ROSS THE BOSS im Hademarscher Hof (12.05.2023)

Am vergangenem Freitag bescherte uns der Hademarscher Hof in Hanerau-Hademarschen, direkt am Nord-Ostsee-Kanal gelegen, abermals ein  hammergeiles Line-Up. Oftmals habe ich diese Event-Location empfohlen und jedes Mal setzten die Veranstalter einen drauf. Auch an diesem Abend brannte die Hütte. Auf der „Menükarte“ des Hofes standen heute Ross the Boss, und Sanhedrin (New York) mit Savage Existence (Costa Rica). Diese Metal-Packung enthielt Spuren von MANOWAR, denn Ross Friedman ist derzeit mit der 35 Jahre Jubiläumstour des „Kings of Metal“ Albums unterwegs und warf glücklicherweise auch in Hademarschen den Anker. Ich muss zugeben, dass ich den Beipackzettel nur überflogen hatte, um dann völlig überraschend dem Helden meiner Jugend hautnah gegenüberzustehen. Was für ein Abriss war das denn bitte?

Wie immer im Hademarscher Hof: Kommste etwas zeitiger an, kannste vorher den Hunger stillen am absolut leckeren Buffet – gegen Entgelt, aber vollkommen moderat. Leicht gestärkt geht es in den Saal. Bei der Opener Band geht man  ja eigentlich davon aus, dass es gut losgeht, aber bei allem Weiteren eine Steigerung des Abends erwartet wird. ABER: Nun kamen Savage Existance auf die Bühne und ballerten schlichtweg schon zum Anfang einen raus. 

Savage Existance
Savage Existance

Vom ersten Ton an war klar, die machen keine halben Sachen. Die hatten ordentlich Wums und kamen dermaßen brachial daher, dass man erst einmal mit offenem Mund da stand, um den Druck auszugleichen. Das Grinsen der Fans und teilweise die geschockten Blicke einiger Gäste waren echtes Gold wert. Es war temporeicher und absolut stressabbauender Metal vom Feinsten, der im Fullspeed mit deftigen Vocals serviert wurde. Die erste Band im Line-Up hat es erfahrungsgemäß immer schwerer, denn sie muss das Publikum warm machen. Bei Savage Existence erschien dies nicht sehr schwer, denn die Metalheads im Publikum waren schon ordentlich auf Temperatur und gingen richtig gut ab. 

Als zweite Überraschung kamen nun Sanhedrin auf die Bühne. Die drei Musiker aus Brooklyn servieren Heavy Metal im frisch modernen Soundkostüm. Gegründet wurde die Band im Jahre 2014 und derzeit haben sie ihr im Februar diesen Jahres erschienenes Album „Light On“ mit im Gepäck. Frontfrau Erica kommt mit energiegeladener Powerstimme daher. Ich muss schon sagen, absolut schnörkelloser und selbstbewusster Sound, der zu empfehlen ist. Ich habe dazu einen Link gefunden. Hört einfach mal rein bei Sanhedrin .

Sanhedrin
Sanhedrin

Jetzt ist nun aber Zeit für den Headliner des Abends. Ross The Boss liefern nun abschließend  die komplette Metal-Party zum Mitsingen. Selten haben wir hier in unserem kleinen Schleswig-Holstein die Chance auf Legenden zu treffen und dazu auch noch Jemanden in so guter Form wie Ross Friedman. Da stand er nun, der ehemalige Gitarrist von Manowar, auf der anderen Seite am Bass Dirk Schlächter (Gamma Ray), an den Drums Sean Elg und gesanglich rundet Marc Lopes das Ganze ab. Ross stand da, wie ein Fels und beobachtete sehr genau, was im Publikum so alles abging. Dazu spielte die Bands Songs des legendären Manowar Albums „Kings of Metal“, das derzeit sein 35jähriges Jubiläum feiert. Die Band spielte  „unsere“ Songs genau so, wie wir diese seinerzeit vom Vinyl auf schlimmen Lautsprechern heruntergekratzt haben.

Keineswegs war das heute Abend hier aber eine Retro-Show, sondern erfrischend starker Gesang, unterlegt mit klassischen Riffs der Oberklasse. Es war ein Abend auf dem Olymp des Metals(!) – das zeigt wieder, dass es noch einiges auf dem Markt gibt, was kaum abgerufen wird. So habe ich auf der Kieler Woche z.B. für mich wieder Rose Tattoo entdeckt und war überrascht, wie geil gerade solche Bands nach wie vor die Fans bzw. das Publikum mitnehmen können. Hab mir dann direkt die Scheiben von damals erneut reingezogen. Spannenderweise erreichen genau diese Bands auch die jüngere Metal Generation, was einfach unbezahlbar ist. Metal kann also eine zeitlose Komponente sein, die aber klingt, als wäre sie gerade jetzt für uns zusammengeschraubt worden. Der berühmte Satz über Ross Friedman stimmt nach wie vor: „Die alten und die neuen Ross Alben, sind das, wo Manowar heute hätte sein können“. 

Hier im Hademarscher Hof stimmt einfach die Mucke, man erlebt einiges, trifft im kleinen Rahmen auf Persönlichkeiten und auch der Bierpreis stimmt hier noch. Ich hatte heute wieder einmal einen tollen Abend, schön familiär im Kreise der Kuttenträger. Genau Ihr Metalheads seid es, die solche Touren erst möglich machen. Hier haben wir Veranstalter, die etwas von guter Musik verstehen und Fans, die vom Sofa hochkommen. Leider gab es am Tag danach noch viele Veranstaltungen in der Nähe, was diesem Termin etwas zum Nachteil gelangte, nichts desto trotz haben es alle Besucher komplett genossen.

Ross the Boss
Ross the Boss

Was macht diesen Club im kleinen Hanerau-Hademarschen so besonders? Na klar, die Party und die friedlichen Leute, die tatsächlich für geile Bands auch mal 30 Minuten länger fahren. Da wurde standesgemäß zu Ross The Boss dann auch über das eigene T-Shirt das Manowar Shirt gezogen, um so eben auch eingestimmt zu sein. Eine Szene, die ich hier zum ersten Mal beobachtet habe. Was dieser Laden braucht, ist eine treue Gemeinschaft von Leuten, die die Leistung, die hier angeboten wird, auch zu schätzen weiß. Daher wieder mein Tipp: Behaltet den Hademarscher Hof programmmßig im Auge und fahrt einfach mal hin und testet die Location.

Nach dieser Show geht der Hademarscher Hof in die Sommerpause und wir können nur hoffen, dass es mit solchen Clubs weitergeht. Auch ich werde in diesem Jahr mal ein Festival auslassen, da die Lage im Land so verdammt teuer geworden ist, dass man sich langsam wirklich überlegt, wo man hingeht, und ob es jede Show sein muss. Solche Läden aber kalkulieren topp und die Preise sind stabil, was nur mit Leidenschaft für die Sache machbar ist. Meine Empfehlung halte ich also aufrecht und gehe noch einen Schritt weiter.  Schaut Euch mal die Tourdaten der Bands an, und man sieht tatsächlich, wie klein einige Hütten sind. Da ziehe ich immer die kleinere Location für die Stimmung vor. In Hademarschen ist die Sicht auf die Bühne garantiert und Licht und Sound besser als in vielen bekannten Clubs, die zuletzt 1989 eine Glühbirne gewechselt haben und wo man beim Bierpreis noch eine Schippe Kaviar erwarten würde.

Wer eine solche Chance nicht wahrnimmt, ist leider an diesem Abend auf der Verliererseite gewesen. Alle tatsächlich Anwesenden waren echten Göttern niemals näher.

Bericht und Fotos: Dirk Jacobs

 

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