Konzerte

WOLF BARSCH – Die maritime Weihnachtsfeier 4.0 in der Kieler Räucherei (02.12.2023)

Wo Wolf Barsch drauf steht, ist Party drin. Typisch norddeutsch und alles andere als unterkühlt. 

Wolf Barsch, das ist Shanty-Rock aus Kiel. Die sechs Küstenrocker haben sich maritime Texte zu ordentlicher Rockmusik auf die Fahne geschrieben. Ihre aktuelle CD heißt folgerichtig auch „Sex and Drugs and Seemannsgarn“. Da ist der Name Programm. An ihrer zweiten Scheibe arbeiten sie nun schon zwei Jahre. Seit 2018 feiert die Band mit Freunden, Familie und befreundeten Musikern eine besondere Weihnachtsfeier in der Kieler Räucherei. Einmal durch Corona ausgebremst, steht heute die vierte Ausgabe an.

Aber auch diese Ausgabe steht unter einem unglücklichen Stern. Das befreundete Camp Langholz bei Waabs hat bei der Sturmflut immense unversicherte Schäden abbekommen. Hier treten die „Bärsche“ in steter Regelmäßigkeit auf, hier ist ein Erholungsanker und eine Plattform zum Austausch mit Freunden weggespült worden. Die heutigen Überschüsse sowie die Hutsammlung gehen so auf das Spendenkonto des Camps. Auch die „Supportband“ Plastic Skanksters verzichtet auf ihre Gage.

Die Bärsche haben sich mittlerweile eine sehr große Fangemeinde erspielt. Heute wird der Besucherstrom durch starke Schneefälle und glatte Straßen ausgebremst. Viele Auswärtige verzichten so auf diesen Konzertabend. An der Räucherei steht eine Feuertonne. Hier bilden sich schon vor dem Einlass kleine Grüppchen, hier trifft man sich. Die Raucher freuen sich über ein wenig Wärme, denn das Thermometer geht gegen -6 Grad.

Plastic Skanksters; Foto: Norbert Czybulka

Punkt  20 Uhr steht dann eine dezimierte Band auf der Bühne. Krankheitsbedingt stehen nur fünf Plastic Skanksters auf dem Podium. Ihrem Ska tut das dennoch keinen Abbruch. Die Setlist ist angepasst, die Bläserfraktion nur durch Huschi mit seiner Trompete vertreten. Es ist nicht so voluminös und treibend wie sonst, trotzdem bringt die Band den Spaß auf die Bühne. Sänger Kay animiert und ist wie immer omnipräsent. Markus ist hinter den Drums wie immer routiniert. Einzig die Keyboardklänge werden etwas vermisst. Aber es soll ja auch etwas Besonderes geboten werden. Knapp 45 Minuten stehen die Jungs auf der Bühne und bringen uns zum Vorglühen.

Ihre Setlist: 1) Hello, 2) Never Fall In Love, 3) Licht an!, 4) Zuckerbaby, 5) Eso no es Verdad, 6) Offbeat Army, 7) Running Right, 8) Buona Sera, 9) Whouckah!, 10) Unity, 11) Bleib wie Du bist, 12) Sonne, Wind und Meer, 13) Undercover, 14) Alt, Fett und Nutzlos, 15) My Music, Zugabe: 16) King Kong

Wolf Barsch; Foto: Norbert Czybulka

Knapp eine Viertelstunde wird die Bühne umgebaut, bevor Wolf Barsch das Podium entern. Aber was ist das? Bassmann Arne Paasch steht vor der Bühne und schnackt mit einer Reihe Damen. Auf der Bühne steht Stefan „Ikke“ Ikert. Der Bassmann von A.K. (Äusserste Kraft) hatte sich mal als Ersatzmann für ein Konzert das gesamte Set in kürzester Zeit einverleibt, um dann doch nicht zum Einsatz zu kommen. Der Auftritt wurde coronabedingt abgesagt. Nun bekommt er seine Spielminuten und darf die ersten drei Songs den Rhythmus vorgeben. 

Der Konzertbeginn beinhaltet traditionell bekannte Klänge, bevor das Programm mit eigenen Songs fortgesetzt wird. Das Publikum ist sofort auf Kurs, denn zu Kraftwerks „Das Model“ gibt es einen neuen Text. „Der Fischer“ entwickelt sich langsam zu einem Hit. Auch das bekannte „Jolene“ von Dolly Parton klingt mit neuem Text und treibenden Riffs nicht mehr nach langweiligem Country. Jan, Klaas, Hein und Pit ist dann die Ehre zu Teil, in „Bärte“ die eigenen Songs eröffnen zu dürfen. Noch immer auf Kaperfahrt, verlieren sie nun allerdings ihre Bärte. Ikke wird verabschiedet, Arne steht mit bösem Blick wieder an seiner angestammten Position. Ein BH mit stattlicher Größe fliegt auf die Bühne. „In jedem Genre steckt ein Seemannslied!“ so Frontmann und Sänger Olaf Grobe. Hohe Tanzbarkeit zeichnen ihre Songs aus. Sie bewegen sich zwischen den Seemanns-Klischees (Zehn Matrosen, Drei Schwestern, Bärte) und unglücklichen Liebesgeschichten (Luise, Martina). Musikalisch werden viele Genres verarbeitet. Ein Gemisch aus Ska und Polka bei „Drei Alte Männer“ und Irish Folk bei „Molly Malone“ und „The Wild Rover“ sind nur exemplarische Beispiele. Zwischen Shanty und Schunkelmusik (Louise) rockt es allerdings auch ordentlich. Überregional bekannt wurden die „Bärsche“ mit dem Song „Martina Navratilova“ aus der Feder von Axel Prange, dem Mann mit dem Akkordeon. Was Tennis mit der Seefahrt zu tun hat? Findet es selbst heraus! Beim Schreiben von „10 Matrosen“  wurde etwas viel Joachim Witt gehört. Wie war das noch mit den Genres? Ein weiterer „Kapitän“ markiert das Ende des Konzertes. Diesmal ist es Leonard Cohens „Halleluja“, das zum Schluss einen neuen Text bekommt. Nach zwei Zugaben kommen die Skanksters zu einem gemeinsamen Lied auf die Bühne. Dem vor zwei Tagen verstorbenen Pogues-Sänger Shane MacGowan zu Ehren haben sie sich den Dubliners Klassiker „The Wild Rover“ als gemeinsamen Song ausgesucht.

Wolf Barsch mit Plastic Skanksters; Foto: Norbert Czybulka

Knapp 1200 Euro landen im Hut, die von der Band dem Camp Langholz gespendet werden. Wer sich mit Hilfe jedweder Art beteiligen möchte, kann sich auf der Homepage www.sturmflut.cplace.de/camp-langholz/ informieren, inwiefern man aktuell helfen kann.

Danke an Olaf Grobe (Gesang) und seine Mannen Axel Draasch (Gitarre), Arne Paasch (Bass), Axel Prange (Akkordeon),  Peter Kaluza (Gitarre) und Sascha Werner (Drums) für diesen tollen Abend, der nach Wiederholung schreit.

Die Setlist des heutigen Abends:

1) Der Fischer, 2) Kapitän (Jolene), 3) Bärte, 4) Scheißegal, 5) Drei Schwestern, 6) Hebt das Glas Matrosen, 7) Segelboot mit Schlafkabine, 8) Seemann, lass das Träumen, 9) Klagelied einer Schnappsflasche, 10) Drei alte Männer, 11) Matrosen, 12) Zehn Matrosen, 13) 80 Köpfe, 14) Blauort, 15) Zwei Menschen und ein Tier, 16) An Deiner Pier, 17) Sieben Jahre, 18) Louise, 19) Martina Navratilova, 20) Kapitän (Cohen). Zugaben: 21) Molly Malone, 22) Drei alte Männer, 23) The Wild Rover

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