ELDEN RING Symphonic Adventure
Philipshalle Düsseldorf an einem schönen Frühlingstag. Ich stehe mit einem kühlen Bierchen vor der Bühne und freue mich auf mein erstes Blind Guardian Konzert. Ob sie den magischen Moment des Bard´s Song nochmal wiederholen können, den sie auf der „Forgotten Tales“ hatten? Ich bin jedenfalls gespannt, wie…Stop! Falsches Konzert und falsche Zeit; ein kleiner Zeitsprung, circa 23 Jahre später.
Es ist ein kalter Winterabend und ich befinde mich in der Mitsubishi Halle in Düsseldorf, die einst den Namen „Philipshalle“ trug. Hier hatte ich mein erstes episches Konzert mit meiner Lieblingsband erleben dürfen, als der `Bard´s Song ‘eskalierte und wir 20 Minuten frenetisch feierten und unsere Helden auf der Bühne völlig perplex und glücklich dastanden. Auf dem „Live“ Album hört und spürt man immer noch dieses Gefühl, das ein Leben lang bleibt. Heute bin ich teilweise von Leuten mit Bandshirts umgeben, aber auch Nerdshirts, Dark Souls Fans und sehr schick angezogene Leute, füllen die Halle, denn heute wartet ein Orchester auf, das in Kombination mit Spieleszenen Fans von Elden Ring beglücken wird. Vorhang auf für das ELDEN RING SYMPHONIC ADVENTURE.
Wer hätte gedacht, als im Jahr 2009 zum ersten Mal „Demon´s Souls“ auf heimischen PS3 Bildschirmen, vielen Gamern die Bildschirmtodflatrate bescherte, dass daraus ein ganzes Genre wachsen und so populär werden würde? Die Dark Souls Reihe besticht zwar durch seinen Schwierigkeitsgrad (der sich an die 90er Jahre Computerspiele orientiert; wenig Speichermöglichkeiten, keine Pause Taste und bockschwere Gegner), aber auch besonders durch seine mystische Atmosphäre und der kryptischen Lore. Elden Ring ist die aktuelle Speerspitze aller Souls Fans, denn hier kann man sich in einer Open World mit sämtlichen Spielmechaniken und Bossen auseinandersetzen, während man durch eine liebevoll gestaltete Landschaft reist. Umso wichtiger ist dabei ein atmosphärischer Soundtrack, der in der Philipshalle (sorry, Mitsubishi Halle) zelebriert werden soll.
Zunächst einmal folgendes Grundprinzip zum Verständnis: man kann mehrere Metalbands auf eine Bühne mit den lautesten Verstärkern hinstellen; gegen ein komplettes Orchester (inklusive Chor) hat in Sachen Durchschlagskraft niemand eine Chance! Nicht umsonst haben sich bereits Bands wie Dimmu Borgir, Kool Savas oder Led Zeppelin bereits für einen Live-Auftritt mit einem Orchester zusammengetan, um den eigenen Songs live auch eine epochale Durchschlagskraft zu vermitteln. Dass dies in Sachen Soundtrack zu Spielen und Filmen eindrucksvoll funktionieren kann, zeigen heute YouTube Videos, die während der Aufführung von „Game of Thrones“, „Wichter“ oder „Herr der Ringe“ gedreht wurden. Eine gute Ausgangsposition also für diesen Abend.
Das Licht erlischt. Über dem Orchester ragt ein gigantischer Bildschirm mit dem Elden Ring Symphonic Adventure Logo und leise Klänge des Intros läuten einen Abend der besonderen Art ein. Schaut euch einmal das komplette Intro von Elden Ring zuhause auf einem riesigen Bildschirm an und hört den Soundtrack dabei über Kopfhörer in der bestmöglichen Qualität. Dann bekommt ihr eine ungefähre Vorstellung, mit welcher Gänsehaut das Publikum in den ersten Minuten des Intros dastand und weiterhin mit einer konstanten Gänsehaut verwöhnt wurde. Danach wurde mit unterschiedlichen Charakteren die Reise durch die Spielwelt angetreten, wobei die Bosskämpfe jeweils Dreh- und Angelpunkt der Musikstücke sind. Slow Motion im Stil von 300, unterschiedliche Kameraperspektiven und Nahaufnahmen der Gesichter funktionieren mit der epochalen Wucht des Orchesters ausgezeichnet und entfachen neben der Gänsehaut direkt die Lust, sofort selbst Hand an den Controller zu legen, um die dargebotenen Kämpfe selbst zu steuern. Der Sound ist gut, die Lautstärke an einigen Stellen zu brachial, aber im Großen und Ganzen ein intensiver Trip für Augen und Ohren. Die emotionale Bindung aller Gamer spielt dem Orchester hier optimal in die Karten und gerade bei knackigen Bosskämpfen (ja, ich meine dich, Radagon!) kennt man jede Note des Soundtracks auswendig, weil man sich so oft durch die Kämpfe gequält hat. Bei allem Bombast und Kämpfen sind es aber besonders die ruhigen Momente, die diesen Abend zu etwas ganz Besonderem machen. So zieht sich das Orchester komplett in die Stille zurück, während Godrick sich in aller Ruhe in Richtung Kamera dreht, der Wind mit seinem Umhang spielt und er langsam seine Stimme erhebt. In diesen Momenten kann man eine Stecknadel unter den 7500 Anwesenden fallen hören und alles staunt voller Ehrfurcht, ehe das Orchester wieder mit voller Wucht einsetzt.
Mein persönliches Highlight (und wahrscheinlich vieler anderer), ist die Begegnung mit Malenia. Man kann förmlich die Anspannung aller Anwesenden spüren, als sie sich umdreht und mit den Worten „I am Malenia, Blade of Miquella. And I don´t know defeat!“ jenen Bosskampf einläutet, der sämtliche Souls Fans auf eine völlig neue Schwierigkeitsstufe befördert hat. Hier wurde ebenfalls ein fiktiver Charakter ins Rennen geschickt, obwohl bestimmt viele Anwesende auf den Auftritt des Spielers Let Me Solo Her gewartet haben, der durch sein professionelles Gameplay sogar von den Entwicklern ein Schwert Replika geschenkt bekommen hat. Der Mix aus Gameplayszenen und Orchester funktioniert optimal und es gibt keine Sekunde, in der es auch nur ansatzweise langatmig wurde. Das Publikum ist dankbar und so wird mit Standing Ovation und lauten Rufen eindeutig eine Zugabe gefordert, auf die keiner vorbereitet war. Um so schöner ist es, dass sie den Bosskampf von Godfrey nochmal spielen, aber sogar noch besser als vorher! Im Anschluss an das Konzert geht das große Pilgern zum Parkplatz los und man hört viele Gespräche, in denen über den Soundtrack, die Bosskämpfe und die Entwicklung der Souls Spiel gefachsimpelt wird. Wer Interesse an weiteren Infos zu der Souls Reihe hat, kann mich gerne bei RADU´S GAMING CORNER besuchen.
Fazit: Computerspiele, Filme und Serien sind endlich in unserer Popkultur angekommen und zelebrieren das, was uns besonders am Herzen liegt, auf unterschiedliche Weise. Klassische Musik gehört zum festen Grundpfeiler menschlicher Kultur, seit es Musik gibt. In der Mitsubishi Halle haben bereits viele unterschiedliche Bands ihren Fußabdruck hinterlassen (von Comedy, über Pop bis Metal ist alles dabei). Gaming hat sich mittlerweile aus seinem Nischendasein zu einer festen Lebenskultur entwickelt und hat einen festen Platz in vielen Herzen gefunden. An diesem Abend wurden sowohl Metalfans, Freunde der klassischen Musik, Fantasynerds und Gamingfreaks gleichermaßen bedient. Ein schöner Abend in friedlicher Atmosphäre, Leute aus unterschiedlichen Kulturen und mit unterschiedlichen Interessen werden aufgrund ihrer Leidenschaft zu Elden Ring hier friedlich vereint. Das ist meiner Meinung nach der perfekte Beweis, dass Kunst (in jeglicher Form) das beste Mittel ist, unterschiedliche Menschen zu vereinen und für eine bessere Gesellschaft zu sorgen. Denn solange die Leidenschaft in so einer warmherzigen Atmosphäre zelebriert wird, wird die Kunst weiterleben.