THE HELLACOPTERS – Supersauger und Höllenschrauber rocken das Hamburger Docks (17.04.2025)
Obwohl ich nicht erst seit gestern regelmäßig Konzerte vielerorts besuche, hatte ich es bisher tatsächlich noch nicht geschafft, mir eine Show in Hamburg anzuschauen. Dies sollte sich mit dem Auftritt der schwedischen Rotzrocker The Hellacopters im altehrwürdigen Docks nun endlich ändern. Obwohl die Venue aufgrund einiger unschöner Aktionen während der Pandemie zurecht heftig kritisiert wurde, war ich doch ziemlich begeistert von dieser Location. Freundliches Personal, schicke Ausstattung, guter Sound, auffällig viele gutaussehende Besucher/innen. Was will man mehr? Einziger Nachteil war die Tatsache, dass das ausverkaufte Haus ziemlich vollgestopft war, sodass man überall sehr gedrängt stand und sich das Organisieren von Getränken daher ziemlich abenteuerlich gestaltete.

Pünktlich um 18:45 Uhr stand der Support Act, The Supersuckers, auf der Bühne. Das US-Trio um Sänger/Bassist Eddie Spaghetti legte nach einem kurzen Van Halen-Intro mit reichlich Dampf los und konnte dieses Energielevel während der gesamten 45 Minuten halten. Da ich mit dem Songmaterial der Band leider kaum vertraut bin und mir auch keine Setlist vorliegt, kann ich leider nicht mit den Songtiteln der gespielten Stücke dienen.

Gegen Ende kredenzte man den Gary Glitter-Klassiker „Rock´n´Roll“ und ließ sich zudem bei einem von Gitarrist Marty Chandler gesungenem Song von Hellacopters-Keyboarder Anders Lindström unterstützen, der wie ein Berserker in die Tasten haute. Seltsamerweise verschlechterte sich der Sound im letzten Drittel der Show, sodass man den Gesang kaum noch hörte. Dies schien die feiernde Meute jedoch nicht großartig zu stören, sodass die drei Suckers unter lautstarkem Jubel die Bühne verließen. Den Applaus hat sich das Trio mit seiner energetischen Show aus meiner Sicht auch vollstens verdient.

Nach einer längeren Umbaupause war es dann Zeit für die Helden des Abends. Zum obligatorischen Helicopter-Intro betraten The Hellacopters die Bühne und legten mit dem neuen „Token Apologies“ sofort los wie die Feuerwehr. Ohne Pause wurden die beiden Klassiker „Sometimes I Don´t Know“ und „Carry Me Home“ nachgeschoben und sorgten für beste Stimmung im Publikum, welche sich im Laufe des anderthalbstündigen Sets sogar noch steigern sollte. Neben Frontmann Nicke Andersson, der den gesamten Abend über bei bester Stimme war, zog vor allem Aushilfsgitarrist LG Valletta, der den noch immer verletzungsbedingt, fehlenden Backyard Babies-Klampfer Dregen ersetzte, sämtliche Augen auf sich.

Der ursprünglich bei den spanischen AC/DC-Worshippern ´77 aktive LG schien permanent unter Strom zu stehen und legte eine Rock´n´Roll-Show vom Feinsten auf´s Parkett. Vom gesamten Auftreten her erinnerte mich der Gute an eine Mischung aus 70er Udo Lindenberg und Bon Scott. Der Mann hat definitiv Spaß an der Musik und wäre der perfekte Ersatz, sollte Dregen nicht wieder zur Band zurückkehren. Den Spielspaß merkte man aber sämtlichen Musikern deutlich an. Drummer Robert Eriksson glänzte wie üblich durch witzige Mimik und arschtighten Groove, genau wie Bassist Dolph DeBorst, der im Laufe der Show einige Meter zurücklegte. Das totale Gegenteil war wie immer Tastenmann Anders „Boba Fett“ Lindström, der förmlich hinter seinem Keyboard festklebte, in Sachen Coolness jedoch nicht zu übertreffen war. Das Konzert bot die übliche Mischung aus Klassikern wie „Toys And Flavors“, „You Are Nothin´“, „By The Grace Of God“ oder dem Debüt-Kracher „Soulseller“ und Songs vom aktuellen Album „Overdriver“, das mit leider nur vier Stücken bedacht wurde. Größtenteils waren die Copters mit Vollgas unterwegs, traten zwischendrin mit dem vom vorletzten Album „Eyes Of Oblivion“ stammenden „So Sorry I Could Die“ aber kurzzeitig auf die Bremse und sorgten so für eine gelungene Verschnaufpause. Wie bereits erwähnt, gab es am Sound überhaupt nichts zu bemängeln.

Alles kam schön laut und druckvoll, aber auch glasklar aus der PA gefeuert. Das Licht wurde ebenfalls sehr wirkungsvoll eingesetzt, obwohl man der Nebelmaschine öfter einmal eine Pause hätte gönnen sollen. Etwas nervig war es dann doch, als in der zweiten Hälfte der Show verstärkt Crowdsurfer unterwegs waren, die den Genussdes Konzertes in meinen Augen doch arg störten. Das passt irgendwie so gar nicht zu einem Hellacopters-Konzert. Aber egal: Insgesamt bekam man eine fantastische Rock´n´Roll-Show geboten, die von Anfang bis Ende einfach nur Spaß machte. Der Meinung war sicher auch das völlig verausgabte und stellenweise doch recht „sweaty“ daherkommenden Publikum, welches die Herren nach vier Zugaben (u.a. „I´m In The Band“ und das obligatorische „(Gotta Get Some Action) Now!“) noch immer nicht von der Bühne lassen wollte. Zum Glück spielten die Jungs mit „Hopeless Case Of A Kid In Denial“ und „The Devil Stole The Beat From The Lord“ auch meine beiden Hellacopters-Lieblingssongs, sodass ich an der erstklassigen Songauswahl nichts auszusetzen habe. Bleibt noch zu hoffen, dass die nächste Tour nicht allzu lange auf sich warten lässt.
PhotoCredits / Redaktion: René Jauernik