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OST+FRONT – Mit Unterstützung sorgen sie für einen langen Abend in Lübeck (15.09.2023)

Freitag Abend im Lübecker Industriegebiet. Kennzeichen aus aller Herren (Bundes-)Länder. Im Alt-Ehrwürdigen Rider´s Cafe stehen heute als Haupt-Act Ost+Front aus Berlin auf dem Programm. Aber auch die beiden Supportbands sind nicht ohne. Da es im Rider´s keinen Fotograben gibt, sind wir früh vor Ort. Der letzte Soundcheck läuft noch. Bei einem Eintrittspreis von „nur“ 28,20 Euro wundert es nicht, dass nur etwa 20 Restkarten an der Abendkasse zu runden 30 Euro zur Verfügung stehen. Die Tour steht noch immer unter dem Namen „Dein Helfer in der Not“, obwohl das Album bereits drei Jahre alt ist. 

19:45 Uhr – Das Licht geht zum ersten Male am heutigen Abend für eine Band aus. Auf der Bühne stehen 68FL:OZ aus Lemgo/Lippe. Es ist ihr dritter Versuch, hier im Rider´s Cafe aufzutreten. Schafften es die bisherigen Kartenvorverkäufe nicht, das Konzert stattfinden zu lassen, haben sie jetzt im dritten Versuch ein ausverkauftes Haus. Als Ost+Front-Support dürfen sie fünfmal ran. Heute ist ihr Auftakt. Die Truppe spielt Deutschrock, der musikalische Stil erinnert an Rose Tattoo. Sänger Terry sieht nicht nur aus wie Angry, hat auch das entsprechende Tattoo auf dem Oberarm. Drummer Freddy ist erst seit zwei Monaten dabei. Die Truppe hatte in ihrer zehnjährigen Geschichte schon einige personelle Veränderungen. Songs wie „FCK das System GmbH“ oder „König ohne Thron“ sind eingängig, gefällig und bestimmen die politische Richtung. Mit dem Titel „Was Besonderes“ geben sie allerdings eine nicht geplante Zugabe, die den Zeitplan ins Wanken bringt. Nach 55 Minuten verlassen sie dann für einen kurzen Umbau die Bühne. 

Wie schon beim letzten Ost+Front-Gig in Lübeck 2020 nach dem Erscheinen des Albums, ist auch wieder die Wilhelmshafener Truppe von b.o.s.c.h. am Start. Sie bezeichnen ihre Musik als Crossover. Elemente aus Rock und Metal vermischt mit Elektro-Sounds. Ich würde den Stil schon ein wenig in die Industrial-Ecke stellen. Eine musikalische Ähnlichkeit zu Clawfinger ist erkennbar. Sie supporten derzeit ihr aktuelles Album „Parasit“, das gerade erschienen ist. Frontmann Max Klee postet ins Publikum und die Kamera wie ein Großer. Songs wie „Der Apparat“, „Fleischwolf“ oder „Laut“ gehen gut nach vorn. Eine besondere Form von Joachim Witt´s „Goldener Reiter“ und einem Rammstein ähnlichen „Engel“ runden den Gig ab. Jetzt rächt sich der Zeitplan, der letzte Song „Schwarze Sonne“ muß leider gestrichen werden. So kommt die Truppe nur auf 50 Minuten Set-Time. 

Mittlerweile ist es 21:50 Uhr geht das Licht zum dritten Male aus. Ost+Front bestechen durch Kontinuität. Die Bühne sieht genauso aus, wie sie sie vor drei Jahren verlassen haben. Einzig und allein die Setlist hat sich stark verändert. Die Band ist 2008 gegründet von Sänger Herrmann Ostfront. Hierbei handelt es sich um Patrick Lange, der bis zu diesem Zeitpunkt bei Corvus Corax und Tanzwut gespielt hatte. 

Der heutige Opener ist „Geld Geld Geld“ vom aktuellen Album und Namensgeber der Tour „Dein Helfer in der Not“. Eines der Highlights kommt dann schon gleich danach mit „Elektrikerin“ und Keyboarderin Eva Edelweiß verlässt ihr Rohrverließ zum Titel „Fiesta de sexo“ mit einem riesigen Sombrero. Wurde der Song im Original mit Erk Aicrag, Sänger der Band Hocico, aufgenommen, steht Eva nun im Vordergrund. Dass die Band die direkte Nähe zu der Branchengröße Rammstein sucht, war vielleicht mal so. Zwar schlägt der Titel eine Brücke zu Rammsteins „Te quiero puta!“, hat damit aber nichts mehr zu tun. Auch der gesamte Stil hat sich weiter entwickelt. Es ist heiß und stickig. Ähnlich wie in „Afrika“. Blutig wird es natürlich dann bei „Honka Honka“, dem Leipziger Serienmörder, der in den Siebziger Jahren in Hamburg zahlreiche Millieu-Morde beging. Mit „Sex, Schnaps Und Gewalt“ ist ein weiterer Song mit der Thematik betraut. Mit „Heavy Metal“ steht ein überraschender Mitgröhlsong zum Abschluss an. Wirklich kaum jemand entzieht sich dem Song. Nach der Zugabe „Bitte Schlag mich“, bei dem es schwarze Luftballons von dem Balkon ins Publikum regnet, gehen die Mannen mit dem Outro „Preussens Gloria“ und dem Radetzki-Marsch nach 90 Minuten von der Bühne. Es ist mittlerweile 23:20 Uhr. Wir warten nicht ab, ob die Band noch zu einem Treffen mit den Fans herauskommt. Morgen steht Arbeit an und wir haben noch eineinhalb Stunden Fahrzeit vor uns. Nächstes Mal ein neuer Versuch. Nächstes Mal bestimmt auch mit einem neuen Album im Gepäck.

Die kompletten Setlisten: 

68FL:OZ: 01) Drei, 02) Im falschen Film, 03) FCK das System GmBH, 04) Lippaz XX, 05) Niemand, 06) Mädchen, 07) König ohne Thron, 08) Chaos, 09) Halts Maul; Zugabe: 10) Was Besonderes

b.o.s.c.h.: 01) Der Apparat, 02) Spiegel, 03) Fleischwolf, 04) Mehr, 05) Laut, 06) Goldener Reiter, 07) Engel,  08) Kälte, 09) Einsam

Ost+Front: 01) Geld Geld Geld, 02) Fiesta de sexo, 03) Afrika, 04) Honka Honka, 05) Liebeslied, 06) Puppenjunge, 07) Zaubertrank,  08) Fleisch, 09) Sex, Schnaps Und Gewalt, 10) Denkelied, 11) Freundschaft, 12) Fick Dich, 13) Schwarzer Helmut, 14) Heimat Erde, 15) Bruderherz, 16) Gang Bang, 17) Ich liebe es, 18) Mensch, 19) Hans guck in die Luft, 20) Heavy Metal; Zugabe: 21) Bitte Schlag Mich, 22) Outro: Preussens Gloria

Berichterstattung / PhotoCredits: Norbert Czybulka

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