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SØREN ANDERSEN im Mejeriet Sønderborg (DK) (09.09.2021)

Søren Andersen, Dänemark´s Ausnahme-Gitarrist, ist derweil mit dem zweiten Teil seiner „Guilty Pleasures Tour“ unterwegs. Bereits im Mai, als bei uns noch alles im Lockdown schlummerte, war er der erste, der in Dänemark bereits eine Tour absolvierte. Seinerzeit waren es noch Sitzkonzerte, mittlerweile sind in Dänemark alle Regeln aufgehoben. Ursprünglich sollte die Tour bereits im Februar und März 2020 stattfinden, um die bereits im Oktober 2019 erschienene Platte zu promoten. Die Nachholtermine fanden jetzt allerdings nicht am Stück statt, die Tour wurde eben deshalb in zwei Teile aufgeteilt.

Eigentlich hätte dieses Konzert im deutlich größeren Sonderborghus in der grenznahen Stadt Sønderborg statt finden sollen. Nachdem der Kartenvorverkauf nicht so lief, wurde das Konzert in den gegenüberliegenden Club Mejeriet verlegt. Auch der Auftritt von Jesper Binzer, bei dem Søren Andersen ebenfalls spielt, war schon spärlich besucht. Stirbt die Rockmusik in Dänemark aus? Von den ca. 50 Gästen am heutigen Abend sind etwa 10 aus Deutschland. Eine Supportband gibt es nicht. Pünktlich 20:00 Uhr geht das Licht aus und die Protagonisten betreten die Bühne.

Der Schlagzeuger Allan Tschicaja macht den Anfang. Der Däne ist international in der Szene bekannt, sitzt er doch bei den Pretty Maids ebenso an den Drums. Ihm folgt der preisgekrönte Bassist Michael Gersdorff Kristensen. Als letztes natürlich Søren Andersen. Der Gitarrist von Jesper Binzer, Marco Mendoza oder der Deep Purple Legende Glenn Hughes besitzt in Dänemark einen gewissen Kultstatus. Aber auch mit seinem Medley Studios in Kopenhagen ist er derzeit sehr erfolgreich. Die letzten von ihm produzierten Alben, wie Jesper Binzers „Save Your Soul“ oder auch „Heat Wave“ von Thundermother landeten in den Charts.

Das Album „Guilty Pleasures“ steht jedoch heute im Vordergrund. Es wird komplett und in der Reihenfolge der Tracks performed. Hierbei bekommen natürlich auch alle drei Musiker Soloparts. Zwischen den Stücken erzählt Søren auf Dänisch und Englisch kleine Anekdoten, die er zum Beispiel bei der Zusammenarbeit mit Marco Mendoza oder Glenn Hughes erlebt hat. Was die drei aus ihren jeweiligen Instrumenten herausholen, ist famos. Michael Gersdorff spielt seinen Bass in seinem Solo wie eine Gitarre, entlockt ihm Töne, die so sicher nicht im Sinne des Erfinders waren. Das über fünf Minuten andauernde Solo von Allan Tschicaja sorgt für offene Münder im Publikum. Sørens Künste an der Gitarre sind ebenso unbeschreiblich. Die Leichtigkeit, mit der er die Gitarre bearbeitet, ist unbeschreiblich. Wirkt die Platte etwas „elektronisch“ oder „langweilig“, so lässt das Erlebnis, die Stücke live zu erleben, nichts zu wünschen übrig. Die drei Ausnahmekünstler stellen sich dabei kaum in den Vordergrund. Sie agieren meist im Dunkel der Lichtshow. Wie erwartet, ist nach den letzten Klängen von Bipolar, dem letzten Song des Albums, Schluss. 94 Minuten feinster Unterhaltung sind zu Ende. Aber auch die Dänen verstehen es, Zugaben zu fordern. Spätestens jetzt reist es den letzten Gast von den nicht vorhandenen Stühlen. Das folgende Deep Purple Medley ist der letzte Beweis seines außergewöhnlichen Könnens. Auf einen gelegentlichen Ausflug ins Publikum der Shows verzichtet Søren Andersen heute allerdings. Dafür taucht er unmittelbar nach der Show am Merch-Stand auf und erfüllt jedem Gast noch Wünsche nach Autogrammen, Fotos oder einfach nur Smalltalk. Aber auch Allan schaut kurz vorbei und Michael gesellt sich zu dem gut aufgelegten Star ohne Allüren.

120 Kronen sind gut angelegt. Umgerechnet 17,00 Euro kostet uns der Spaß. Das ist für dänische Verhältnisse nicht mehr als ein Klacks. Gedränge gibt es keines, alle Besucher sind entspannt. Da es keinen Support gibt, ist man schnell wieder auf der leeren Autobahn gen Heimat. Irgendwie ist man schneller zu Hause, als wenn man in Kiel oder Hamburg zu einem Konzertabend fährt.
 
Wer jetzt neugierig geworden ist, kann Søren Andersen in diesem Jahr noch einmal in Sønderborg erleben. Mit seiner zweiten Band Electric Guitars gastiert er noch einmal am 16. Dezember 2021 in diesem beschaulich schönen Städtchen.

 

Setlist:

1. Der Er Et Yndigt Land / City Of Angels
2. Agent Wells
3. The Kid / Guitar Solo
4. Satori
5. Skybar
6. Bad Weather
7. Beirut / Drum Solo
8. Bird Feeder / Bass Solo
9. 1983
10. Bipolar
Zugaben:
11. Deep Purple Medley
12. John Mogensen

Berichterstattung / PhotoCredits: Norbert Czybulka

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