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PELL MELL FESTIVAL – Mit „Abstand“ das Beste (Nachbericht)

Habt Ihr schon einmal von einer „Wall of Health“ gehört? Nein? Schade, dann habt Ihr vermutlich die erste und einzige dieser Walls am vergangenen Wochenende (03.09./04.09.2021) verpasst. Macht aber nichts, denn wir vom NIC – NordMensch in Concerts Magazine, waren für Euch auf dem PELL MELL FESTIVAL in Obererbach (das liegt zwischen Frankfurt und Köln – an der A3) und berichten für Euch.

Los ging es für uns am Freitag um 14.00 Uhr mit einer doch staureichen Anfahrt. Da der Zeltplatz bereits um 9.00 Uhr geöffnet hatte, blieb nicht mehr viel Platzauswahl für uns, außer in der hinteren Ecke des Campgrounds, was aber auch durchaus einiges an Ruhe mit sich brachte. Wir wohnten somit für die nächsten zwei Tage an einem kleinen Bach und entsprechender Baumwuchs brachte Schatten und Gemütlichkeit. Nach dem Zeltaufbau und dem ersten „noch“ gekühlten Getränk, kam schnell die Lust auf viele Kaltgetränke, denn die Sonne hatte sich nach monatelanger Abstinenz zurückgemeldet und sich dazu entschieden, das PELL MELL zu „beleuchten“ und den freudigen Festivalgängern sowohl den Aufbau der Zelte, als auch den Weg zum Infield, hitzig und schwitzig zu gestalten. Infolgedessen verbrachten die meisten Besucher die Mittagszeit erst einmal im geringfügigen Schatten der Bäume, spielten Flunkyball und tauschten sich über die vergangenen eineinhalb Jahre aus. So verbrachten auch wir unsere Zeit und bewegten uns erst so gegen 19.00 Uhr im Lichte der Abendsonne in Richtung Infield.

Dort angekommen wurden erst einmal die Stände unter die Lupe genommen. Hier gab es kulinarisch für jeden etwas zu finden. Von der Pommes über die Bratwurst bis hin zum veganen Döner. Schnell noch das Riesen-Jenga des OCB-Standes bewundert und ein paar Getränkemarken für das Wochenende gesichert. Untermalt wurde das Ganze von THE FEELGOOD MCLOUDS, deren Sänger bei unserer Ankunft gerade „I´ve got a serious drinking problem“ in sein Mikro grölte, was wohl für einige Besucher hier zur Hymne des Wochenendes werden sollte.

Nachdem die Stände zu Genüge inspiziert waren, wurde es Zeit sich mit der Bühnensituation vertraut zu machen und zu unserer Überraschung war die Stimmung hier keinesfalls eingeschränkt. Es gab große rosa gesprayte Quadrate auf dem Boden, die eine bestimmte Anzahl von Leuten zuließen und pro Quadrat einen eigenen Luca Code vorweisen konnten, in denen die Leute mit Abstand tanzten oder gar schunkelten, während die FEELGOOD MCLOUDS weiter ausgelassen auf der Bühne feierten. Während auf der zweiten Bühne FA!R begannen, besuchten wir nochmals den Bandmerchstand und holten noch schnell Getränke. Auch hier fiel wieder positiv auf, dass sich die Besucher vorbildlich an die dort geltende Maskenpflicht hielten (diese galt nur an bestimmten Punkten auf dem Festival, beispielsweise an Getränkeständen oder aber beim Einlass) und auch selbstständig auf den Abstand achteten, obwohl einige mittlerweile die Biere und die Hitze spüren konnten.

Um 20.30 Uhr ging es weiter mit GHØSTKID, die den Gesprächen nach zu urteilen wohl für viele eines der Highlights dieses Festivals waren, da sie noch nicht viele Konzerte geben konnten und entsprechend nicht viele die Chance auf eine ihrer Shows hatten. Umso mehr legte sich die fünfköpfige Combo dann natürlich auch ins Zeug und zerlegte die Bühne standesgemäß. Selbstverständlich ließ es sich Bassist Stanni, wie schon in seinen Zeiten bei TO THE RATS AND WOLVES, nicht nehmen, dem Pit einen Besuch abzustatten, was Dank der Abstandsregelung tatsächlich auch etwas schonender für  seinen mitgebrachten Bass verlief. Während wir kurz an den unzähligen Sitzgelegenheiten verschnauften und NEVER BACK DOWN auf der Zweitbühne lauschten, füllten sich die Quadrate vor der Hauptbühne kontinuierlich weiter, um für die bald folgende Band  ZSK mit Vollauslastung gewappnet zu sein und sich mit einem überlangen „Allee“-Chor auf das folgende Mitsingen einzustimmen. Andere hingegen, so auch wir, standen am Rande des Geschehens und genossen einfach nur das Gefühl, dass (fast) alles wie früher war.

Um 22.00 Uhr stürmten dann ZSK endlich die Bühne und brachten die Stimmung zum Kochen. Das bekanntermaßen recht links orientierte Publikum des PELL MELL ließ sich von Hymnen wie „Alle meine Freunde“ oder dem Höhepunkt bei „Antifascista“ mitreißen und brüllte sich die Seele aus dem Leib. Spätestens als Sänger Joshi ankündigte, sie würden einfach kurzerhand mit den Besuchern die Nacht auf dem Campground durchmachen, da sie am nächsten Abend in Berlin spielen müssten und sich Schlafen wohl kaum lohnen würde, hatten sie auch das letzte Herz der Menge für sich gewonnen. Nach dieser Aufregung mussten wir leider feststellen, dass die Pause der letzten Zeit der Kondition wohl nur begrenzt zuträglich war und verweilten erneut auf den Sitzbänken oder schlicht dem Boden, während STAY FOCUSED auf der Nebenbühne ihr Stelldichein gaben.

Wieder voller Energie aber mit etwas Rücken war es um 23.30 Uhr dann auch Zeit für den Nightliner und die für uns letzte Band des Abends: ANNISOKAY. Während Shouter Rudi sich wohl alle Energie der letzten eineinhalb Jahre aufgespart hatte und wie ein Flummi über die Bühne sprang, ließ das Publikum die Matten fliegen und erfreute sich sowohl an der Musik, als auch an den Scherzen der Bandmitglieder, die allesamt in ausgelassener Stimmung zu sein schienen. Nach einem scheinbar ewig andauernden Abschiedsfoto, das ebenfalls von Rudi mit dem scherzhaften Spruch „aller guten Dinge sind nun mal zehn“ bedacht wurde, begaben wir uns in Richtung Zeltplatz und nach ein paar weiteren gemeinsamen Getränken fielen wir an Tag 1 zufrieden auf die Matten.

Am ersten Tag eröffneten das Festival ALEXIS IN TEXAS, gleich danach spielten FATZKE. Zu diesem Zeitpunkt waren wir leider noch nicht auf dem Infield.

Der zweite Tag begann recht früh, da das sehr nasskalte Wetter die meisten schnell aus ihren Betten holte und so fanden sich diese schnell zusammen um den Tag gebührend zu starten. Nachdem die Sonne aufgegangen war, vergaß man die Kälte der Nacht jedoch schnell und die Stimmung war weit oben. Ein weiteres Stimmungshoch kam auf, als das PELL MELL verkündete, als kleine Belohnung für die vorbildliche Einhaltung der Maßnahmen, ab 13.00 Uhr Freibier auf dem Infield zu verteilen. Dies wurde stilecht mit einem Megaphone auf dem Campground verkündet. Auch wenn wir von eben diesem Freibier dann aber aufgrund der erneut anhaltenden Hitze und eines nicht mehr ganz so nüchternen Besuchers (LIEBE geht raus an Sternbacke!), der dringend etwas Wasser benötigte, nichts hatten, wussten wir die Geste des PELL MELL-Teams zu schätzen und freuten uns für alle, die etwas davon abbekamen. Nach der Wassereinlage für unseren Freund, begaben wir uns um 18.00 Uhr endlich in Richtung Infield, um gerade noch so das „Schrei nach Liebe“ (DIE ÄRZTE-Cover) von BANJOORY mitzuerleben.

Nach einer weiteren Erkundungstour beim Merchandise landeten wir bei WATCH OUT STAMPEDE. Die fünfköpfige Post-Hardcore-Truppe fackelte auch nicht lange und ging direkt in die Vollen, nicht aber ohne regelmäßig auf die Sicherheitsmaßnahmen aufmerksam zu machen, damit eben auch alle unbehelligt weiter zusammen feiern können. So forderten sie das eine oder andere Mal „eine Penislänge Abstand“ und veranstalteten gar die erste und vielleicht einzigartige „Wall of Health“, bei der zwar eine übliche Wall of Death gebildet wurde, die Leute aber natürlich an den Markierungen zum Stehen kamen und sich allenfalls leicht an der Grenze gegeneinander warfen. Nachdem Sänger Andreas sich kurz mit beeindruckender Schlagfertigkeit gegen Buh-Rufe für sein, laut eigener Aussage scherzhaft gedachtes, Moschinoshirt gewehrt und somit die Sympathie der Menge wieder gewonnen hatte, zeigte sich aber schnell, dass keine der beiden Seiten sich irgendetwas „nachtragen“. So bildete die Crowd ein ansehnliches Ruderpit zur Musik und Sänger Andreas scherzte: „Jetzt bin ich mal wieder richtig angepampt worden hier vorne, hat mich gefreut!“. Auch stellten die Metalfans wieder einmal unter Beweis, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht zu beeindrucken sind und sich Ewigkeiten mit einem in die Menge geworfenen Ballon beschäftigen konnten, während sie nebenher weiter die Matten kreisen ließen. Für uns folgte eine kleine Pause, während BRONSON A.D. auf der Nebenbühne eskalierten.

Im Anschluss ging es mit ANCHORS & HEARTS auf der Hauptbühne weiter, die trotz kleiner Stimmprobleme an der Gitarre des Sängers die Menge mitreißen konnten. Nicht zuletzt war hierfür auch der Besuch des Bassisten in der Mitte des Circle Pits und die Shout-Unterstützung aus dem Team von Mr. Hurley mit verantwortlich, die alle in Vorfreude auf die baldige Show der Pulveraffen versetzte. Während des Umbaues auf der Hauptbühne wurde die Zeit noch für das eine oder andere Schwätzchen genutzt oder VENUES auf der Nebenbühne zugehört, bevor es dann für viele mit dem „Secret Headliner“ des Festivals weiterging:

MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN. Auch wenn sie hier unter den doch härteren Bands wohl eher die Ausnahme bildeten, gab Hurley selbst mit den Worten: „Aber man kann zu unserer Musik trinken!“ eine einleuchtende Erklärung für ihren Platz im Line-Up. Und so wurde zu ihren altbekannten Songs und einigen Shanties, wie etwa „Wellerman“, gefeiert, getanzt und nicht zuletzt auch getrunken.

Es folgte eine weitere kleine Pause mit SLOPE auf der Nebenbühne, während die Bühne endlich für den offiziellen Headliner des Festivals vorbereitet wurde: ANY GIVEN DAY. In rund einer Stunde Spielzeit und einer Kurzreise durch die Diskografie der Band wurde sowohl vor als auch auf der Bühne nochmal alles gegeben, um einen würdigen Abschluss für das Wochenende zu finden. Ein besonderes Schmankerl war für viele wohl die Live-Acoustic-Premiere von „Home Is Where Your Heart Is“, die Dennis und Dennis auf Barhockern zum Besten gaben und bei der Dennis „Midget“ (Gitarre) am Ende beinahe Unterstützung brauchte, um den Hocker wieder zu verlassen. Im Anschluss gab es dann aber selbstverständlich wieder voll auf die Zwölf, um noch einmal alle Kraftreserven abzurufen und sich gemeinsam mit den Fans auszupowern und sich somit das letzte Bierchen angemessen zu verdienen.

Nachdem sich die Band verabschiedet hatte, gab es die unterschiedlichsten Ansätze den Abend ausklingen zu lassen: Die einen wurden noch ihre übrigen Getränkemarken los und machten es sich auf Sitzbänken gemütlich, andere besuchten die Aftershow von CALLBOYS FROM HELL und wieder andere begaben sich direkt ins Camp, um dort noch mit den Nachbarn zusammen zu sitzen. Doch wie alles Schöne musste auch das einmal alles enden und so begab man sich nach einigen weiteren Stunden völlig erledigt ins erneut nasskalte Zelt, um von vielen Festivaleindrücken des Wochenendes zu träumen.

Am zweiten Festivaltag spielten in den frühen Stunden weiter CALL IT TRAGEDY, MOBILiZATION, THE TEX AVERY SYNDROME und KUCK MA ICH.

Fazit: Für uns war es ein grandioses Festival, auf dem sich fast alles wieder angefühlt hat, wie in alten Zeiten. Klar war nicht alles perfekt und es war durchaus nervig immer daran denken zu müssen, eine Maske dabei zu haben, aber ich denke es war für die Meisten ein eher sehr kleines Opfer, um endlich wieder unser aller Lieblingsbeschäftigung nachgehen zu können und gemeinsam Musik zu genießen. Besonders positiv ist uns aufgefallen, wie viele Bands doch mit auf die Einhaltung der Maßnahmen achteten, und dass die Security trotz Stress und Hektik immer freundlich und hilfsbereit war. Für uns ist das PELL MELL ein ganz klares „Go-To-Festival“, egal ob in Corona-Zeiten oder auch hoffentlich bald wieder ohne Maßnahmen. Es wird auch im kommenden Jahr bestimmt wieder eines unserer Festivalziele sein!

Berichterstattung / PhotoCredits: Etienne Kulik

 

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