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R-EVOLUTION OF STEEL IX – „A last joyride“ im Monkeys Music Club Hamburg (16.02.2024)

Diese R-Evolution of Steel (sowohl am 16.02.2024 in Hamburg als auch am 17.02.2024 in Berlin) startet im Vorwege äußerst turbulent und für Veranstalter Pierre Bade sicherlich mit einigen Schweißperlen mehr auf der Stirn, als erwartet. Beworben wurde die R-Evolution of Steel monatelang mit einem LineUp bestehend aus The Unity, Wizard, Rebellion, Bäd Influence und Tragedian. Aber gut eine Woche zuvor rollten krankheitsbedingte Absagen ein. Zum einen fielen als Headliner The Unity aus und zwei Tage zuvor blieb Sänger Mel von Tragedian die Stimme weg. Kurzerhand sprangen dann für The Unity die Niederländer Metal Bats (The Ultimate Tribute of Vortex) ein und für Tragedian eröffneten in Hamburg Rhodo und in Berlin einen Tag später Dawn of Age. 

Wir vom NIC begleiten den Freitagabend im Monkeys Music Club Hamburg. Um 18:00 Uhr soll Einlass sein und um 18:30 Uhr steht mit Rhodo die erste Band auf der Bühne. Vor der Tür sammelt sich eine kleine Traube von Besuchern und wartet bei passend norddeutschem Schmuddelwetter vor der Clubtür. Nach und nach trudelten immer wieder neue Gäste ein, so dass sich langsam eine angenehme Menge einfindet.

Rhodo _ R-Evolution of Steel 2024
@Pic by Stefanie Preuß

Pünktlich starten nun RHODO. Eine Hamburger Band, die sich Ende 2022 zusammenfand und ein Zusammenschluss von vier altroutinierten und erfahrenen Musikern ist. Unter anderem sehen wir am Mikrofon Sören Meyer, der vielen als Bassist der Band Warpath bekannt sein dürfte. Beim Opener des Abends trifft Erfahrung auf jede Menge Spaß am Mucke machen und ihr Genre betiteln sie selbst als „Dirt-Rock“. Vor der Bühne ist noch nicht die Menge an Besuchern, die man sich als Musiker wünscht, dennoch geht es mit bester Laune und mit einer guten Portion Lässigkeit in die Vollen. Zwischen den Songs entsteht immer mal wieder ein kleiner Plausch zwischen Musikern und Publikum. Neben eigenen Songs, wie zum Beispiel „Backstage Dynamite“ oder aber „Another Whiskey“, gibt es die Covernummer „Bad Moon Rising“ von Creedence Clearwater Revival auf die Ohren. Das Hamburger Publikum scheint auf jeden Fall sichtlich zufrieden zu sein und das eine oder andere Bierchen läuft schon durch den Hals bis zur Leber und man spürt den Rock und Blues bis in die Beine. Aber nach neun Songs ist der Slot leider schon zu Ende und es geht in knapp zwanzig Minuten weiter mit der nächsten Band. Wer Rhodo noch einmal live erleben möchte, hat dazu Gelegenheit am 20.04.2024 bei der REVOLT! im Bambi Galore. Hier supporten sie Tytan, Kev Riddles‘ Baphomet u. Sonja.

Bäde Influence_R-Evolution of Steel 2024
@Pic by Stefanie Preuß

Schön schaurig geht es weiter mit BÄD INFLUENCE. Die Lokalmatadoren aus Hamburg kredenzen eine starke Horror Show mit brennenden Kreuzen, schwarzer Kleidung, Fledermausmaske und sexy Vampires auf die Bühne. Bäd Influence gibt es nunmehr schon seit 1992, somit stehen hier gut 32 Jahre Bandgeschichte vor uns und das bedeutet einiges an Songmaterial aus diversen Alben, die sich immer wieder mit dunkler Thematik, Horror und dem Tod beschäftigen. Beim Song „We Bite“ holt Frontmann Mark Schwarzkehlchen sogar seine Liebste aus dem Publikum auf die Bühne und zeigt seine Liebe durch einen herzhaften Biss in ihre Kehle. Um ihn herum die Band und zwei heiße weibliche Vampire, die tanzend begleiten. Blutig geht es sodann weiter mit „Bad Blood“ und einigen Songs mehr. Bäd Influence haben ihre eigene Fan-Hood dabei, denn zu diesem Zeitpunkt ist es deutlich voller vor der Bühne und die Crowd vor der Bühne feiert ihre „Homies“.

Metal Bats – The Ultimate Vortex Tribute R-Evolution of Steel 2024 @Pic by Stefanie Preuß

Durch den Wegfall von The Unity konnte Pierre Bade kurzerhand und glücklicherweise weitere „Fledermäuse“ verpflichten, denn mit der weitesten Anreise stehen nun die METAL BATS – The Ultimate Vortex Tribute aus den Niederlanden auf der Bühne. Vier Musiker, die den Oldschool Metal seit 1979 zelebrieren und das spürste dann auch gleich bei den ersten Riffs und der rotzig rockenden Stimme von Frontmann Yuryen Thundervox. Alte Hasen, die wissen wie Metal funktioniert und die mit einer absolut sympathischen Spiellaune loslegen. Riffs, die sofort auf die Fresse geben und des Headbangers Haare drehen in Windeseile einige Runden. Am Bass haben wir Harm ten Hoove, an der Gitarre Orion Roos und die Felle bearbeitet Henk Bosma, der an diesem Abend ein T-Shirt trägt, dessen Aufdruck dem im Dezember 2019 verstorbenen „Whirlewolf“ Martjo Brongers, Tribut zollt. „Er ist immer bei uns“ sagt Yuryen und erhebt sein Glas auf Martjo. Ein schöner Moment der Erinnerung und berührend zugleich. Ich als Kind des 80er Jahre Metals, fühle mich bei den Metal Bats gleich Zuhause angekommen. Nietenarmbänder, Lederkutte und der Wumms der Gitarrenmacht, der quietschend und zerrend Geschichten erzählt. Genau das war es schon, was mich als 6jährige faszinierte, als der Sound des Metals aus dem Zimmer meines Bruders drang. True Love! Gerne hätte es noch so weitergehen können, aber irgendwann war dann auch Zeit für die nächste Band. Nach diesem Hammer-Gig möchte ich sagen: Dear Metal Bats, please come back – sooner the better !!!

Pierre Bade_R-Evolution of Steel 2024 @Pic by Stefanie Preuß

Bevor es nun mit dem nächsten Act weitergeht, schüttelt „Losfee“ Pierre noch einmal die Tupper-Schüssel, denn auch dies gehört zur R-Evolution of Steel – die Tombola. Es konnten Lose zuvor gekauft werden und Pierre zieht nun aus der Schüssel die Gewinner-Nummern. Hier gibt es einige coole Präsente, wie z.B. das R-Evolution Tour-Shirt, das Pierre’s Ehefrau Viola wie immer liebevoll kreierte.

Band Nummer 4 war, wie schon 2018 im Bambi Galore, mein Zugpferd bei diesem Event. Zeit nun für den Vize-Headliner REBELLION. Mit Rebellion tauchen wir ab in die nordische Mythologie und als NordMensch ist es genau das, wo mein Herz aufgeht. Auch hier erwartet uns handgemachter True Metal der ersten Stunde.

Rebellion_R-Evolution of Steel 2024
@Pic by Stefanie Preuß

Tomi Göttlich am Bass, Michael Seifert (Gesang), Martin Giemza und Fabrizio Costantino an den Gitarren und die Drumsticks klöppelnd Sven Tost. Bei Rebellion zeigt sich auch das Hamburger Publikum äußerst textsicher und singt den einen oder anderen Song, wie „Liberté, Egalité Fraternité“ oder aber „Sweden“ lauthals mit. Das aktuelle 2023er Live-Album „-X- Live In Iberia“ gibt den Großteil der Setlist des Abends her, aber auch die Klassiker „Odin“, der im Refrain von allen Fans im Clubsaal mitgesungen wird (was für ein Gänsehaut-Moment) und „The Clans Are Marching“ finden ihren Platz. Nach „Einherjer“ und einer Stunde Spielzeit mit elf Songs, zieht die Rebellion mit den Göttern des Nordens dann von der Bühne. Was bleibt, sind zufriedene Gäste und verschwitzte Körper.  Ein Wahnsinns-Auftritt, eine geile Songauswahl und die Nähe und das Miteinander zwischen Band und Fans – einfach unbezahlbar!

Wizard_R-Evolution of Steel 2024
@Pic by Stefanie Preuß

Nach Rebellion sieht man viele Besucher langsam aufbrechen. Beim Headliner ist es deutlich leerer vor der Bühne geworden, was bei den übrigen Gästen aber keinerlei Spuren hinterlässt, denn sie feiern nun zusammen die letzte Band des Abends: Zeit für WIZARD! Wieder finden wir uns in der Rubrik German Oldschool Metal. Gegründet hat sich die Band im Jahre 1989 und schuf in dieser Zeit 12 Alben. Mit Sven D’Anna im Gesang, Michael Maass an der Gitarre und Snoppi Denn an den Drums stehen hier drei Gründungsmitglieder noch auf der Bühne, Arndt Ratering (Bass) kam 2013 zur Band und Tommy Hartung führt die weitere Wizard-Gitarre seit 2020. Auch hier zieht der Fan noch einmal alles aus den Poren und es wird zu Füßen der Musiker die Halsmuskulatur noch einmal strapaziert. Aber der wahre Metalhead kann es halt! Auch hier wird noch einmal eine Stunde purer Heavy Metal zelebriert und am Ende gibt es noch eine große Überraschung, denn den letzten Song „Open The Gate“ von den Metal Bats spielen diese nun zusammen mit Wizard. Was für eine geniale Session aller Musiker beider Bands „on stage“. Ein Epic-Moment für alle Beteiligten.

Fazit: Die R-Evolution of Steel ist eine solch detailverliebte Veranstaltung, die ihresgleichen in der Szene sucht. Gemacht für den Underground, gemacht für den schmalen Geldbeutel der Fans, erschaffen von Pierre Bade, der schon so tolle Events für uns zauberte. Mit Liebe, Herzblut und Leidenschaft trifft Pierre hier eine bestimmte Szene im Metalsektor, die einfach Familie ist. Da sind Musiker, Veranstalter, Mercher, Security, Fotografen und natürlich die Fans auf einer Ebene. Hier gibt es Umarmungen, hier gibt es Wiedersehen und du findest die Perlen des Metals, die alles andere als Mainstream sind. Die R-Evolution of Steel bringt regionale und internationale Bands des Undergrounds zusammen und beschert uns immer wieder schönste Live-Momente. So auch diese R-Evolution of Steel; diesmal zwar nicht im Bambi Galore, wie die Jahre zuvor, sondern im Monkeys Club Hamburg – aber auch hier war die Tour bestens untergebracht. Es hätten nur ein paar Gäste mehr sein dürfen. Bei einem Preis im Vorverkauf von 30,00 Euro und einem Abendkassenpreis von 35,00 Euro für fünf Bands, ist es für mich nicht verständlich, warum diese hammergeile Veranstaltung nicht besser besucht ist.

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Nur ein paar Tage nach der R-Evolution of Steel in Hamburg und Berlin ereilte uns auf Facebook die traurige Nachricht, dass Veranstalter Pierre Bade die Reihe der R-Evolution of Steel nicht mehr fortführen wird. Hier heißt es: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“. Ein großer Entscheidungspunkt sind gestiegene Kosten und ein schlechter Verkauf von Tickets und Merchandise. Ein Kostenrisiko, dass einfach – trotz Leidenschaft zur Musik und Liebe zur Szene – von Pierre nicht mehr zu woppen ist, denn die letzten Touren waren mit Einbußen im fast fünfstelligen Bereich zu verzeichnen.

Lieber Pierre, wir danken dir für all deine Liebe, dein Tun und dein Herzblut für die Underground Szene und wir danken dir, dass wir vom NIC dich in den letzten Jahren begleiten durften und wünschen dir alles Gute für die Zukunft. Ich bin mir sicher, dass wir beide uns weiterhin im Bereich Metal über den Weg laufen und bei nächster Gelegenheit vor der Bühne – ohne Kamera in der Hand und ohne Veranstalter-Stress – gemütlich Bands anschauen werden und dabei den einen oder anderen Pfeffi zusammen trinken. Im Namen des NIC Magazines sage ich DANKE für deinen Einsatz, deinen Glauben an die Szene und natürlich für all die schönen Momente, die du uns allen bereitet hast. Sag niemals NIE und ich habe es ein wenig im Gefühl, dass es irgendwann „vielleicht“ eine Wiederholungstat geben wird, aber erst einmal gönnst du dir und deinem Geldbeutel bitte eine Pause und schaust zufrieden auf all das, was du an Geschichte im Bereich „Underground Metal“ geschrieben hast. DANKE !!!

Berichterstattung / PhotoCredits: Stefanie Preuß

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