Interviews

„Szene-Typen“ – MASCHINE NITROX (Interview)

Wen liebt Ihr und wer liebt Euch? Naaaaaa, ahnt Ihr schon mit wem ich mich heute unterhalten werde? Ein Unikum ist er auf jeden Fall. Eine Berliner Frohnatur, die vor vielen Jahren ordentlich „eingenordet“ wurde und ja, eben eine echte Type, die man hier bei uns im Norden kennt oder einfach auch kennenlernen sollte!

Ja, liebe Leute, heute gibt es keine freundschaftliche Umarmung – wir halten Abstand und das Ganze von daher leider nicht persönlich, sondern schriftlich. Ich konnte diese Woche Andreas Pooch, alias Maschine Nitrox für ein Interview gewinnen und freue mich auf die „getippte Plauderei“. Gut, dass wir die neuen Medien haben – die machen es auch dieser Zeit möglich. Ich fange dann einfach mal an:

Hallo Andi, schön, dass Du Dir Zeit für mich und mein Magazine genommen hast. Diesmal, dank Covid19 leider nicht persönlich, aber dennoch freue ich mich natürlich.

Andreas: Hallo Stefanie, ja, mal ganz anders 🙂

Du bist ja grundsätzlich ein gut gebuchter Künstler/Entertainer, bekannt aus diversen Musikprojekten, aber natürlich auch bekannt durch Deine Late Night Show, die Du zum einen auf dem Wacken Open Air, dem Werner Rennen oder aber auch für Radio Bob präsentierst.

Andreas: Ich muss ein wenig ausholen, da sich der Name aus zwei Epochen meines Lebens zusammensetzt. Maschine ist ein Spitzname, der mir in der späten Jugend quasi verliehen wurde. So heiße ich schon eine ganze Weile, nicht nur als Künstler, auch bei Freunden. Fänd ich auch irgendwie kacke, sich selbst den Namen Maschine als Künstler zu geben. Nichtsdestotrotz ist er das nun bei mir. Nitrox hingegen kommt eigentlich vom Tauchen. Ich bin früher viel getaucht, und willst Du beim Tauchen tiefer als die normale Sporttauchtiefe von 30 m bis 40 m, kannst du dieses Gasgemisch sozusagen als Additiv verwenden, um tiefer zu tauchen. Zu dieser Zeit waren wir auch dabei eine Plattform im Web für Musik, Künstler, Bands, etc. zu gründen. Sind rumgefahren von Konzert zu Konzert  (das kennst Du ja), gefilmt und Interviews gemacht. Das Motto war „Dive deeper into music“ und die Plattform haben wir daher „Nitrox TV“ genannt. Schicke Seite war das. In der Zusammensetzung deswegen „Maschine Nitrox“. Kurz erklärt 🙂

Du bist ja wirklich ein Allrounder. Man hat das Gefühl, es gibt nichts, was es für Dich nicht gibt und auch nichts, was Du nicht tun würdest. Kommen wir also erst einmal zum Künstler „Maschine“. Erzähl unseren Lesern doch einmal, was Du so alles musikalisch machst, welche Projekte es gibt bzw. gab.

Andreas: Zur Zeit – aus dem Grund „Zeit“, ist das recht überschaubar. Da singe / shoute ich noch in meiner Ur-Band Das Beben. Das ist toll, immer noch … haha. Deutsche Texte und ein Crossover aus Punk, Metal und was einem so zu den Songs sonst noch einfällt in der Entstehung. Dann gab es noch die Bands‚ „Acoustic Guerillas“ und „Rakete Mendoza“, in denen ich getrommelt habe. Ansonsten immer wieder verschiedene Projekte. Das Schönste, und auch immer noch aktuell, ist „Monsieur Bernie & Maat-Schine“ die kleinste Shanty-Band der Welt‘, in der mein Freund Bernie Akkordeon spielt und ich Shanties und Chansons singe.

Und dann blicken wir gleich einmal im Anschluss auf den Entertainer „Maschine“. Was machst Du hier alles? Ich weiß ja, wieviel es ist, aber vielleicht der eine oder andere von unseren Lesern noch nicht.

Andreas: In der Hauptsache bin ich Moderator. Ich moderiere (fast) alles. Das macht ’nen Heidenspaß. Große und kleine Festivals (Wacken, Wilwarin), ich mache Bingo und Karaoke und natürlich meine eigene Show, die da genannt wird „Maschines Late Night Show“. Zur Zeit auf Instagram bei Radio BOB (für die ich auch OffAir Moderator bin), sonst auf Festivals. Ich lese und spreche Dinge ein, für Dokus oder als Rolle in z.B. den John Sinclair Hörspielen. Ganz viel der Kasper sein kommt noch dazu 😀 Eine meiner Haupt- und Lieblingssachen sind die Charity-Adventure-Rallys, die ich zum Teil mitorganisiere und als Host betreue. Dies mache ich mit zwei Freunden zusammen, welche ich als meine Brüder bezeichne und betrachte. Die Firma dazu heißt „Superlative Adventure Club“. Wir haben aktuell 6 Rallys, die wir pro Jahr machen und fahren mit verschiedenen Teams je einmal im Winter sowie im Sommer, um die Ostsee (Baltic Sea Circle), über den Balkan, durch das mehr oder weniger vereinte Königreich und durch Europa. Gerade leider schlechte Zeiten dafür, aber das ändert sich auch wieder. Hier lege ich viel Energie rein.

Apropos Wacken: Wie bist Du eigentlich an diese große Nummer herangekommen und seit wann mischt Du bei diesem weltweit größten Metalfestival mit?

Andreas: An das Wacken Open Air bin vor 10 Jahren durch einen Freund, Nick, gekommen. Wacken hat mit dem „Bullhead City Circus“ damals seine Bandbreite erweitert. Hier wurde ein Moderator gesucht, der passt, das war dann eben ich. Über die Jahre wurde ich dann auch überall anders eingesetzt, auf der „Full Metal Cruise“ oder dem „Full Metal Mountain“. Ich bin den Leuten von Wacken sehr dankbar, war und bin aber wohl auch gut in dem was ich tue, hehe …

Ich bekomme ja sehr wohl mit, was Du so das ganze Jahr über treibst, aber am meisten freue ich mich alljährlich auf die Baltic Sea Circle Rally. Jedes Jahr schreie ich ja schon immer: „Nimm mich mit“ und eines Tages werde ich das auch machen. Erzähle doch einmal, wie das so abläuft, was Dein Job dabei ist und wohin die Route alljährlich führt.

Andreas: Der „Superlative Adventure Club – SAC“ ist meine Herzenssache. Ich hab ja eben zuvor schon beschrieben, wo wir so lang fahren, aber es lohnt sich mal auf unsere Seite www.sac.me zu schauen. Dort sind alle Rallys ausführlich beschrieben. Ich bin dort in der Organisation sowie der Ausführung der geplanten Betreuung der Rally-Teams zu finden. The „man on the spot“.

Wer Dich das erste Mal sieht, denkt sicherlich „Was für eine skurile Type“. Wenn man Dich dann aber kennengelernt hat, ist man fasziniert und kann Dich eigentlich nur liebhaben 😉 Eine verrückte Type, eine ehrliche Type, eine herzliche Type und vor allem eine spaßige Type. Bist Du immer gut gelaunt oder gibt es auch Dinge, die Du echt nicht leiden kannst und die Dich ärgerlich machen? Wenn ja, was wäre das zum Beispiel?

Andreas: In erster Linie ärgert es mich, meine Zeit mit schriftlichen Interviews zu vergeuden. Stundenlanges Tippen, um dämliche Fragen zu beantworten sind mir ein Greuel 😉 Du merkst, dass es wirklich recht wenig gibt, was mich ärgert, ich bin immer sehr gerne ironisch bis sarkastisch, frech und provokant. Meine meist positive Einstellung, selbst in miesen Situationen, geht vielen auf den Sack, denke ich. Man fragt oft: „Sage mal das kann doch gar nicht sein, das ist doch alles kacke hier gerade, warum bist du so fröhlich?“ Bin ich nunmal und mache bevorzugt aus Scheisse Bonbons. Ich mag keine dummen Menschen (in erster Linie, dumm wie unbelehrbar), Intoleranz, Nazis oder Gewalt gegen irgendwas. Jegliche Form von Faschismus finde ich zum Kotzen, nicht nur in der rechten Richtung. Da ich mich zwar damit auseinandersetzte, mich aber so wenig wie möglich mit solchen Leuten umgebe, blende ich diese Dinge weitestgehend aus. Man könnte fast meinen, ich wäre ein Verdrängungskünstler, haha – doch bin ich recht reflektiert.

Ideen sprudeln aus Dir nur so hinaus. Ich habe das Gefühl, deine Gedankenwelt und Ideenwelt ist so ein 24/7-Ding. Gibt es auch den Andreas, der ruhen kann, der Stille genießen kann? Suchst Du Dir auch ab und an diese stillen Momente? Ganz allein?

Andreas: Selten

Wo bekommst Du eigentlich immer Deine Garderobe her? Da ist ja alles dabei, bunte Bermudas, Schlaghosen, Glitteranzüge, Plateauschuhe und einiges mehr. Kaufst Du Second-Hand? Bist Du so ein Shopping-Typ?

Andreas: Ich bin oft in Second Hand Läden unterwegs, schaue auch im Netz aufmerksam hin. Die Sachen ergeben sich meist, ich kaufe da auch auf Verdacht. Irgendwann braucht man das schon, oder ich hab was für Andere. Shoppen kann ich schon als eine Lieblingsbeschäftigung bezeichnen.

Deine Mami konnten wir ja bereits hier und und da auch einmal auf Fotos mit Dir zusammen sehen, auch konnte sie mit Dir zusammen im vergangenen Jahr Udo Lindenberg auf seiner Kreuzfahrt treffen. Wie ist es für Deine Mutter, wie sieht sie Dein Leben? Sicherlich ist sie jetzt stolz wie Bolle, aber war das gleich von Anfang an so? Oder hieß es auch erst einmal „Mensch Junge, lerne etwas Vernünftiges“. War es ein langer Prozess „Mami Maschine“ stolz zu machen?

Andreas: Nö, das war zum Glück immer so. Meine Mami stand jederzeit hinter mir, war jedoch nicht antiautoritär. Eine starke Frau, die mir zwangsläufig einiges zutrauen musste als Alleinerziehende. Sie hat mich tolerant und doch wertebezogen erzogen. Das Schönste war immer meine Freiheit, und ich danke ihr dolle, dass ich das machen konnte, was ich wollte. Da hat sie mir die Kreativität geschenkt, die Süße. Fazit: Eine tolle Mutter, ohne die ich nicht wäre, was ich bin. Stolz ist sie auch, die Mami …

Der Kieler Marionettenbauer Peter Beyer, baute Dir sogar eine Maschine Nitrox Marionette, die ziemlich nah an das Original herankommt. Man konnte Dich zusammen mit der Puppe auch schon auf der Bühne sehen. Auch Tim Eckhorst, der Wacken Zeichner, fertigte eine Maschine Nitrox Zeichnung für Deine eigenen Shirts. Du bist schlichtweg eine Persönlichkeit des Nordens. Dein Weg – gerade auch die letzten drei Jahre – verlief rasant und auch positiv, würde ich sagen. Wenn Du jetzt einen Wunsch frei hättest, was würdest Du gerne noch einmal machen, sei es an Moderation oder aber auch an Musik oder vielleicht etwas ganz anderes? Irgend so ein Herzensding. Gibt es da etwas?

Andreas: Das ist schön, dass du diese Menschen erwähnst – ich sehe das stellvertretend für so viele tolle Persönlichkeiten, die zum Glück mein Leben bereichern. Das Geben und Nehmen, die gemeinsamen Projekte, dass Jeder Jedem hilft und die Möglichkeit, auf das Können Anderer zurückgreifen zu können, sind eine unfassbar schöne Sache und, da kannst du eigentlich jeden Künstler oder Kreativen fragen, absolut essentiell. Ich helfe so gern und bin froh, dass mir geholfen wird. Stell Dir mal vor ich hätte die Marionette selbst gebaut, oder die Zeichnungen für Shirt und 1000 andere Dinge in Eigenregie angefertigt, oh man, wie grausam. Da habe ich keine Talente :O, insofern an dieser Stelle DANKE an Alle. Sollte ich einmal Wünsche frei haben, dann möchte ich alle Sprachen sprechen können, alle Instrumente der Welt beherrschen und gesund und fit bleiben und so lange auch das Leben leben, wie es mir gefällt.

Auch bei Dir ist nun bedingt durch die Corona-Krise ein Stillstand zu verzeichnen. Gerade der Eventbereich ist stark betroffen und somit auch Du selbst. Was macht Maschine Nitrox, eine Persönlichkeit, die Stillstand nicht kennt, denn jetzt in dieser Flautezeit? Kann man Dich irgendwie unterstützen?

Andreas: Ja, das ist großer Mist. Abgesehen davon, dass einem das Auftreten und das Publikum fehlt, ist diese soziale Isolation „bäh“. Dafür ergeben sich jedoch so viele andere Möglichkeiten und herrliche Perspektiven. Das Netz ist hier fantastisch. Was hier zur Zeit passiert ist der Wahnsinn. Nicht nur die ganzen Shows und Ideen, die umgesetzt werden, Bands geben umsonst Konzerte für die Leute, die Solidarität der Fans, die mit Geld und Zuspruch ihre Künstler unterstützen, sind der Wahnsinn. Auch privat wird wieder so viel miteinander kommuniziert, alles entschleunigt sich so wunderbar. Wichtige Dinge im Leben, der Umgang miteinander treten mehr in den Vordergrund. Geld ist gar nicht mehr soooo im Vordergrund. Sollten wir, und vor allem „Die-da-Oben“ nur etwas mitnehmen aus dieser Krise > Halleluja !

Ich bin fein, da ich mich ohnehin immer beschäftige. Am Anfang hab ich gedacht, ich werde vor Langeweile eingehen. Jetzt sind es schon wieder acht Projekte. Das einzige was echt blöd ist, dass alle Aufträge wegfallen und ich bald pleite bin. Geht ja nun auch nicht nur mir so :/ Naja, kommt Zeit, kommt Rat, anderweitig gehe ich auf Betteltour, hab ja Erfahrung damit auf der Strasse zu leben (war ne gute Zeit 😉 )

Also Andi, ich danke Dir für Deine Zeit. Bleib bitte gesund! Ich hoffe, dass wir beide uns schon bald, wenn dieser Spuk ein Ende genommen hat, auf einem Event wiedersehen.

Andreas: Das werden wir und danke Dir für dieses Gespräch. Grüße an Alle und macht es Euch schick.

 

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