AMORPHIS „Halo“ (Album Review)

AMORPHIS – „Halo“

In Zeiten von Covid 19, in denen sich die Welt falsch herumdreht und alles auf den Kopf stellt, gibt es noch einige Konstanten, die unumstößlich der Fels in der Brandung sind: AMOPRHIS tragen ihren Teil dazu bei, dass man sich auf ein hochkarätiges Album freuen darf, das gleichzeitig mit einigen Überraschungen aufwartet.

„Halo“ ist sehr leicht zugänglich, was Produzenten Jens Bogren dazu veranlasste, es sogar als „poppig“ zu bezeichnen. Die Band sieht es genau andersrum und erlebt es als eines der härtesten Alben ihrer Karriere; letzten Endes liegt die Antwort im Cover des Albums, das eine Anspielung auf das Ying und Yang ist; leicht zugänglich (oder poppig?) und durch die Kontraste härter (und abwechslungsreicher). AMORPHIS haben das Rad nicht neu erfunden, aber sich selbst auf diesem Album sehr intensiv erkundet. Es scheint, als habe man hier eine Selbstreflexion abgeliefert, mit der Frage: Was macht uns eigentlich aus? Sind es die atmosphärischen Elemente des Wechselgesangs (`Northwards`), der Mut zu Experimenten (`On The Dark Waters`), unsere eingängigen Ohrwurmriffs (`The Moon`) oder die Kunst, unsere Stärken auf den Punkt zu bringen und zu bündeln (`A New Land`)?

Als Antwort ist ein Gesamtkunstwerk heraus gekommen, das sämtlichen Facetten der Band in einem modernen Licht erstrahlen lässt, ohne auf Überraschungen, Gänsehautmomente und das bekannte AMORPHIS Feeling zu verzichten. Knackige Gitarrenwände mit eingängigen Melodien? Check. Charismatischer (Wechel-) Gesang? Check. Atmosphärische Keyboards? Check. Eingestreute Nuancen, um den Hörer zu überraschen (Frauengesang, Chor)? Check. Auch wenn „Halo“ sehr zugänglich geworden ist, vergisst es nie seine Wurzeln und gelegentlich blitzen bei einer Synthesizer-Melodie Momente der „Elegy“ in den Synapsen auf, während die Gitarrenmelodien sogar ein kurzes Augenzwinkern zur unsterblichen „Tales From The Thousand Lakes“ erlauben.

Obwohl das Album sehr gut zugänglich ist, gibt es hier sehr viel zu entdecken. Orchestrale Arrangements, spacige Keyboards und einige verträumte Momente, ohne den Härtegrad herunter zu schrauben. Ein besonderes Kompliment muss man Sänger Tomi Joutsen machen, dessen Stimme in absoluter Topform ist: einfühlsam geschmeidig (jeder Refrain des Albums ist Gänsehaut pur) und gleichzeitig brutal in den tiefen Lagen. Der beste Beweis, dass man seine Stärken immer noch steigern kann.

Fazit:
Selten habe ich ein Album gehört, bei dem eine Band nicht nach neuen Ufern strebte, sondern einfach ganz bei sich sein wollte und gleichzeitig so viel zu sagen hatte. „Halo“ ist das beste Beispiel dafür, dass es immer noch Konstanten im Leben gibt, die unumstößlich fest im Leben verankert sein sollten und gleichzeitig durch Selbstreflexion einen großen Schritt nach vorne in seiner eigenen Entwicklung machen kann. Mehr AMORPHIS auf einem Album geht einfach nicht, deshalb sämtliche Daumen nach oben und Höchstpunktzahl gezückt!

10 von 10 Punkten

Redakteur: Sebastian Radu Groß

 

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