Konzerte

BOSSTIME im Bahnhof Bad Salzuflen am 13.04.2023 – Bruce Springsteen im Kurort

Bad Salzuflen ist nicht der Nabel der Konzertwelt. Trotzdem gibt es aber auch hier eine Konzertlocation, die es in sich hat. Der Bahnhof Bad Salzuflen ist heute mein Ziel. Das ehemalige Bahngebäude ist zu einer Eventlocation umgebaut und ich bekomme heute die Chance, mich hier einmal umzusehen und den Boss live zu erleben. Den Boss? Naja. Heute ist der Boss Frontmann Thomas Heinen, der jede Silbe und jeden Ton des großen Vorbilds Bruce Springsteen lebt. BOSSTIME ist warscheinlich Europas gefragteste Bruce Springsteen Tribute Band. 

Die Band stammt aus dem Raum Köln und feiert in diesem Jahr bereits das 20jährige Bestehen. „Boss“ und Bandgründer Thomas Heinen hat sich natürlich seine E-Street-Band zusammen gesucht. Schlagzeuger Daniel Krumbholz ist neu dabei und spielt seine erste Saison. Auch recht neu dabei ist Omar Ibrahim am Bass. Er stammt als Einziger nicht aus dem Großraum Köln, sondern ist aus Berlin zur Truppe gestoßen. Ein großes Stück Seele haucht Moritz Schuster´s Orgel- und Pianospiel der Band ein. Leadgitarrist Thomas Spindeldreher erinnert stark an Steven Van Zandt mit seinem markanten Kopftuch. Pierre de Stefano ist der Saxofonist im Stile von Clarence Clemons und liefert nebenbei noch die typischen backing vocals und Percussions. Nur auf eine Patti Scialfa müssen wir in der Band verzichten. Dass es nicht irgendwelche Musiker sind, beweist auch die Tatsache, dass zwei von ihnen bei DSDS-Gewinner Thomas Godoj in der Liveband spielen.

Bereits vor dem Einlass bildet sich eine Schlange. Frühes Kommen sichert einen Sitzplatz am Tresen oder einen Platz direkt vor der kleinen Bühne. Bei einem Eintrittspreis von gerade einmal 19,– Euro, was etwa maximal 15 Prozent des Originals entspricht, ist der Bahnhof nahezu ausverkauft. Nur wenige Restkarten an der Abendkasse warten auf einen der 200 Gäste. Wer lokal eingekauft hat, bekommt sogar ein Hardcoverticket im Stile der guten alten 80er Jahre. Auch eine eigene Fan-Szene ist vor Ort.

Die Setlist füllt wie auch beim Boss üblich, den ganzen Abend. Eine Supportband gibt es demzufolge nicht. Im Gegensatz zum Original gönnen sich die Jungs von BOSSTIME allerdings nach einer Stunde eine 20-minütige Pause. Getränke und Merch wollen ja schließlich auch verkauft werden. 

Authentizität und Spielfreude sind der große Trumpf der Band. Allerdings lässt es sich Thomas nicht nehmen, seine musikalisch auf höchstem Niveau stattfindende Show mit einer Prise Humor zu bestreiten. Der Beginn von „The Promised Land“ wird zwar mit der Mundharmonika begonnen, jedoch ertönt zur Verwunderung aller das Pippi Langstrumpf-Thema. Statt Zugaben fordert das Publikum und Thomas die zum Set gehörigen B-Seiten. Für das Publikum kein Witz, der Altersschnitt wusste allzu gut, was damit gemeint ist. Auch das BOSSTIME nie die gleiche Setlist spielen, war dem Publikum bekannt. So wurden auch Songs gefeiert, die auch vom Boss selbst nur selten gespielt wurden. So musste ich selbst erst einmal suchen, von welchem Album „Factory“ oder „Bobby Jean“ stammt. Keine Sorge, die ganz großen Hits waren auch heute dabei. Die Setlist umfasste den gesamten Albumbestand des großen Vorbilds.

Pierre de Stefano packt zu „Waitin‘ on a Sunny Day“ ein Bass-Saxophon aus und vor „Born in the U.S.A.“ klärt Thomas Heinen das unwissende Publikum erst einmal auf, dass es der meist missverstandene Song der Welt sein dürfte. Statt Lobeshymne, eigentlich ein Anti-Vietnam-Kriegssong. Auch mit dem Missverständnis, das „Summer of 69“ von Springsteen ist, wird aufgeräumt. 

Drei Jahre war BOSSTIME nicht mehr im Bahnhof Bad Salzuflen. Im kommenden Jahr wird es dafür eine Doppelveranstaltung mit unterschiedlichen, thematischen Setlisten geben. Immer wieder spielt Thomas Songs an, um sie mit einem „Im nächsten Jahr…“ abzubrechen. Ein Termin hierfür wird in den nächsten Wochen bekannt gegeben. Der Boss hat so unendlich viele Hits herausgebracht, dass auch ein dritter Abend machbar scheint.

Fazit: Ein „Muss“ für jeden Springsteen-Fan, ein „Sollte“ für jeden Konzertgänger. Eine tolle Location, die auch für namhafte Künstler taugt, die im kleinen Rahmen besondere Gigs spielen möchten. 

Die heutige Setlist zum Nachhören:

Erstes Set:
1. The Rising, 2. Lonesome Day, 3. Downbound Train, 4. Because the Night, 5. The Ties That Bind, 6. Letter to You, 7. Tougher Than the Rest, 8. Factory, 9. The Promised Land, 10. Working on the Highway
Zweites Set:
11. Waitin‘ on a Sunny Day, 12. Born in the U.S.A., 13. I’m on Fire, 14. Racing in the Street, 15. Ghosts, 16. Badlands, 17. Glory Days, 18. Thunder Road, 19. Bobby Jean, 20. Born to Run
Zugabe:
21. The River, 22. Dancing in the Dark

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