern, weil wir eine Botschaft mitbringen und nicht nur zum Grölen da sind. Wer uns kennenlernt, der sieht schnell, dass wir nahbar sind. Ganz normale Leute, mit denen man unkompliziert schnacken und `n Bier oder auch gern `nen Kaffee trinken kann. Für Veranstalter sind wir insofern auch gern wieder gesehen, als dass wir unkompliziert sind. Wenn Bühnenzeit ist, stehen wir da, pünktlich wie die Maurer! Das funktioniert bei uns auch ohne großen Soundcheck und langes Hin und Her.“

„Und wie geht es weiter? Was sind Eure Pläne für die nächsten Monate und Jahre?“

Marko: „Ein Knaller wäre, eine ausgedehnte Tour mitzumachen, vielleicht als Vorband bei einer größeren Band.“

Michi: „Ich bin froh, wenn wir es auch weiterhin schaffen, uns als Band immer noch ein wenig weiterzuentwickeln.“

Alle sind sich einig – man freut sich erstmal auf den Sommer mit vielen Festivals und Auftritten. Die Band ist durchaus noch offen für Anfragen und Veranstaltungen. Parallel dazu wollen sie natürlich ihre LP veröffentlichen, an der sie seit August 2022 arbeiten. 10 – 12 neue Songs sollen auf dem Album zu finden sein, sowohl Stücke aus der Zeit vor der Pandemie als auch Brandaktuelles.

Michi: „Solange wir Spaß aus der Musik und unserem gemeinsamen Spiel ziehen, machen wir weiter!“

Rasco´s Meinung dazu: ,,Mir egal, ob die Kasse stimmt oder whatever, ich werd´ immer Musik machen, weil´s einfach geil ist und ich das liebe.“

Dem können wir nicht mehr viel hinzufügen, außer:

Schaut mal rein bei unseren persönlichen „Local Heroes“ und lasst es Euch nicht entgehen, sie bei der nächsten Gelegenheit live zu erleben. RAUSCHFLUT – Das ist amtlich norddeutscher Brettrock vom Feinsten!

Rauschflut – Brett-Rock

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Berichterstattung: Anna Rachow und Sven Baxmann

Photocredits (Open Air Worpswede): Anna Rachow

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