Konzerte

ULLA MEINECKE im Deutschen Schallplattenmuseum Nortorf (23.02.2024)

Ulla Meinecke ist seit über dreißig Jahren eine feste Größe in der deutschen Musik- und Kulturlandschaft. Ich hatte das Glück, sie bereits zweimal live zu erleben. Das war allerdings 1985 und 1986. Aber nicht nur musikalisch schwelge ich der Geschichte, denn das Konzert findet im bestuhlten Deutschen Schallplattenmuseum in Nortorf statt. Eine meiner absolut liebsten Konzertlocations. Das Museum ist im ehemaligen Kesselhaus der Teldec-Schallplattenfabrik untergebracht. An dieser Stelle wurden zu Spitzenzeiten 30 Millionen Schallplatten jährlich hergestellt.

Der Konzertabend ist mit 160 Zuschauern restlos ausverkauft. Schon weit vor dem Einlass stehen schon etliche Besucher an, um sich gute Plätze zu sichern. Das umfunktionierte Foyer des Museums füllt sich zügig und pünktlich geht es los. Schon bei der Begrüßung hört man, dass ihre Stimme nichts an Faszination und Klarheit verloren hat. Wir erfahren, dass sie hier in der Fabrik bereits Ende der Siebziger die Platten von Udo Lindenberg und auch ihr eigenes erstes Album abgenommen habe. Begleitet wird Ulla Meinecke von dem Multi-Instrumentalisten Reimar Henschke. Sie steht mit einer Hamburger Kapitänsmütze auf der Bühne. Seit dem 16. März 2020 trage sie diese ständig, da sie ihr hilft sich landfein zu machen und in der Coronazeit die Fassung zu bewahren, erzählt sie. 

Ihre Texte schreibt sie alle selbst, bei der Musik bedient sie sich gerne bei Freunden. So geht es musikalisch mit bekannten Melodien los. Zur Musik von Bruce Hornsby bekommen wir „Das war schon immer so“ von 1991 und zur Musik von Udo Lindenberg heist es „Nichts haut einen Seemann um“. Erst jetzt erfahre ich, das sie vor ihrer eigenen Karriere Büroleiterin von Udo war. Aber ihre Geschichten und Anekdoten sind auch sehr unterhaltsam und wie ihre Texte auch immer aus dem Leben. Bei manchen Begegnungen merke sie schnell, dass es keine Silberhochzeit geben wird, erzählt sie und hat die Lacher auf ihrer Seite. „Wir passen nicht zusammen“ stammt vom 1994er Album „An!“. Die Erkenntnis, das Treppen in ihrem Alter nun einen Handlauf brauchen gipfelt im Song „Ich bin zu alt“. Nun ja, immerhin feiert sie bald ihren 70. Geburtstag… Sie wollte bei Tom Sawyers Huckleberry Finn nie die makellose Becky Thatcher sein und singt in einem brandneuen, noch nicht veröffentlichten Song über ihr Lieblingstier, den Bär. Rio Reiser’s Junimond beschließt dann nach 45 Minuten den ersten Teil des Konzertes. 

Die halbstündige Pause wird gerne genutzt, um sich auf dem Weg zum WC ein wenig im Museum umzuschauen. Die Ausstellung ist zwar abgesperrt, sehenswert ist es trotzdem und macht Geschmack darauf, das Museum auch eimal außerhalb der Konzertreihe zu besuchen. 

Der zweite Teil beginnt dann mit dem Stoppock-Cover „Wie tief kann man sehen“ und dem Song „Süße Sünden“, der auf meiner „Die Tänzerin“-Maxi Single die B-Seite ist. Ulla Meinecke erzählt, dass sie ja auch schon drei Bücher geschrieben habe und die Erfahrung gemacht hat, dass die Musen launische Weiber seien. Nach den Songs „Lieb ich Dich zu leise“ und dem Paul Simon Cover „50 Tipps“ kommt sie zu dem Song „Wir“. Die Musik ist eine Komposition vom Gitarristen Ingo York. Sagt Ihnen nichts? Früher hieß er Ingo Griese und war Bassist bei den bekannten DDR-Rockgruppen Rockhaus und Pankow. Den letzten Song des offiziellen Teils hat sie mit Tobias Künzel von den Prinzen zusammen zum Leben erweckt. Sie sinnierten so in ihrer Küche herum, als ihr der schon lange fertige Liedtext in ihrer Schublade einfiel. 

Auf das „Bühne runter und wieder rauf“ verzichtet sie. Weiss doch sowieso jeder, was kommt. Die langersehnte „Tänzerin“ ist natürlich als Zugabe gesetzt. Der Song „Mehr“ bildet dann wirklich den Schlußpunkt des Abends. „Mehr“ gibt es direkt im Anschluss, denn Ulla Meinecke lässt es sich nicht nehmen, noch für Autogramme, Fotos und Small Talk zur Verfügung zu stehen. 

Fazit: Bei einem Eintrittspreis von 25,00 Euro eine herrliche Zeitreise. Das Veranstalter-Team von der Kramer Scheune in Nortorf hat wieder für einen runden, gelungenen Abend gesorgt.

Die Setlist des Abends:

Set 1:
1) Das war schon immer so, 2) Nichts haut einen Seemann um, 3) Wir passen nicht zusammen, 4) Ich bin zu alt, 5) Wer wird schon Becky Thatcher sein?, 6) Bär, 7) Junimond
Set 2:
1) Wie tief kann man sehen, 2) Süße Sünden, 3) Lieb´ ich dich zu leise, 4) 50 Tipps (50 Möglichkeiten, Ihren Liebhaber zu verlassen), 5) Wir, 6) Der Mann im Mond ist ein Mädchen
Zugaben: 
1) Die Tänzerin, 2) Mehr

Berichterstattung / PhotoCredits:  Norbert Czybulka

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