The Rasmus in Köln: Eine Reise in die Vergangenheit (Live Music Hall, 25.11.2025)
Irgendwie fühlt es sich ein bisschen an wie ein Déjà Vu: Stress bei der Anreise, eine verzweifelte Parkplatzsuche und die Angst, zu spät zu kommen. Bereits 2022 erlebte ich ähnliches auf meinem Weg zum The Rasmus Konzert in der Live Music Hall. Ein bisschen abgehetzt komme ich also in der Venue an, aber immerhin doch noch pünktlich für einen Abend, der sich wie eine kleine Reise in die Vergangenheit anfühlt. The Rasmus war eine der ersten rockigeren Bands, die ich für mich entdeckte und hat mich durch meine Teenager-Jahre begleitet – und sie waren die erste Band, bei der ich selbst aus eigenem Antrieb ein Konzert besuchte. Sie sind also eine dieser Bands mit einem hohen emotionalen Wert und für mich ein steter Garant für einen guten Abend.
Den Auftakt an diesem Dienstag macht jedoch erst einmal eine andere finnische Band: Als Opener auf dieser Tour haben The Rasmus Block
of Flats mitgebracht – eine Rockband aus dem Großraum Helsinki und damit in aus der unmittelbaren Umgebung des Headliners. Bei Block of Flats handelt es sich noch um eine recht junge Band: Erst 2020 hatten sie ihr Debut. Sie legen dennoch von Anfang an eine überzeugende, mitreißende Performance hin. Ihr Sound ist ein wilder Mix aus metal-artigen Riffs und poppigen Melodien, teilweise auch mit Pop Punk-Charakter. Sänger Jonne Nikkilä überzeugt mit einer frischen Stimme und insgesamt ist den Musikern der Spaß auf der Bühne anzusehen. Mit im Gepäck haben sie ihre neue Single I Stand Below It All, welche an diesem Abend zum letzten Mal vor dem Release gespielt wird, denn ab Mitternacht ist der Song, welcher mit prominenter Unterstützung von Niko Moilanen und Alex Mattson der ebenfalls finnischen Band Blind Channel entstanden ist, auf allen Streamingplattformen verfügbar. Block of Flats bieten ein ordentliches Warm-Up Programm und ich persönlich gehe definitiv als Fan nach Hause.
Setlist Block of Flats:
1) Set the World on Fire – 2) Lifeline – 3) I Got Your Back (If You Got Mine) – 4) Dead Inside – 5) I Stand Below It All – 6) Darkest Days – 7) Lake of Fears – 8) Feels Like
Nach kurzer Umbaupause folgt der zweite Act des Abends: mit The Funeral Portrait ist eine amerikanische Band an Bord, die in Musik und Auftreten sehr an die Pop Punk und Emo-Ikonen der 2000er erinnert. Gegründet wurde die Band allerdings erst 2014. Die Energie ist von Anfang an extrem hoch und es wird unfassbar viel fürs Auge geboten. Sänger Lee Jennings tanzt und springt auf und ab, schleudert die Beine in die Luft und performt mit einer ausdrucksstarken Mimik. Es findet viel Interaktion zwischen den Musikern und auch mit dem Publikum statt, zum Beispiel indem Lee Jennings der Front Row von der Bühne aus die Hand reicht. Bei den Fans in den vordersten Reihen kommt The Funeral Portrait mit ihrem melodischen Post Hardcore/Emo Pop gut an – das restliche Publikum, welches an diesem Abend durch sämtliche Alters- und Gesellschaftsschichten zu gehen scheint (teilweise sind ganze Familien über mehrere Generationen zusammen da), reagiert sehr gemischt auf die Band. Für mich persönlich sind sie definitiv ein Act, der mit eher theatralischem Auftreten und einer überzeugenden musikalischen Performance gute Stimmung macht.
Setlist The Funeral Portrait:
1) Generation Psycho – 2) You’re So Ugly When You Cry – 3) Blood Mother – 4) Voodoo Doll – 5) Chernobyl – 6) Hearse For Two – 7) Dark Thoughts – 8) Holy Water – 9) Suffocate City
Schließlich ist alles umgebaut, die Videoleinwand ist bereit, die Spannung im Saal ist hoch. In den vorderen Reihen der Live Music Hall wird es immer enger, mehr Leute strömen nach vorn. Um 21:45 Uhr treten The Rasmus auf die Bühne und eröffnen die Show mit der ersten Single ihres neuen Albums Weirdo, Rest in Pieces. Das Energielevel im Saal geht schlagartig hoch, es wird mitgesungen, getanzt, gesprungen. In bekannter The Rasmus-Manier wirbelt Sänger Lauri Ylönen wie ein Flummi über die Bühne. Bassist Eero Heinonen begrüßt das Publikum nach dem Opener in nahezu fehlerfreiem Deutsch und löst damit zusätzliche Begeisterungsstürme aus. Diese werden noch lauter, als direkt als zweiter Song im Set mit Guilty ein echter Klassiker erklingt – ein Song, der in den frühen 2000ern Teil des Durchbruchs der Finnen in Deutschland war. Mit No Fear folgt gleich darauf der nächste Hit, dieses Mal vom 2005er Album Hide From The Sun.
Insgesamt ist der Nostalgiefaktor an diesem Abend extrem hoch, denn das Set setzt sich zu wirklich großen Teilen aus Songs jener Alben aus
den 2000ern zusammen, mit denen The Rasmus in Deutschland ihre große Zeit hatten. Viele Hits von Dead Letters, Hide From The Sun und Black Roses erklingen an diesem Abend, garniert mit noch älteren Stücken aus Zeiten vor ihrem Deutschland-Durchbruch mit In The Shadows – was an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen darf – und natürlich auch vielen Songs von Weirdo, welches dieses Jahr im Oktober erschienen ist. Was dabei fast (aber unter Fans wohl wirklich nur fast) überrascht, ist die konsequente Ignoranz sämtlicher Alben, die zwischen Black Roses im Jahr 2008 und Weirdo im Jahr 2025 erschienen sind – vor allem da der ESC-Beitrag von 2022, Jezebel, auf der Setlist stand, aber an diesem Abend nicht erklang.
Neben den vielen nostalgischen Klassikern im Set sind besondere Highlights der Song October and April, eigentlich eher eine B-Seite des Albums Black Roses, und der Kracher Banksy vom neuen Album, bei denen Gitarristin Emppu Suhonen mit großartigen Vocal-Parts glänzt. Eine weitere Überraschung des Abends ist, dass In The Shadows nicht erst als Zugabe erklingt. Dafür kehrt die Band nach kurzer Pause mit Unterstützung von Lee Jennings zurück, um den Titeltrack des Albums und der Tour – Weirdo – zu spielen, bei dem Jennings auch auf dem Album ein Feature hat. Danach folgt eine nahezu magische Performance der Ballade Sail Away bevor die Show mit Love Is a Bitch nach etwa eineinhalb Stunden ihren Abschluss findet. Ein langer Abend geht mit einem sehr nostalgischen Gefühl zu Ende. Shows von The Rasmus sind immer ein bisschen eine Reise durch die Zeit, zurück in meine Teenage Zeit und zurück zu Freundschaften, die durch diese Band entstanden sind.
Diese Band hat einen speziellen Platz in meinem Herzen – und mich bisher noch nie enttäuscht. Und so fahre ich auch an diesem Abend zwar ziemlich groggy – es ist immerhin Dienstagabend nach elf – aber auch ziemlich glücklich zurück nach Hause und weiß: Auch bei ihrer nächsten Tour werde ich dabei sein.
Setlist The Rasmus:
1) Rest in Pieces – 2) Guilty – 3) No Fear – 4) Time To Burn – 5) Justify – 6) Medley: Bullet / Still Standing / Shot – 7) Break These Chains – 8) Immortal – 9) October and April – 10) First Day Of My Life – 11) Creatures of Chaos – 12) Not Like The Other Girls – 13) F-F-F-Falling – 14) Banksy – 15) Living in a World Without You – 16) In My Life – 17) In The Shadows – 18) Weirdo – 19) Sail Away – 20) Love is a Bitch
Berichterstattung / PhotoCredits: Olivia Zöllner


