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METAL HAMMER PARADISE 2023 – Metal vs. Wellness am Weissenhäuser Strand (17. / 18.11.2023)

Das Schleswig-Holstein ein Festivalland ist, ist nicht erst seit dem Wacken Open Air bekannt. Weitestgehend unbekannt dagegen die Eventlocation Weissenhäuser Strand. Direkt am feinen Strand der Hohwachter Bucht gelegen, bietet die Anlage mit Dschungelland und Badeparadies auch bei schlechtem Wetter jede Menge Abwechslung. Jetzt im November finden hier in kurzen Abständen in der touristischen „Saure-Gurken-Zeit“ die drei Festivals Plage Noir, Rolling Stone Weekender und das Metal Hammer Paradise statt. Da es auf die Ferienanlage begrenzt ist, kann es auch nicht mehr wachsen. Das METAL HAMMER PARADISE feiert in diesem Jahr 10jähriges Jubiläum und gilt als ausverkauft – zumindest was die Unterbringung in Appartements, Hotel oder Ferienhäusern angeht. Die Festivaltickets ohne Unterbringung sind fast immer noch zu haben. So springe auch ich noch auf den diesjährigen Zug auf. 

Unterbringung plus Ticket, gegebenenfalls noch VIP-Upgrade, da geht dann schon mal schnell ein Tausender für zwei Personen drauf. Günstig ist das nicht. Das Ticket ohne alles liegt derzeit für das kommende Jahr 2024 schon bei 152,75 Euro im Frühbuchermodus. Ein Tagesticket lag in diesem Jahr schon bei 100,25 Euro. Dazu kommen noch 10,00 Euro Parkgebühren am Tag. Da liegt dann auch noch eine weitere Begrenzung des Festivals, denn die Parkfläche ist endlich und für die Größe des Festivals sehr klein. Schon Freitagmittag ist kein Platz mehr zu bekommen, Wohnmobilstellplätze gibt es offiziell gar keine.

Brunhilde; Foto: Norbert Czybulka

Ich bin früh vor Ort, treffe schon bei der Anreise Freunde, die ihren Proviant und das Gepäck vom Auto in ihre Unterkunft schleppen. Der auf dem Gelände befindliche Lebensmittelmarkt ist gut frequentiert und erste Grüppchen frönen schon dem Glühwein beim Rahmenprogramm. Die Mittelaltergruppe Comes Vagantes spielt auf einer Freifläche mit Verzehrbuden zur morgendlichen Unterhaltung auf. Auch die Indoor-Meile mit Merch, Restaurants und Infoständen ist gut besucht. Ich begehe erst einmal die Konzertlocations und checke die Gegebenheiten. Erster Einsatzort ist dann im Hauptzelt auf der Maximum Metal Stage. Hier spielt nun die US-amerikanische Crossover-Band Dog Eat Dog. Musikalisch nicht so meine Ecke, von daher wechsele ich zur kleinsten der drei Locations. Brunhilde aus Fürth begeistern mich schon seit Jahren. Ihr Mix aus harten Riffs, Punk und blondem Gift lädt mich immer wieder zu ihren Konzerten ein. Die Einladung, beim Soundcheck in der Riff-Alm dabei zu sein, nehme ich natürlich gerne an. Hier treten normal die kleineren, unbekannteren Bands auf. War diese Location früher vom Publikum eher stiefmütterlich behandelt worden, bilden sich an diesem Wochenenden ständig lange Schlangen vor dem Eingang. Es hat sich herumgesprochen, dass hier die ganz besonderen Gigs stattfinden. Nun stehen hier schon mehr Besucher in der Warteschlange, als Gäste in die überhaupt in die Location dürfen. Wie auf allen Festivals hat man auch hier die Qual der Wahl. Breche ich ab und gehe zu Orden Ogan oder bleibe ich? Mein Kollege zerrt mich hinaus und mir wird die Entscheidung abgenommen. Parallel dazu spielten im Baltic Ballroom Screamer und Nervosa, die ich zu gern gesehen hätte. Dafür schaffe ich es zu Nervosa´s Autogrammstunde sowie zu Erik Cohen. Der Kieler Musiker liefert wieder einmal eine tolle Show ab, die Riff Alm ist überfüllt. Wieder kann ich nur ein Drittel des

Amorphis; Foto: Norbert Czybulka

Konzertes bleiben, denn auf der Hauptbühne stehen jetzt Amorphis. Die Finnen sind schon so etwas wie der geheime Headliner des heutigen Festivaltages. Danach fahre ich, denn es war mein erster Tag nach meiner Corona-Erkrankung. Meine Kondition ist am Ende. Eine Übernachtung ist in meinem Budget nicht möglich. Schade, denn Kreator sind es immer wert. Auch die Bands im Baltic Ballroom werden von mir vernachlässigt. Sowohl Death Angel als auch Solstafir bekomme ich nicht mit.

Am heutigen Samstag geht es auf zur zweiten Runde. Heute bin ich so früh angekommen, dass ich gleich einen Parkplatz finde. Badegäste aus der Therme fahren, Festivalbesucher kommen. Erster Programmpunkt bei strahlend blauem Himmel ist ein kurzer Gang zum Strand. Zehn Minuten innehalten und dann das Programm des zweiten Tages in vollen Zügen genießen. Erster Programmpunkt ist ein Treffen von Britta Görtz von Hiraes. Sie gibt einen Vocal-Workshop. Im Anschluss liest Dr. Nico Rose aus seinem Buch „Hard, Heavy & Happy“. Da bin ich allerdings schon bei dem heutigen Opener Erdling im Baltic Ballroom. 20 Minuten kann ich bleiben, denn die Hauptbühne, die „Maximum Metal Stage“ eröffnet mit Freedom Call. Mir bisher unbekannt, überraschen mich die Nürnberger. Das ist Power-Metal aus einem Guss, wie er sein muss. (Sorry für das Wortspiel…). Ich wechsele wieder zurück in den Ballroom. Auch hier gibt es

All for Metal; Foto: Norbert Czybulka

Power-Metal auf die Ohren. Mob Rules aus dem niedersächsischen Schortens hatte ich bisher noch nicht gesehen. Lange kann ich auch hier nicht bleiben. Zurück zur Hauptbühne, denn hier erwartet einen die erst 2022 gegründete, internationale War-Metal-Band All For Metal. Ihr charismatischer Frontmann „Tetzel“ ist auch in der Kraftsport-Szene bekannt und so kommt es auch hier zum hammerschwingenden Show-Act. Ich lasse es etwas ruhiger angehen. Nur kurze Fotostops meinerseits bei Hiraes in der Riff-Alm sowie bei Destruction auf der Hauptbühne bringen mich aus der Ruhe. Ein Treffen mit Freunden, eine Calzone beim Italiener und die Epica-Autogrammstunde bringen die notwendige Kraft für die letzten Stunden. Es ist rappelvoll im Zelt. Ein Metalfestival und der meistbesuchte Act heißt Knorkator. Wie jetzt? Die Spaßtruppe um

Knorkator; Foto: Norbert Czybulka

Stumpen bietet allerdings auch heute wieder eine Show der Extraklasse. Schon nach dem ersten Song hüpft Stumpen wie gewohnt – nur noch mit einer kurzen Hose bekleidet – über die Bühne. Am Bühnenrad sitzt seine Tochter, die zu Background-Gesängen eingesetzt wird und später „Milliarden-Knollar“-Scheine in die Menge wirft. Viel spannender ist jedoch Song Nummer drei, denn da holt Stumpen die gesamte Fotografen-Riege auf die Bühne. Knapp 30 Kollegen finden sich in ungewohnter Position wieder. Ich lasse die Riff-Alm heute wieder einmal bis auf den Kurzbesuch links liegen. Sowohl die Contest-Gewinner Brazing Bull, eine Nu-Metal Band aus dem Raum Itzehoe, als auch Skyeye, Hinayana als auch Before The Down bekomme ich nicht mit. Ebenso nicht Wolfheart und Ad Infinitum im Ballroom.

Es ist halt wie auf jedem Festival: Man kann nicht alles haben. Nächster Programmpunkt ist im Baltic Ballroom Wind Rose. Die italienische Power-Metal-Band aus Pisa verarbeitet in ihren Texten die Werke von J.R.R. Tolkien. Hört sich schräg an, ist aber wirklich gut gemacht. Es gibt Bands, die mag man oder eben nicht. Genau so ergeht es vielen bei der nächsten Band im Zelt. Phil Cambell, der Ex-Motörhead-Gitarrist, ist mit seiner Family-Band zu Gast. Heute steht jedenfalls nicht ihr eigenes Zeug aus der Setlist, sondern ein Abend voller Coversongs. Hauptanteil natürlich die Songs des verstorbenen Frontmanns Lemmy Kilmister. „The Bastard Sons play Motörhead“ stand im Programm, und das tun

Phil Campbell & the Bastard Sons; Foto: Norbert Czybulka

sie auch. Kein Megaknaller wird ausgelassen. Ace of Spades, Heroes, Born to Raise Hell, Bomber und das Hawkwind Frühwerk Silver Machine sorgt neben Cover der Sex Pistols oder Ramones für eine kurzweilige Show. Ja, das „Fuck Tyla Campbell“ nervt, aber die Musik kommt im immer voller werdenden Zelt gut an. Auch wenn ich die Jungs schon etliche Male sehen durfte, diese Show hatte es in sich. Beim letzten Song gehe ich wieder in den Ballroom. Ein paar Songs von Rage füllen die Umbaupause mehr  als gut. Die letzte Band des Abends ist dann Epica. Ihre Show durfte ich bereits zwei Mal in diesem Jahr in Hamburg und Leipzig erleben. Gewohnt routiniert, ohne Pyro oder Schnickschnack legen sie einen perfekten Gig auf das Parkett. Ihr letzter Auftritt in 2023 – so sagt es Frontfrau Simone Simons.

Epica; Foto: Norbert Czybulka

Für mich endet nun das Metal Hammer Paradise 2023. Es regnet in Strömen als ich zum Parkplatz gehe. Große Lücken in den Parkreihen zeugen davon, dass viele Besucher und Fans schon abgereist sind. Ein Festival mit vielen Glanzpunkten ist zu Ende.

Man sieht sich wieder in 2024 – der Vorverkauf hat bereits begonnen, die Unterkünfte fürs kommende Jahr sind bereits ausverkauft, als ich zu Hause ankomme. 

Berichterstattung / PhotoCredits: Norbert Czybulka

Titelbild: Dirk Jacobs

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